Essen-Kray. Der Zeitplan verzögerte sich, doch die moderne Feuerwache steht. Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen der beinahe abgeschlossenen Baustelle.
Es hat ein bisschen länger gedauert als ursprünglich geplant, doch die neue Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Essen-Kray ist so gut wie fertig. Gerne wäre man noch in diesem Jahr an der Ottostraße eingezogen, immerhin laufen die Bauarbeiten bereits seit 2022. Doch auf dem Hof klafft ein großes Loch, das noch geschlossen werden muss. Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Lieferprobleme haben den Bau verzögert, aber die Stimmung in der Mannschaft ist dennoch gut: Die neue Feuerwache, modern und großzügig gebaut, sei, sagt Brandoberinspektor und Löschgruppenführer Christian Klaver, ein wichtiger Meilenstein für die ehrenamtliche Truppe und ein Zeichen der Wertschätzung für ihre engagierte Arbeit.
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„99 Prozent der Geschichten hier drin funktionieren“, erklärt Klaver bei einem Rundgang durch die neuen Räume, „und deshalb nutzen wir es auch schon“. Das gilt etwa für den ersten Raum gleich neben dem Eingang, wo sich Klaver und der Jugendwart ein modernes Büro teilen werden, das neben der Einsatz- auch der Verwaltungsarbeit dient. „Berichte schreiben, Gesundheitsdokumentation, E-Mails von der Feuerwehrleitung beantworten – es gibt immer viel zu tun“, erklärt der Brandoberinspektor, während er auf den Arbeitsplatz zeigt. Zuvor waren die Möglichkeiten zum konzentrierten Arbeiten begrenzt, und der Austausch mit der Branddirektion oder anderen Vereinen erfolgte oft spontan und unter erschwerten Bedingungen.
Gespräche an der Theke sind „extrem wichtig“
21 Quadratmeter Platz für 35 Leute – so viel steht derzeit noch im alten Gebäude gegenüber zur Verfügung. Da verfügt alleine schon der nächste neue Raum, ein moderner Aufenthalts- und Erholungsbereich, über mehr Platz. An einer Küchentheke können sich die Feuerwehrleute nach einem Einsatz zusammensetzen und das Erlebte besprechen. „Wir sehen ja schon manchmal Dinge, die schwierig zu verarbeiten sind, da sind solche Gespräche extrem wichtig.“
Auch Ofen und Mikrowellen stehen zur Verfügung, schließlich muss auch die Selbstversorgung bedacht werden – insbesondere bei langen Einsätzen. „Ohne Mampf kein Kampf“, lacht Klaver. Die Möglichkeit, Mahlzeiten zu erwärmen, ist neu und wertvoll für die Einsatzkräfte, die bei Großschadensereignissen oft stundenlang im Einsatz sind. Dies war einer der Wünsche, die direkt aus dem Team der Feuerwehrleute gekommen war.
Wache in Essen-Kray: Feuerwehrleute planten mit
Tatsächlich ist die neue Wache ein Ort, der unter Einbeziehung der Feuerwehrleute selbst gestaltet wurde. Der Löschgruppenführer lobt die enge Zusammenarbeit mit den Architekten und der Stadt. Dies sei besonders im Ehrenamt ein starkes Signal der Wertschätzung: „Wir haben früh einen ersten Entwurf bekommen und konnten uns auch in den Baubesprechungen jederzeit einbringen, denn wir haben andere Anforderungen als die Berufsfeuerwehr.“ Man benötige beispielsweise keine Schlafplätze, wichtig seien aber der Schulungsraum und die Küche gewesen.
„Ein Ort, an dem die Freiwillige Feuerwehr Essen-Kray nicht nur arbeiten, sondern auch wachsen und zusammenfinden kann.“
Mithilfe einer Trennwand lässt sich dieser Raum zudem an verschiedene Nutzungen anpassen. Klaver beschreibt ihn als „Multifunktionsraum“, der auch als Wahllokal, vor allem aber als Einsatzzentrale genutzt werden kann: Ausgestattet mit modernster Technik wie einem großen Bildschirm inklusive Kamera für Videokonferenzen, ermöglicht er es den Einsatzkräften, sich gerade bei Großschadensereignissen direkt mit der Leitstelle zu vernetzen.
Immerhin liefert Kray als Standort ein spannendes Aufgabengebiet – mit Industriebebauung, Büroflächen, ziviler Wohnbebauung, landwirtschaftlichen Flächen sowie der A40 als Einsatzgebiet. Mit aktuell 35 aktiven Feuerwehrmitgliedern, einer Ehrenabteilung und einer Unterstützungseinheit – insgesamt also etwa 50 Mitarbeitern – ist die Freiwillige Feuerwehr Kray dafür gut aufgestellt.
Dass auch die Jugendarbeit ein wichtiger Schwerpunkt der neuen Feuerwache ist, beweist die Umkleide, die allein den jungen Feuerwehrleuten zur Verfügung steht. 20 Kinder und Jugendliche in einem Alter zwischen zehn und 18 Jahren werden spielerisch an das Thema Feuerwehr herangeführt. „Der Zulauf ist groß“, so Klaver stolz, Mitgliederschwund kenne man nicht. „Sind wir mal ganz ehrlich: Ich selbst bin ja auch zur Feuerwehr gekommen, weil ich mit dem roten Auto und mit Tatütata fahren wollte“, scherzt Klaver, um sofort wieder ernst zu werden. Die Arbeit mit der Jugend sei ein Herzensprojekt, und für viele Kinder sei die Feuerwehr eine spannende Erfahrung.
Das digitale Herz der Krayer Feuerwache
Weitere Räume stehen den Freunden und Helfern zur Verfügung. Im Serverraum schlägt das digitale Herz der neuen Feuerwache, und ein paar Ausrüstungsgegenstände sind hier auch noch untergebracht. „Der Mensch ist nicht nur Jäger, sondern auch Sammler.“ Klaver zeigt auf Kisten. „Da werden viele Dinge behalten, weil man sagt: Das können wir vielleicht noch gebrauchen.“ Doch man habe beim Umzug nun rigoros aufgeräumt und auch einiges weggeworfen. „Ich bin jetzt lange genug dabei, um entscheiden zu können, was wir brauchen und was nicht.“
Weiter geht es in die Damenumkleide, in der nur ein Spind belegt ist. Klaver: „Aktuell gibt es bei uns nur eine Dame. Aber ich hoffe, dass wir die eine oder andere noch begeistern können.“ Der Raum für die Männer hingegen ist voll ausgelastet. Hier fehlen nur noch Kleinigkeiten. Sogar die Waschmaschine ist schon vorhanden. „Die ist aber nicht für die Einsatzkleidung, denn die muss imprägniert werden. Dafür gibt es einen Service der Berufsfeuerwehr. Unsere Waschmaschine ist für T-Shirts und Handtücher gedacht.“
Freiwillige Feuerwehr in Essen-Kray bekommt mehr Platz
Direkt aus den Umkleiden führt jeweils eine Tür in die Fahrzeughalle, das Herzstück der Feuerwache. Hier stehen drei Stellplätze für Einsatzfahrzeuge bereit, ausgestattet mit modernen Absauganlagen für die Abgase. Die großzügige Halle bietet Raum für weiteres Wachstum, und ein drittes Einsatzfahrzeug ist bereits in Planung. „In der alten Wache war der Platz begrenzt, hier können wir endlich alles unterbringen.“
Eine kleine Werkstatt ist eingerichtet, um Ausrüstung wie Kettensägen oder Fahrzeugreifen direkt vor Ort warten zu können. Und ja, auch ein Kicker und ein Grill sind vorhanden sowie ein aufblasbarer Flamingo, der als Andenken an eine der letzten Dienstfahrten hier hängen geblieben ist. „Ein kleiner Glücksbringer, der so lange hierbleibt, bis die Luft raus ist.“
Der Rundgang endet draußen auf dem Hof, wo noch Bauarbeiten im Gange sind. Derzeit wird hier ein tragfähiges Fundament für die Zufahrt zur Halle und die Parkplätze gelegt. „Bis Ende des Jahres soll der erste Abschnitt abgeschlossen sein“, erklärt Klaver. „Danach kommt die andere Seite, deren Höhe angeglichen werden muss, damit das Regenwasser nicht in Richtung Fahrzeughalle läuft.“
Mit einem letzten Blick auf die Halle versichert Klaver noch einmal, dass in Essen-Kray eine Wache entstanden sei, die optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sei. Gebaut nach dem aktuellen Stand der Technik und unter Beteiligung der Kameraden sei hier ein Ort entstanden, „an dem die Freiwillige Feuerwehr Essen-Kray nicht nur arbeiten, sondern auch wachsen und zusammenfinden kann“.
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