Kalkar. Erstmals bietet der Bauhof in Kalkar Ferienjobs an – und trifft gleich auf großes Interesse. Die Schüler stören sich nicht am frühen Aufstehen.
Um 5.40 Uhr klingelt bei Tomass Grube der Wecker. Nicht gerade eine wohlige Aufstehzeit für einen 16-jährigen Schüler in den Sommerferien, möchte man meinen. Doch der angehende Zehntklässler des Jan-Joest-Gymnasiums verlässt freiwillig frühmorgens sein Bett, um beim Bau- und Betriebshof in Kalkar mit anzupacken. Erstmals bietet das städtische Unternehmen, das nur 100 Meter von seinem Zuhause entfernt liegt, Ferienjobs an. Tomass Grube fühlte sich angesprochen. „Man kommt durch das frühe Aufstehen in einen guten Rhythmus“, sagt er und fügt ehrlich die Hauptmotivation für die Arbeit in der 39-Stunden-Woche an: „Am besten gefällt mir das Geld, das ich dazu verdienen kann.“
Den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde erhalten die sechs Schüler, die sich die Ferienzeit aufteilen. Ein weiterer Abschlussschüler unterstützt die Bauhofmitarbeiter nach den Ferien. Rund 20 Bewerber hatten sich auf den Aufruf gemeldet, den die Stadt Kalkar vor allem bei Facebook und auf Instagram platzierte. „Darüber erreicht man die Jugendlichen“, stellt Sebastian Ophey fest. Der Leiter des Kalkarer Bau- und Betriebshofs war positiv überrascht von der Resonanz auf das erstmalige Ferienjobangebot. Letztlich wurden die verfügbaren Plätze ausgelost.
Schüler erhalten Einblick in den Beruf
„Wir können in den Ferien die Hilfe gut gebrauchen, denn wir haben einige Familienväter, die sich jetzt Urlaub nehmen. Und die Vegetation ist im vollen Gange“, sagt Ophey. So werden die 16 bis 19 Jahre alten Schülerinnen und Schüler – auch zwei Mädchen hatten sich beworben – in die Kolonnen integriert und sind für die Facharbeiter helfende Hände. Sie mähen Rasen, bekämpfen das überall stark wuchernde Unkraut mit Schuffel und Flämmgerät, nehmen Pflaster auf, leeren Mülltonnen, schneiden Hecken und wässern im dritten trockenen Sommer in Folge die Jungbäume und Nachpflanzungen.
„Die Schüler bekommen einen guten Einblick in den Beruf, der mehr ist als Müllpicken“, meint Sebastian Ophey. Das ist dem 38-jährigen Bauhofleiter und seinem überdurchschnittlich jungen Team mindestens genauso wichtig wie die praktische Hilfe der Jugendlichen: „In der Zeit des Fachkräftemangels wollen wir den Beruf vermitteln und nach außen transparent machen.“ Ophey wünscht sich auch, dass die Schüler „ein Gefühl für das sich verändernde Klima entwickeln und erleben, wie viel Aufwand das Bewässern der Blumen bedeutet“. Im besten Fall verkleinert sich zudem das akute Problem von Vandalismus und Müll auf den Schulwegen, wenn einige Schüler selbst beim Beseitigen der Schäden anpacken und davon in der Schule berichten.
Für die Jugendlichen ist der Ferienjob beim Bauhof auch deshalb interessant, weil während der Corona-Krise viele andere Möglichkeiten zum Geldverdienen ausfallen. Beispielsweise kommen in Kalkar nicht so viele Aushilfen wie sonst in der Gastronomie des Wunderlands unter.
Vom Ferienjobber zum Auszubildenden
Kellnern – das wäre nichts für Oliver Holt. Aber körperliche Arbeit ist dem 19-Jährigen überhaupt nicht fremd. Vor vier Jahren arbeitete er das erste Mal als Ferienjobber beim Bauhof in Uedem, später melkte er auch Kühe bei einem Landwirt oder trug das Holz für das Osterfeuer auf dem kleinen Hof seiner Großeltern zusammen. „Ich hatte schon immer ein Interesse daran, etwas mit meinen Händen zu machen“, sagt der Keppelner.
Nach seinem am Berufskolleg in Kleve beanstanden Fachabitur wird Oliver Holt zum 1. August beim Kalkarer Bauhof eine Ausbildung zum Gärtner in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau beginnen. Und um „direkt durchzustarten und die Kollegen besser kennenzulernen“, wie er sagt, arbeitet Holt bereits in den Ferien in seinem künftigen Ausbildungsbetrieb. Er genießt es, „viel draußen und immer mit den Kollegen unterwegs zu sein. Ich brauche das Zwischenmenschliche“, erzählt der handwerklich begabte Keppelner, während er mit einer Schuffel das Unkraut aus einem Beet am Kalkarer Schulzentrum entfernt.
Sebastian Ophey ist zufrieden mit dem Einsatz von Oliver Holt, Tomass Grube und den anderen Ferienjobbern. „Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag müssen sie sich auch an klare Spielregeln halten“, sagt der Bauhofleiter. „Sie sind pünktlich und engagiert und finden sich super ins Team ein.“ Auch wegen der bislang guten Erfahrungen mit der Ferienjob-Premiere plant Ophey eine Wiederholung im Sommer 2021 – wenn das Budget dafür zur Verfügung steht. Außerhalb der Ferien sind zudem beispielsweise Studierende gerne als Aushilfe beim Bauhof gesehen.
Ausschreibung für Bauhof-Neubau läuft
Nach langer Diskussion stimmte die Kalkarer Politik im März mit Mehrheit für ein 6650 Quadratmeter großes Grundstück am Oyweg als Standort für den Neubau des Bau- und Betriebshofs samt Lagerplatz. Der aktuelle, sehr enge Gebäudekomplex am Stadtpark ist nicht mehr zu sanieren. Mittlerweile läuft die europaweite Ausschreibung für den Neubau, dessen Kosten in einer Machbarkeitsstudie von einem Fachbüro auf 4,3 Millionen Euro beziffert wurden.
Bauhofleiter Sebastian Ophey freut auf den Umzug ins Gewerbegebiet Kalkar-Ost: „Es wird allerhöchste Zeit. Der neue, zukunftsfähige Bauhof wird die aktuellen technischen Standards erfüllen und uns zu einem attraktiveren Arbeitgeber machen. Denn auch wir stehen im Wettbewerb um Fachkräfte.“ Derzeit arbeiten insgesamt 20 festangestellte Kräfte plus Saisonarbeiter und Ein-Euro-Jobber beim Kalkarer Bau- und Betriebshof.