Essen-Heidhausen. Der Golfclub Essen-Heidhausen nimmt am ökologisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekt „Golf Biodivers“ teil. Der Greenkeeper erklärt, worum es dabei geht.
Der Golfclub Essen-Heidhausen mit seinen über tausend Mitgliedern zählt heute zu den größten und bedeutendsten Vereinen in Deutschland. Durch spezielle Topografie und Bodenbeschaffenheit kann hier das ganze Jahr über gespielt werden. Zumindest ein Jahr lang durfte sogar Bundesligaduft geschnuppert werden. Die großangelegte Werbekampagne mit Lisa Loch machte den GCEH weit über die Grenzen Essens bekannt.
Auch im Bezug auf einen nachhaltigen Betrieb der 27-Loch-Anlage strebt der Verein eine Vorreiterrolle an. So nehmen die Heidhauser am von Bundesamt für Naturschutz und Deutschen Golfverband entwickelten Forschungs- und Aufwertungsprogramm „Golf Biodivers“ teil. Clubmanager Jochem Schumacher hat es durchgerechnet: „Wir reden hier von 28.000 Quadratmetern, die nun von diesem wissenschaftlichen Projekt betrachtet werden.“ Die auf sechs Jahre angelegte Vorher-Nachher-Studie soll den Biodiversitätsbestand auf Golfanlagen erfassen und bewerten.
Neue Hecken dienen als Rückzugsorte für Insekten und Vögel
Head-Greenkeeper Roland Liermann berichtet von blühenden Wiesen mit verschiedenen Saatgut-Mischungen, von zusätzlich gepflanzten Hecken und Gebüschen, von Rückzugsorten für Insekten und Vögel. Er kümmert sich seit 2008 um die beeindruckend große Anlage an der Stadtgrenze zu Velbert: „Von unseren 80 Hektar sind die Hälfte Wald und Wasser.“ Zum Vergleich: Der auch nicht gerade kleine Grugapark hat rund 65 Hektar.
Fachagrarwirt Liermann ist selbst Golfer mit beachtlichem Handicap und weiß daher, was sich die Sportler wünschen. Da wird der Rasen auf Ideallänge gestutzt und das Green rund um die Löcher perfekt kurz gehalten. Liermann ist Ingenieur im Bereich Umwelttechnik. Mit seinem Team hat er ein riesiges Landschaftsschutzgebiet pfleglich zu behandeln.
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Essener Golfplatz gleicht einem wildromantischen Landschaftspark
Der zum Hespertal abfallende Geländeteil des Golfplatzes gleicht einem wildromantischen Landschaftspark. Der so seine Tücken hat, wie nun die Teams der ersten Herrenbundesliga feststellen durften. Die Heidhauser Aufsteiger holten sich den Heimsieg und Präsident Volker Stöber muss jetzt noch schmunzeln: „Am Ende hatten sie exakt einen Schlag Vorsprung.“
Kreuzottern und Elodea
Der Heidhauser Golfclub liefert schon seit längerem wertvolle Beiträge zum Naturschutz. So hängen in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Nabu große Brutkästen für Fledermäuse an ausgesuchten Bäumen.
Überall gibt es kleine Biotope. Der aufmerksame Golfer kann Ringelnattern, Kreuzottern und natürlich Blindschleichen beobachten. Eine Obstwiese sorgt jedes Jahr für leckeren Apfelsaft. Auch die „Wasserpest“ genannte Elodea ist hier zu erleben, da sie einen der Speicherteiche besiedelt. Übrigens ein Zeichen für beste Wasserqualität.
In die Karten spielte da auch, dass es sich hier um die kürzeste Kurs-Gesamtlänge und sehr schmale Spielbahnen handele, so der Greenkeeper: „Plätze mit solchen Höhenunterschieden gibt es in der Bundesliga sonst nicht. Alle haben sich schwergetan.“ Vor allem aber seien die Heidhauser Zuschauer sehr gelobt worden für ihre Gastfreundschaft, sagt Stöber: „Was in der Bundesliga offenbar nicht üblich ist. Das hat mir zum Beispiel der Kapitän des Hamburger so bestätigt.“ Nach dem sportlichen Abstieg ist der sofortige Wiederaufstieg geplant.
Golfclub wird Vorreiter in Sachen ökologischem Bewusstsein
Apropos Aufstieg: Die besondere Topografie des Platzes sorge nicht nur für so manche „Kletterpartie“ der Golfer, sie verhindere auch Überschwemmungen und Auswaschungen von wertvollem Boden, sagt Clubsprecher Helge Brinkschulte: „Durch das Gefälle wird der Regen in Bäche und so in unsere Teiche abtransportiert.“ Gerade Präsident Stöber war es ein großes Anliegen, dass sein Club Vorreiter wird in Sachen ökologischem Bewusstsein: „Es ist moralisch nicht vertretbar, dass wir aufwendig aufbereitetes Trinkwasser für Platzberieselung verschwenden. Auch nicht in Trockenzeiten.“
Drei große Teiche speichern bis zu elf Millionen Liter Wasser. Dazu kommen noch vier Brunnen. Roland Liermann rechnet vor: „Wir bringen das Wasser durch insgesamt 440 gezielt gesteuerte Regner auf. Wasser ist eine wichtige Ressource. Die sollte man sparsam einbringen, wir liegen da zwischen 6000 und 20.000 Kubikmetern. Das ist im Vergleich zu anderen Clubs wenig. Regelmäßig wird die Feuchte gemessen. Wir haben Schieferboden und Ton. Das Wasser soll in Wurzeltiefe einsickern und ansonsten verdunsten.“
„Wir bringen das Wasser durch insgesamt 440 gezielt gesteuerte Regner auf. Wasser ist eine wichtige Ressource. Die sollte man sparsam einbringen, wir liegen da zwischen 6000 und 20.000 Kubikmetern. Das ist im Vergleich zu anderen Clubs wenig.“
Das Bundesamt für Naturschutz fördert mit Mitteln in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Dabei wird die Artenvielfalt in zwei Phasen mit Begleitung durch vier Universitäten untersucht. Für Heidhausen sei die Uni Münster zuständig, sagt Roland Liermann. Zurzeit würden Tausende Quadratmeter Rasenflächen umgestaltet, um die Artenvielfalt zu steigern. Es gebe da drei verschiedene Bereiche: „Blühwiesen mit heimischen Pflanzen, die Insekten Futter bringen, Saumvegetationen an Waldrändern, die mit einer Mischung aus Gräsern und Blühpflanzen auf Vögel abzielen. Und Flachlandmähwiesen, die einen hohen Kräuteranteil bieten.“
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