Goch. Der Heimatverein wünscht sich gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, Plätze für Außengastronomie und einen neuen Ort für den Geschichtsbrunnen.
„Es ist das Wahrzeichen unserer Stadt“, sagte Jürgen Vennmanns (BFG) über das Gocher Steintor. „Aber sein Umfeld wurde bislang etwas stiefmütterlich behandelt. Es ist möglich, den Bereich attraktiver zu gestalten“, stellte der Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses fest und führte damit am Dienstagabend einen Antrag des Heimatvereins Goch ein, der genau dies vorsieht: die Umgestaltung des Umfeldes am Steintor.
Der 1. Vorsitzende Franz van Beek skizziert darin drei Ziele für die städtebaulich sensible Umgebung im Herzen der Stadt. Der Heimatverein möchte erstens die „Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer auf der Bahnhofstraße von der Einmündung der Steinstraße bis zur Nierswelle einschließlich“, zweitens die „Schaffung von Plätzen (im Sinn von Piazzen), auf denen Gastronomen Außengastronomie ermöglicht wird“ und drittens das „Umsetzen des Geschichtsbrunnens an eine weniger raumgreifende Stelle“ erreichen.
Diskussion über die konzeptionelle Arbeit in Goch
Für den Vorstoß gab es über alle Fraktionen hinweg grundsätzlichen Zuspruch. Doch bis sich etwas rund um das einzige erhaltene Gocher Stadttor verändern wird, dürfte noch einige Zeit ins Land ziehen. Denn die Innenstadt ist derzeit Gegenstand zahlreicher Neuplanungen, im Hintergrund ist viel in Bewegung. Das Radverkehrskonzept, das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), ein Mobilitätskonzept, die weiter ungeklärte Zukunft von Marktplatz und Klosterplatz und die vom Rat beschlossene Bewerbung für die Landesgartenschau 2029 – alles tangiert das Zentrum. „Wir empfehlen die Umgestaltung des Umfeldes des Steintors nicht als isolierte Einzelmaßnahme, sondern im Kontext der Gesamtplanungen zu sehen“, so Stadtbaurat Dominik Bulinski.
Sozialer Wohnungsbau
Auf Antrag der CDU-Fraktion wird die Gocher Stadtverwaltung ein Gesamtkonzept für den sozialen und kommunalen Wohnungsbau erarbeiten. Darin sollen unter anderem geeignete Flächen aufgezeigt und Vorschläge zur Trägerschaft unterbreitet werden. „In erster Linie soll die Stadt den Wohnungsbau entwickeln“, sagte Marc Groesdonk (CDU).Wolfgang Peiter (Stadtplanung und Bauordnung) sprach von einem „durchgehenden Aufwärtstrend“ auf knapp 900 bei den Sozialwohnungen in den vergangenen zehn Jahre. Hermann-Josef Brendieck (Grüne) stellte dagegen einen „eklatanten Mangel“ fest. Rund 60 Wohnungen würden aktuell fehlen.
Dafür zeigte die Politik zum einen Verständnis. „Es wäre Blödsinn, jetzt Fakten zu schaffen“, sagte etwa Hermann-Josef Brendieck (Grüne). Zum anderen regte sich Widerspruch. „Wir werden nie fertig, wenn wir nur auf Konzepte warten“, meinte Ludwig Kade (sachkundiger Bürger für das BFG). Jürgen Vennmanns sorgte sich ebenfalls: „Wir entwickeln Ideen, kommen aber nicht zu Ergebnissen.“
Hoffnung auf Fördergelder
Diese Ungeduld äußerten noch weitere Ausschussmitglieder, so dass Bulinski einräumte, aktuell „viele Konzepte vor der Brust zu haben“. In der Stadt Goch sei jedoch in Vergangenheit lange nicht konzeptionell gearbeitet worden. Der Stadtbaurat kündigte an, dass das Radverkehrskonzept, das coronabedingt deutlich im Verzug ist, und das ISEK in diesem Jahr abgeschlossen werden. Und Bulinski hatte ein gutes Argument, dass die Arbeit an den Konzepten kein Selbstzweck ist. Konkret mit Blick auf das Steintor-Umfeld erläuterte er: „Als Einzelmaßnahme gibt es dafür keine Fördermittel. Im Rahmen des ISEK ist dagegen mindestens eine Zweidrittel- oder sogar eine 80-prozentige Förderung möglich.“
Der Verweis auf die Finanzierung überzeugte angesichts des angespannten Corona-Haushalts. Einstimmig beschloss der Bau- und Planungsausschuss, die drei vom Heimatverein formulierten Ziele in die innerstädtische Gesamtkonzeption einzubinden. Jürgen Vennmanns regte darüber hinaus eine Art Machbarkeitsstudie an, in der die Verwaltung im Spätherbst dieses Jahres Umgestaltungsoptionen für das Gebiet am Steintor vorstellen solle. Wolfgang Jansen, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft „GO!“ reagierte darauf verhalten: „Es wäre nicht angemessen, irgendetwas aus dem Ärmel zu schütteln. Wir brauchen eine vernünftige Lösung und keinen Schnellschuss.“