Kreis Kleve. Die Gesundheitsamtsleiterin wagte einen Ausblick in die Zukunft der Corona-Lage im Kreis Kleve. Die Pandemie wird 2021 noch nicht bewältigt.

Die Leiterin des Kreis Klever Gesundheitsamtes, Dr. Martina Scherbaum, wagte im jüngsten Gesundheitsausschuss einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Die Amtsärztin geht davon aus, dass die Inzidenzen bis Ende Mai bei einem Wert von 50 liegen werden, wenn der Reproduktionswert kleiner 1 bleibt - wenn also statistisch gesehen eine Person weniger als eine weitere Person infiziert. „Die Fallzahlen gehen deutlich zurück und wir sehen, dass sich kaum noch alte Menschen anstecken“, so Scherbaum.

Die Ärztin erläuterte den Kreistagsmitgliedern noch einmal wichtige, wissenschaftliche Erkenntnisse der vergangenen Wochen. Die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen Covid-19 sei schlicht die Kontaktreduzierung. Das permanente Lüften in geschlossenen Räumen hingegen bringe „nur bedingt etwas“, so Scherbaum. Erst wenn man alle 10 Minuten eine Stoßlüftung durchführen würde, sei ein Effekt spürbar.

Viele Covid-Erkrankte im Kreis Kleve könnten sich nicht daran erinnern, wo sie sich angesteckt haben. Dies erschwere die Kontaktnachverfolgung enorm, so Scherbaum. Man habe zudem festgestellt, dass 60 Prozent der Covid-Erkrankten keine Symptome aufweisen. „Die merken nicht einmal, dass sie eine Erkrankung haben.“

Bis zu 15.000 Schnelltests täglich im Kreis Kleve

Wirksam seien auch die Schnelltests, die kreisweit täglich großflächig durchgeführt werden. In den 177 Teststellen würden täglich 12.000 bis 15.000 Coronatests abgenommen. Insgesamt seien es zwischen dem 8. März und 6. Mai 393.000 Tests gewesen. Die Positivrate liegt bei 0,5 Prozent. „Wir haben somit doch einige Corona-Positive entdecken können“, so Scherbaum.

Die Leiharbeiterwohnungen machen dem Gesundheitsamt mittlerweile deutlich weniger Sorgen. „Wir verzeichnen keine großen Ausbrüche mehr.“ Zwar gebe es immer noch Einzelfälle, aber dies lasse sich meist auf den Transport der Leiharbeiter zurückführen. Sie werden in einem Bus zu unterschiedlichen Einsatzstätten gefahren. Bis heute sei das Gesundheitsamt regelmäßig in Leiharbeiterunterkünften unterwegs und kontrolliere.

Scherbaum: Wir haben Corona noch nicht im Griff

Abschließend sagte Scherbaum, dass sie nicht sicher sei, ob wir Corona schon im Griff haben. „Weltweit infizieren sich so viele Menschen wie noch nie. Die Pandemie wird 2021 noch nicht vorbei sein. Mich wird diese Erkrankung noch das gesamte Berufsleben begleiten“, so Scherbaum. Vor allem die Mutationen müssten jetzt Sorge bereiten. Die Klever Ärztin glaubt auch nicht daran, dass der Impfstoff Biontech noch in diesem Sommer für alle zur Verfügung stehen wird.