Essen. Nach einem Stromausfall mussten Kinder einer Essener Intensivpflege verlegt werden, ein Baby kam in die Uniklinik. Nun sind alle Kinder zurück.
Es war ein medizinisch wie technisch anspruchsvoller Einsatz: Am Samstag (19.10.) fiel in einer Essener Kinderintensivpflege-Einrichtung der Strom aus, betroffen waren 16 Kinder, die an Beatmungsmaschinen hängen. Sie wurden rasch verlegt: die meisten in eine benachbarte Station für Erwachsene, vier in eine Partner-Einrichtung in Gelsenkirchen und ein Baby im Brutkasten in die Uniklinik. Nun sagt der Betreiber der „Bärenfamilie“ im Girardethaus in Rüttenscheid: „Es war nicht so dramatisch, wie es für Außenstehende wirkte.“ Und: Seit Montagabend (21.10.) sind alle Kinder zurück in der Bärenfamilie: ihrem Zuhause.
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Das Team arbeite quasi immer im Krisenmodus, jeden Moment gebe es von einem der Medizingeräte einen Alarmton. Die Mitarbeiter wüssten jeweils sehr genau, was zu tun ist, so auch bei dem Stromausfall am Samstag: „An jedem Beatmungsgerät ist ein Akku mit einer Mindestlaufzeit von acht Stunden“, sagt Stephan Clausen, der die Pressearbeit für den Bärenfamilien-Betreiber Opseo macht. Daneben gebe es Reserve-Akkus, sodass die Station im Notfall mindestens 16 Stunden unabhängig vom Stromnetz betrieben werden könne. Selbstverständlich sei auch eine Notstromversorgung vorhanden.
Die Kinder sind auf Beatmung angewiesen, die Station ist ihr Zuhause
Das Unternehmen Opseo organisiert deutschlandweit spezialisierte Intensivpflege; unter dem Label „Bärenfamilie“ betreibt es 16 Einrichtungen, die auf Kinder ausgerichtet sind. Diese müssen wegen Fehlbildungen, schwerer Atemwegserkrankungen oder nach einem Unfall beatmet werden, „sodass eine stationäre Unterbringung erforderlich ist“, sagt Clausen. Sie müssten rund um die Uhr unter Aufsicht sein, weil es etwa zu akuter Atemnot oder epileptischen Anfällen kommen könne.
„An jedem Beatmungsgerät ist ein Akku mit einer Mindestlaufzeit von acht Stunden. “
Mit solchen Krankheitsbildern würden Kinder normalerweise dauerhaft in Krankenhäusern untergebracht – kindgerecht sei das nicht. Das Konzept der Bärenfamilie sehe ein kleineres, persönlicheres und gleichwohl hochprofessionelles Setting vor. In Essen arbeite man mit der Uniklinik zusammen.
Manche Kinder verbringen ihr ganzes, kurzes Leben im Krankenbett
Wenn möglich werden die kleinen Patienten mobilisiert, die wenigen „leichteren Fälle“ könnten mit Schulbegleiter und Atemmaske eine Schule besuchen. Andere Jungen und Mädchen bekommen Physiotherapie, Unterricht und Spielangebote in den Räumen der Bärenfamilie. „Manche sind nach drei, vier Minuten im Bälle-Bad völlig aus der Puste“, schildert Clausen.
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Einige Kinder seien „mental total fit“, müssten aber immer an der Lungenmaschine angeschlossen im Bett liegen. „Die sind sechs, sieben, acht Jahre alt, und es ist klar, dass sie ihr ganzes Leben so verbringen werden.“
Die pflegerischen, medizinischen und hygienischen Anforderungen seien so hoch, dass die Familien diese zu Hause in der Regel auch mit einem Pflegedienst nicht leisten könnten. „Die Eltern kommen nur zu Besuch.“ Und sie wüssten, wie wichtig die soziale Kompetenz der Physiotherapeuten und Intensivpfleger ist, die die Kinder oft zwölf Stunden am Stück sehen.
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Wenn Eltern ihre Kinder nicht besuchen, werden Pflegekräfte zu Ersatzeltern
„Es gibt auch Mütter und Väter, die ihre Kinder hier nur abliefern und nie besuchen.“ Für diese kleinen Patienten würden die Fachkräfte, die sie betreuen und begleiten, zu Ersatzeltern. Durch ihre schweren Erkrankungen und die dauerhafte Beatmung seien sie hochbelastet und hätten meist eine stark verkürzte Lebenserwartung, viele sterben im Kindesalter.
„Manche werden auch 18, 19 Jahre alt und sind dann zu alt für die Bärenfamilie.“ Opseo habe aber auch Einrichtungen für Erwachsene, die beatmet werden müssen; so wie die Station im Girardethaus, die am Samstag (19.10.) einige der kleinen Patienten vorübergehend aufnahm.
Wohl der Kinder war laut Betreiber zu keinem Zeitpunkt gefährdet
Als bloße Vorsichtsmaßnahme beschreibt das Clausen: „Das Wohl der Kinder war zu keinem Zeitpunkt gefährdet, deren Verlegung war eine rein prophylaktische Maßnahme, die in Abstimmung mit der Feuerwehr vor Ort getroffen worden ist.“ Die Retter seien ebenso wie der Stromdienstleister automatisch alarmiert worden, als der Strom am Samstagabend ausfiel. Als sie eintrafen, habe das Team schon die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. „Unser ständiger Dienstleister, der auch für die Notstromversorgung zuständig ist, war bereits in der Einrichtung“, sagt Clausen. Am Samstag habe er die Anlage nicht „stressresistent“ wiederherstellen können, inzwischen sei sie jedoch wieder funktionstüchtig.
Der „kurze Stromausfall“ sei durch einen Fehler im hausinternen Netz verursacht worden. Daher werde man nun sicherheitshalber noch prüfen, ob das Hausnetz auf Dauer für die sehr energieintensiven Medizingeräte ausgelegt sei.
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