Essen. Seit fast einer Woche muss Wasser an der Uniklinik Essen abgekocht werden. Noch sucht man dort die Ursache für den Keimbefall des Trinkwassers.
Seit fast einer Woche plagt sich das Uniklinikum Essen mit einem Keimbefall des Trinkwassers und entsprechenden Einschränkungen für Personal und Patienten. Noch läuft die Suche nach der Ursache. „Es gibt nichts Neues, es finden derzeit noch Beprobungen statt“, teilt ein Sprecher am Donnerstag (24.10.) mit.
Im Leitungswasser des Klinikums war in der vergangenen Woche ein Krankenhauskeim festgestellt worden. Die Uniklinik hatte daher am Freitag (18.10.) ein sofortiges Abkochgebot für Trinkwasser ausgesprochen. Es gelten außerdem Dusch- und Waschverbote. „Aktuell gibt es keine Auffälligkeiten im Essener Trinkwassernetz“, teilen die Stadtwerke dazu mit. Sie hatten am Freitag bereits angekündigt, diese Woche in Absprache mit dem Gesundheitsamt weitere Beprobungen des Wassers vorzunehmen.
Schon im Juli hatte es einen Keimbefall des Trinkwassers an der Uniklinik Essen gegeben
Bereits im Juli dieses Jahres hatte es an der Uniklinik einen Befall des Wassers mit Legionellen und E.coli-Bakterien gegeben, damals wurden ähnliche Maßnahmen ergriffen. Bei sommerlichen Temperaturen konnten die Patienten nicht duschen und mussten sich mit Mineralwasser waschen. Eine Sprecherin teilte damals mit: „Das Klinikum beprobt die zentralen Haupteinspeisungsstellen routinemäßig in engmaschigen Abständen.“ Die Proben finden offenbar wöchentlich statt.
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Zum aktuellen Fall heißt es in einer Mitarbeiter-Mitteilung, die uns die Uniklinik zur Verfügung gestellt hat: „Bei einer am 15. Oktober entnommenen Probenahme wurde an mehreren Haupteinspeisungen und Gebäudeeinspeisungen der Trinkwasserversorgung auf dem Campus des Universitätsklinikums eine erhöhte Konzentration an Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen.“ Es handele sich dabei um einen Krankenhauskeim, der vor allem bei Patienten mit einer bestimmten Prädisposition – etwa entsprechenden Grunderkrankungen – zu Infektionen führen könne.
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„Das Gesundheitsamt hat daher mit sofortiger Wirkung für den gesamten Campus des Universitätsklinikums Essen ein Abkochgebot für Trinkwasser ausgesprochen“, heißt es weiter. Das Amt bestätigt die ausgesprochenen Verbote und erklärt, dass Pseudomonas aeruginosa vor allem bei Menschen mit geschwächten Immunsystem oder offenen Wunden zu Infektionen führen könne. „Er kann vor allem bei Kontakt mit der Haut und Schleimhäuten sowie über die Bindehäute oder bei der Besiedlung von Atemwegen Erkrankungen auslösen.“ Aktuell sei kein vergleichbarer Keimbefall an anderen Essener Krankenhäusern bekannt.
Bisher gebe es den Nachweis des Erregers am Uniklinikum lediglich an mehreren Haupt- und Gebäudeeinspeisungen. In der kommenden Woche werde man das Trinkwasser an „peripheren Entnahmestellen“ in den Gebäuden untersuchen.
Bis dahin muss in Essens größtes Krankenhaus mit etwa 11.000 Beschäftigten und 1.700 Betten das Trinkwasser überall dort, wo an den Armaturen keine endständigen Wasserfilter installiert sind, vor dem Trinken sowie für die Lebensmittelzubereitung (Tee, Kaffee etc.) abgekocht werden, „um eine Abtötung der Erreger sicherzustellen“, wie die Uniklinik mitteilt. Für die Mundhygiene der Patienten und Patientinnen sowie für die Zubereitung von Medikamenten (Fiebersäfte, Sondenkost etc.) müsse man bis auf Weiteres Mineralwasser verwenden.
„Das Gesundheitsamt hat daher mit sofortiger Wirkung für den gesamten Campus des Universitätsklinikums Essen ein Abkochgebot für Trinkwasser ausgesprochen.“
Die Duschen und Waschbecken dürfen überall dort weiter normal genutzt werden, wo bereits sogenannte endständige Wasserfilter angebracht sind, heißt es in der Mitarbeiter-Information. Aber: „Sofern keine Filter angebracht sind, gilt für alle Bereiche ab sofort ein temporäres Duschverbot und Waschverbot in den Gebäuden des Campus des Uniklinikums.“
Armaturen an Duschen und Waschbecken werden jetzt mit Filtern nachgerüstet
Offenbar betrifft das Duschverbot größere Bereiche des Klinikums. Denn in der Mitteilung heißt es weiter, dass es in der nächsten Zeit zunächst vor allem in den Patientenbereichen „umfangreiche Installationen“ von Filtern an den Duscharmaturen und an den Waschbecken geben werde. Diese Prozedur werden eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wir: „Eine komplette Befilterung sämtlicher wasserführender Armaturen in allen Gebäuden des Geländes des Campus‘ ist leider nicht in kurzer Zeit umsetzbar.“
Das Gesundheitsamt weist darauf hin, dass Pseudomonas aeruginosa „überall in der Umwelt wie zum Beispiel in feuchten Böden oder Pfützen vorkommt, und auch bei geringem Nährstoffangebot wie im Trinkwasser überlebensfähig ist“. Bei Rohrbrüchen oder Arbeiten an Wasserleitungen könne es etwa durch kontaminierte Bauteile in Trinkwasserinstallationen gelangen.
Im aktuellen Fall habe man noch keine genaue Ursache ermitteln können. „Im Umkreis des Uniklinikums liegen keine Schäden oder Arbeiten am Stadtwassernetz vor.“ Die Stadtwerke, die am Donnerstag (17.10) vom Gesundheitsamt über den Keimbefall informiert wurden, bestätigen: „Wir haben in letzter Zeit keine Rohrbrüche in der Nähe des Uniklinikums gehabt.“ Man werde die Ursachenforschung fortsetzen.
Erreger ist gegen viele Antibiotika resistent
Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa, der jetzt im Trinkwasser der Uniklinik in erhöhter Konzentration nachgewiesen wurde, zählt nach einer Mitteilung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu den „weltweit zu den häufigsten Ursachen von nosokomialen Lungenentzündungen bei Beatmung, Wund- und Harnwegsinfektionen“.
Weiter heißt es auf der RKI-Homepage: „Die Bakterien können auch eine Blutstrominfektion (Sepsis) auslösen.“ Betroffen seien davon in erster Linie immunsupprimierte Patienten. „Nosokomiale Lungenentzündung und Sepsis sind mit einer hohen Sterblichkeit verbunden“, warnt das RKI. Die meisten „Pseudomonas aeruginosa“-Stämme seien von Natur aus gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent.
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