Essen. Die teuren Krankenfahrten zwischen einem Seniorenheim und dem Krankenhaus gegenüber gehen weiter: Den Verbindungstunnel könne man nicht nutzen.

Die Rettungs- und Krankenfahrten zwischen dem Senioren-Quartier St. Josef und dem St. Josef-Krankenhaus auf der anderen Straßenseite in Kupferdreh werden auch in Zukunft fortgesetzt. Wie Heimträger Contilia und Feuerwehr gleichlautend mitteilen, müsse in Notfällen zwingend die 112 gerufen werden, dann löse die Leitstelle der Feuerwehr immer einen Rettungsdiensteinsatz aus. Doch auch für Krankentransporte wird das Heim den Verbindungstunnel zum Krankenhaus nicht nutzen.

„Welche medizinischen Notfälle von dem Personal der Pflegeeinrichtung beurteilt oder ggf. versorgt werden können, liegt in der Zuständigkeit des Trägers der Einrichtung. Dieser muss auch festlegen, bei welchen Indikationen das Personal den Rettungsdienst verständigen muss“, schreibt die für die Feuerwehr zuständige Stadt. Sobald der Rettungsdienst alarmiert sei, sei er für die „adäquate medizinische Versorgung vor Ort“, die Transportfähigkeit des Patienten und den Transport in ein Krankenhaus zuständig.

28 Krankentransporte von der einen zur anderen Straßenseite in Essen-Kupferdreh

Wie berichtet hatten sich die Angehörigen der 98-jährigen Heimbewohnerin gewundert, warum diese im Notfall nicht einfach in ihrem Pflegebett durch den Tunnel ins Krankenhaus gebracht worden war. Dazu erklärt die Stadt, es sei nicht möglich, den Verbindungsgang für Rettungstransporte zu nutzen: Erstens seien nicht alle Beschäftigten im Rettungsdienst mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Zweitens müssten medizinische Gerätschaften mitgeführt werden, „die an der Fahrtrage in speziell vorgesehenen Halterungen gesichert werden“.

Ein Verbindungstunnel zwischen Senioren-Quartier St. Josef (gelbes Gebäude rechts) und St. Josef-Krankenhaus (graues Gebäude links) darf nicht für Krankentransporte genutzt werden.
Ein Verbindungstunnel zwischen Senioren-Quartier St. Josef (gelbes Gebäude rechts) und St. Josef-Krankenhaus (graues Gebäude links) darf nicht für Krankentransporte genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie berichtet, haben im vergangenen Jahr auch 28 Krankentransporte zwischen Heim und Krankenhaus St. Josef stattgefunden. Hier handelt es sich ausdrücklich nicht um akute Notfälle, sondern um planbare Fahrten. Die Essener Feuerwehr arbeitet schon länger daran, unnötige Krankenfahrten zu vermeiden: So sollen Krankenhäuser sorgfältig prüfen, ob sie entlassene Patienten nicht per Taxi nach Hause bringen oder von Angehörigen abholen lassen könnten. Das wirft die Frage auf, ob nicht auch Heimbewohner im Rollstuhl durch den Tunnel ins benachbarte Krankenhaus gebracht werden könnten – sofern kein Notfall vorliegt.

Stadt und Contilia erklären dazu, dass weder die Leitstelle noch der Träger des Pflegeheims über die Art des Krankentransports entscheide: Ein Krankentransport sei eine medizinische Leistung nach dem Rettungsdienstgesetz NRW, „die von einem Arzt oder eine Ärztin verordnet wird“, schreibt Stadtsprecherin Silke Lenz. Bei geplanten Transporten habe also im Vorfeld eine ärztliche Beurteilung ergeben, dass der Patient „unter Betreuung durch qualifiziertes Personal und mit medizinischem Equipment in einem Krankentransportwagen zu transportieren ist“.

Verbindungstunnel darf als Lagerfläche genutzt werden – aber nicht für Krankentransporte

Auch Katja Grün von der Contilia verweist darauf, dass für Krankentransporte ein ärztlich ausgestellter Transportschein erforderlich sei. „Dies kann durch die Notärztin, den Notarzt, die Hausärztin, den Hausarzt oder die Mediziner im Krankenhaus erfolgen.“ Das gelte für den Weg zum Krankenhaus wie für die Rückfahrt ins Heim. „Bei Krankentransportfahrten werden in der Regel gewerbliche Anbieter angefragt. Sind entsprechende Kapazitäten dort nicht verfügbar, wird die Feuerwehr kontaktiert.“ Bei den 28 Fahrten 2024 habe es sich um ärztlich angeordnete Krankentransporte gehandelt.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Im Übrigen handle es sich bei dem unterirdische Gang, um einen Versorgungstunnel, der nicht für Kranken- und Rettungstransporte vorgesehen sei. Auf die Frage, warum in dem Tunnel stattdessen Betten und Nachttische geparkt sind, erklärt die Contilia, „die Nutzung als Lagerfläche, z.B. im Zuge der Bettenaufbereitung, ist bestimmungsgemäß“.

Folgt man der Argumentation von Stadt und Contilia, ist es unmöglich, die Zahl der 500 bis rund 1000 Euro teuren Rettungs- und Krankenfahrten von der einen zur anderen Straßenseite zu verringern. Gleichzeitig sagt Lenz, dass man mit allen Klinikbetreibern in engem Austausch sei, um unnötige Fahrten zu vermeiden. „Durch die Optimierung der Prozesse, wie die Einführung einer softwarebasierten Transportorganisation, sind die Einsatzzahlen gegenüber der Spitzenlast bereits rückläufig.“ Bleibt zu hoffen, dass auch in Kupferdreh eine mögliche Optimierung nun geprüft wird.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]