Kleve. Norbert und Marlene Berson wurden auf ihrer Reise mit dem Wohnmobil in Marokko von der Coronakrise überrascht. Die Rückreise war ein Abenteuer.
Die zweite Heimat Wohnmobil ist vor dem Einfamilienhaus im Klever Ortsteil Donsbrüggen wieder sorgsam eingeparkt. Zuhause. Norbert und Marlene Berson ist die Erleichterung anzumerken, endlich ohne allzu große Blessuren gesund am Niederrhein angekommen zu sein. Aber ihnen ist auch die Verwunderung anzumerken, wie sehr die Corona-Krise das normale Leben hier während ihrer Abwesenheit auf den Kopf gestellt hat.
Zur Jungfernfahrt mit dem neuen Wohnmobil nach Nordafrika aufgebrochen
Als sich das Corona-Virus im Kreis Heinsberg rasant ausbreitete, waren sie schon zur Jungfernfahrt mit neuem Wohnmobil nach Marokko aufgebrochen. Ein Land, das sie mögen – wegen seiner Gastfreundschaft und wegen der freundlichen Menschen, die dort leben. Für die Kinder hatten sie eigens Mitbringsel dabei. Es war nicht ihre erste Reise nach Marokko. Doch als das Virus Europa in Beschlag nahm, saßen sie plötzlich in Nordafrika fest. Spanien hatte die Grenze geschlossen und Nobert und Marlene Berson standen zwischen 300 anderen Wohnmobilen vor der Grenze (wir berichteten).
„Jetzt sind wir froh, ohne Infektion wieder raus gekommen zu sein“, sagt Berson am Ende der Odyssee. Zuletzt waren sie auf einem riesigen Parkplatz zwischen Tanger und Ceuta an der nordafrikanischen Küste, auf dem die marokkanische Regierung die gestrandeten Wohnmobile geleitet hatte. „Die haben dort alles vorbereitet, es gab Toiletten, es gab Container mit frischem Obst, ein Zelt stand für Kranke bereit, ein Arzt mit Schwester ging von Wohnmobil zu Wohnmobil und fragte nach verschreibungspflichtigen Medikamenten“, erzählt der Klever.
Die Infrastruktur war aufgebaut, Strom und Wasser für die Wohnmobile war eigens gelegt. Aber es gab dort auch 20 bis 30 Polizisten, die darauf achteten, dass keiner unbefugt herauskam. Die Angst vor dem Virus hatte auch Marokko erreicht. Inzwischen hatten Vertreter der deutschen Botschaft mit Berson und seiner Frau und den anderen Wohnmobilisten Kontakt aufgenommen. Jörg Grotjohann von der Botschaft organisierte die Rückreise und bestätigte den zunächst verunsicherten Campern, dass es ein Schiff geben soll, das sie von Tanger aus nach Sete in Südfrankreich bringen werde.
Die Überfahrt mit dem Schiff nach Montpellier mussten sie bezahlen
Eine Überfahrt, die Berson bezahlen musste und die deutlich teurer ist, als die geplante nach Spanien. „Ein Botschaftsvertreter sammelte dann in einer großen Tasche – sie müssen sich sich das wie die blauen Ikea-Taschen vorstellen – alle Pässe ein“, erzählt Berson. Er bestätigt das mulmige Gefühl, als seine Pässe mit allen anderen in dieser Tasche verschwanden. Aber es klappte, auch die Bezahlung der Fähre per Kreditkarte, die ebenfalls nicht persönlich, sondern nur über den Botschaftsvertreter abgewickelt werden konnte.
„Dann wurden wir in Konvois zusammengestellt mit jeweils 20 Campern, wir waren der letzte der erste 20er Gruppe, weil unser Wagen so groß ist“, erinnert sich Berson. Der Konvoi wurde unter Polizeigeleit direkt ans Schiff gebracht. Es wurde bei beiden Fieber gemessen, das Fahrzeug desinfiziert. Dann gings auf die Fähre.
Der kleine Hafen wurde nur für das Schiff mit den Campern geöffnet
Nach 36 Stunden Überfahrt kam das Schiff in Sete südwestlich von Montpellier an, wo man den kleinen Hafen nur für das Schiff wieder öffnete. Allerdings ebenfalls stark von Polizeikräften gesichert. „So wichtig erleichtert waren wir da noch nicht - wir mussten dann durch den Zoll und durch den Hafen“, sagt Marlene Berson. Auch hier wurden die Fahrzeuge zu einem Konvoi zusammengestellt, der von den Polizeimotorrädern „in einem Rutsch“ (so Berson) zur nahen Autobahn 9 gebracht wurde. Zuvor hatten die Klever Wohnmobilisten versichern müssen, dass sie auf dem direktem Weg bis Deutschland durchfahren sollten. „Dafür gab es ein gesondertes Transitschreiben“, sagt Berson. Die beiden wechselten sich am Steuer ab, machten nach 1000 Kilometern bei Dijon eine Übernachtungs-Pause und erreichten bald die luxemburgische Grenze. Über die Niederlande kamen sie erschöpft aber sehr erleichtert in Donsbrüggen an. Und waren überrascht, dass man nur noch Einzeln in die Geschäfte durfte. „Wir merkten, wie die Krise hier wirkte“, sagt Berson, der Anfang Mai wieder seinen Dienst antritt.
Beide wollen mit dem Wohnmobil nach der Coronakrise wieder nach Marokko fahren
Beide werden, wenn Corona vorbei ist, wieder nach Marokko fahren. Und das natürlich mit dem Wohnmobil, denn Berson ist schon über 30 Jahre mit dem rollenden Heim unterwegs. Und der Jungfernfahrt sollen ja noch weitere Touren folgen.