Essen. Komödie von Simon Verhoeven startet in der Lichtburg mit prominentem Gast: Hauptdarsteller Jan Josef Liefers macht Hoffnung auf eine Fortsetzung.
Draußen auf den Straßen tummelten sich am Halloween-Abend die Untoten. Und in der Essener Lichtburg war zur selben Zeit eine andere, fast schon totgesagte Spezies zu bewundern: der „Alte weiße Mann“. Die gleichnamige Kinokomödie von Simon Verhoeven nimmt all die streitbesetzten Gegenwartsdiskurse um Rassismus und Sexismus, Diversität und kulturelle Aneignung mit warmherzigem Witz und pointierter Überzeichnung aufs Korn. Lag es nun am aktuellen Thema oder an der Anwesenheit von Hauptdarsteller Jan Josef Liefers? Die 1250 Plätze in der Lichtburg waren zum Kinostart am Donnerstagabend restlos ausverkauft.
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Jan Josef Liefers spielt den „alten weißen Mann“ namens Heinz Hellmich. Ein Jedermann, der alles richtig machen will und doch in jedes Fettnäpfchen tappt. Er hat eine Frau, drei Kinder, fährt ein E-Auto und lässt sich gerade Solarpaneele aufs Reihenhaus packen. Allerdings nicht von einer Fachfirma, sondern „schwarz“, was ihm nicht nur aufgrund der Wortwahl auch schon wieder vorgeworfen wird. Bald brennt es nicht nur auf dem Dachstuhl, sondern an allen Ecken und Kanten. Die Firma kommt ihm mit woken Vorgaben und KI, der Sohn hadert mit seiner sexuellen Identität, die Tochter nervt als unerbittliche Sprachpolizistin, und der alte Vater sorgt nicht nur im Straßenverkehr für jede Menge Zusammenstöße.
Ein Erlebnis von Simon Verhoevens Vater, dem mittlerweile verstorbenen Filmemacher Michael Verhoeven, habe denn auch den Anstoß zu der Komödie gegeben, berichtete Liefers in der Lichtburg. Der renommierte Regisseur und Drehbuchautor sei bei einer Podiumsdiskussion massiv angegangen worden. Nicht wegen seiner Positionen, sondern weil er nicht gegendert habe. Simon Verhoeven habe es sehr bestürzt, in welche Schublade sein liberaler Vater da gesteckt worden sei. So sei das Buch zu „Alter weißer Mann“ entstanden. „Am dritten Drehtag ist sein Vater dann leider gestorben“, erzählt Liefers. Es sei gewiss nicht leicht gewesen, „eine Komödie zu machen, wenn man trauert“.
Warum Jan Josef Liefers der Appetit auf vietnamesische Nudelsuppe vergangen ist
Auf der Leinwand mangelt es gleichwohl nicht an Witz und Biss, wenn der Film seinen Helden dabei beobachtet, wie er um eine Anpassung an den Zeitgeist und einen diskriminierungsfreien Ton ringt. Der Gipfel aller Bemühungen soll ein familiär gehaltenes Abendessen mit der Firmenleitung sein. Statt Kartoffelsalat mit Würstchen gibt es natürlich die vietnamesische Nudelsuppe Pho. „Ein Gericht, das ich gerne mochte“, ließ Jan Josef Liefers in Essen wissen. Weil man an der zentralen Abendmahl-Szene im Hause Hellmich allerdings 14 Tage gedreht habe, sei ihm die Suppe danach eine ganze Weile nicht mehr so gut bekommen. Der Appetit aufs Thema und die Zusammenarbeit mit dem Team sei ihm allerdings nicht vergangen. „Es gibt schon eine coole Idee für „Alter weißer Mann 2“, stellte Jan Josef Liefers dem begeisterten Lichtburg-Publikum in Aussicht.
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