Essen-Bergerhausen. Anwohner von Muldeweg und Ahrfeldstraße verzweifeln an Sperrungen und fehlender Kommunikation. Müssen die Häuser evakuiert werden?

Seit über zwei Monaten sind der Muldeweg und die Ahrfeldstraße in Bergerhausen wegen einer Baustelle komplett gesperrt. Was als präventive Untersuchung durch die Stadtwerke begann, entwickelte sich für die Anwohner zu einem langwierigen Problem, begleitet von mangelnder Kommunikation und wachsendem Unmut.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Anlass für die Sperrung war die Entdeckung eines Tagesbruchs Mitte November 2024. Andreas Mock, Anwohner des Muldewegs, erinnert sich: „Die Stadtwerke hatten die Kanäle überprüft und festgestellt, dass es vier Meter tief unter der Straße ein großes Loch gibt.“ Einen Tag später wurden die Straßen gesperrt, doch dann herrschte Stillstand. „Über mehr als sechs Wochen tat sich nichts“, so Mock.

Die Absperrung befindet sich genau an der T-Kreuzung Ecke Muldeweg und Ahrfeldstraße, was beide Straßen aus insgesamt drei Richtungen seitdem zur Sackgasse macht. Im Muldeweg ist deshalb übergangsweise die Einbahnstraßenregelung aufgehoben. Parkverbote und Sackgassenschilder prägen seitdem das Bild. Verschärft wird die Situation noch durch eine Baustelle auf der Weserstraße, da der Muldeweg zuletzt als Umleitung diente.

Baustelle in Bergerhausen führt zu Verwirrung

Die unklare Beschilderung führt offensichtlich zu Verwirrungen: „Autos fahren trotz der Sperrung in die Ahrfeldstraße, drehen dann auf den Wiesen und beschädigen diese. Einer ist sogar beim Wenden gegen mein geparktes Auto gefahren und einfach weggefahren“, klagt eine weitere Anwohnerin. Krankenwagen und Polizeiwagen hätten ebenfalls mehrfach umdrehen müssen, da sie die Absperrungen nicht passieren konnten. Bei unserem Besuch der Baustelle kämpfte sich ein Auto aus Tübingen durch die kleinen Straßen, der Fahrer war offensichtlich auf der Suche nach der Ruhrallee.

Anwohnerin Vanessa Willnow-Happel betont allerdings, dass das eigentliche Problem nicht die Sperrung selbst sei, sondern der Mangel an Fortschritt und Information: „Es passiert nichts, niemand weiß, wer zuständig ist, und die Kommunikation ist katastrophal.“

Tagesbruch in Essen-Berghausen
Autos fahren über die Wiese an der Ecke Muldeweg und Ahrfeldstraße. © FUNKE Foto Services | Katleen Diekgraefe

Ein zentraler Streitpunkt sei wohl die Zuständigkeit. Sowohl Stadtwerke als auch das Essener Tiefbauamt und die Bezirksregierung Arnsberg waren involviert, lange Zeit, so der Eindruck der Anwohner, schien niemand die Verantwortung übernehmen zu wollen. „Es gab Schriftwechsel zwischen den Behörden, aber keiner fühlt sich verantwortlich. Uns als Anwohnern ist das egal – wir wollen, dass endlich etwas passiert“, erklärt Willnow-Happel.

Kein Bergbauschaden unter dem Muldeweg in Essen

Die Stadt Essen verneint, dass es Unstimmigkeiten gegeben habe. Man sei auf der Suche nach den Ursachen. Anfangs wurde vermutet, dass der Tagesbruch durch einen defekten Abwasseranschluss eines Anwohners verursacht wurde. Hätte sich das bestätigt, hätte der Hausbesitzer die Kosten tragen müssen. Doch nach einer Kamerainspektion stellte sich heraus, dass die Rohre intakt sind. Erleichterung beim Anwohner.

„Beim Auftreten eines Tagebruches muss zunächst überprüft werden, inwieweit der Schaden im Erdreich durch eine schadhafte Hausentwässerung, den öffentlichen Kanal oder durch Versorgungsleitungen entstanden sind“, so Stadtsprecherin Maike Papenfuß. „Das Umweltamt und die Stadtwerke Essen haben diese Überprüfungen in den letzten Tagen durchführen können. Es wurde festgestellt, dass die Leitungen nicht ursächlich für den Schaden sind.“

Tagesbruch in Essen-Berghausen
Um diesen markierten Bereich auf der Ahrfeldstraße geht es: Unter dem Abfluss klafft in vier Meter Tiefe ein Loch. Es handelt sich aber wohl nicht um einen Bergbauschaden. © FUNKE Foto Services | Katleen Diekgraefe

Die Situation spitzte sich zudem durch den Verdacht auf einen historischen Bergbauschaden zu. Anwohner befürchten eine ähnliche Situation wie zuletzt in Freisenbruch, wo ein ganzes Hochhaus evakuiert werden musste. Doch auch da gibt die Stadt jetzt Entwarnung. Papenfuß: „Das Bergamt der Bezirksregierung Arnsberg musste im Vorfeld beteiligt werden. Da wird nun davon ausgegangen, dass der Schaden in der Straße nicht auf den Altbergbau zurückzuführen ist.“

Sicher ist: Die Sperrungen haben den Alltag der Anwohner erheblich beeinträchtigt. Die Müllabfuhr kann die Häuser nicht mehr direkt erreichen, was insbesondere ältere Anwohner vor Probleme stellt. „Es gibt keine proaktive Kommunikation. Man weiß nicht, wo man die Mülltonnen hinstellen soll, und Menschen werden komplett alleingelassen“, berichtet Willnow-Happel.

Geduld der Anwohner in Essen-Bergerhausen ist am Ende

Mittlerweile haben die Anwohner einen guten Draht etabliert zu Mitarbeitern der Stadt, die in den vergangenen Tagen die Baustelle begutachtet haben. Doch sie fordern konkrete Fortschritte. Willnow-Happel: „Es wird Zeit, dass die Stadt und die zuständigen Behörden endlich ins Handeln kommen.“ Die Geduld der Anwohner sei am Ende: „Es geht nicht nur um Komfort, sondern auch um Sicherheit. Die Sperrungen können nicht ewig bleiben“, fordert Mock.

Fortschritte sind nun in Sicht – die Frage lautet nur: wann? In dieser Woche, so die Stadt, sei beabsichtigt, dass die Bauleitung der Stadt Essen den Tagesbruch noch einmal begutachtet, um dann die weiteren Arbeiten zum Verfüllen und zur Wiederherstellung der Oberfläche zu beauftragen. Papenfuß: „Einen genauen Zeithorizont kann ich Ihnen nicht geben.“ Bis dahin bleibt den Anwohnern nur abzuwarten – und zu hoffen, dass sich eine möglichst schnelle Lösung findet.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]