Essen-Überruhr. Nach 30 Jahren: Persönliche Gründe der Unternehmerin führen 2025 zur Schließung der letzten Filiale in Essen. Stammhaus in Witten bleibt.

Schlechte Nachrichten für den Einzelhandel in Essen-Überruhr: Nach fast drei Jahrzehnten schließt das Kaufhaus Gassmann im kommenden Jahr seine Türen. Das hat die Inhaberin Christine Gassmann-Berger auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Der Grund für die Schließung sei persönlich: „In erster Linie mein Alter“, sagt die 70-jährige Geschäftsführerin der Ernst Gassmann GmbH & Co. KG. Mit dem Auslaufen des Mietvertrags am 28. Februar 2025 endet damit in Überruhr eine Ära.

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Vom Nähgarn bis zum Toaster: Gassmann war für viele Kunden des Stadtteils ein fester Bestandteil des Alltags, ein typisches Kleinstadt-Kaufhaus mit den Sortimenten des kurz- bis mittelfristigen Bedarfes. Nun verabschiedet sich ein Kaufhaus mit Tradition: Die Filiale existiert seit 1995, die Geschichte von Gassmann reicht aber über 100 Jahre zurück.

Das in der dritten Generation geführte mittelständische Unternehmen wurde 1921 durch Ernst und Paula Gassmann in Witten gegründet. Christine Gassmann-Berger stieg nach dem Studium im Alter von 25 Jahren in das Unternehmen ein und führte es jahrzehntelang gemeinsam mit ihrer Mutter Magdalene und ihrem Vater Wolfgang, der 2017 im Alter von 91 Jahren starb. Neben dem Firmensitz in Witten, der weiterhin bestehen bleiben soll, ist Essen-Überruhr der letzte noch existierende Filialstandort: Velbert-Neviges schloss bereits 2019, es folgten Witten-Herbede 2022 und Meinerzhagen im Frühjahr 2023.

Essener Kunden bedauern die Schließung

Lange Zeit trotzte Gassmann den Veränderungen im Einzelhandel. Möglicherweise sei die Zeit der Kaufhäuser vorbei, gibt Gassmann-Berger zu, sie sieht jedoch Unterschiede zwischen ihrem Familienunternehmen und den großen Ketten. Sie selbst sei regelmäßig vor Ort in den Filialen gewesen und kenne die Stammkunden, die die Schließung bedauerten: „Wir sind inhabergeführt und persönlicher, das unterscheidet uns von den anonymen Kaufhäusern in den Innenstädten und macht uns zu etwas Besonderem. In Überruhr gibt es nichts Vergleichbares.“

Christine Gassmann-Berger vor dem Stammhaus in Witten, das bereits seit mehr als 100 Jahren vor Ort ist.
Christine Gassmann-Berger vor dem Stammhaus in Witten, das bereits seit mehr als 100 Jahren vor Ort ist. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Das Fehlen solcher Kaufhäuser in Essen sei ein Zeichen für den Strukturwandel, in dessen Verlauf sich der Online-Handel zum größten Konkurrenten entwickelt habe. Doch anders als beispielsweise im vergangenen Jahr in Meinerzhagen habe die Schließung in Überruhr keine wirtschaftlichen Gründe: „Der Laden läuft gut. Es ist wirklich schade drum.“ Letztlich sei die persönliche Belastung und die fehlende Nachfolge ausschlaggebend gewesen.

Suche nach einem Nachfolger für Überruhr läuft

Die Immobilie an der Schulte-Hinsel-Straße 3 hat Gassmann nur angemietet. „Wir hätten jetzt einen längerfristigen Mietvertrag abschließen müssen, was ich in meinem Alter nicht mehr wollte.“ Derzeit laufen wohl seitens der Eigentümer noch die Bemühungen, eine Nachfolgelösung für das Gebäude zu finden. 400 Quadratmeter Verkaufsfläche plus zusätzliche Lager stehen hier zur Verfügung. „Vor allem im Hinblick auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil schon sehr lange bei uns sind, wäre mir natürlich am liebsten, wenn sich jemand finden würde, der das Geschäft in ähnlicher Form weiterführt“, sagt die Unternehmerin.

Das Kaufhaus Gassmann hat seit 1995 den Einzelhandel in Essen-Überruhr mitgeprägt.
Das Kaufhaus Gassmann hat seit 1995 den Einzelhandel in Essen-Überruhr mitgeprägt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Insgesamt fünf Angestellte sind von der Schließung betroffen. „Einige werden in den Ruhestand gehen, während andere sich leider nach neuen Arbeitsmöglichkeiten umsehen müssen.“ Eine Übernahme durch das Stammhaus sei aufgrund der Entfernung nach Witten nicht möglich. „Das wäre nicht zumutbar, erst recht nicht bei den Teilzeitkräften.“

Bevor das Geschäft in Überruhr Ende Februar endgültig seine Türen schließt, wird es einen Räumungsverkauf geben. Ein genauer Zeitpunkt steht noch nicht fest. „Kurz bevor wir aufhören“, erklärt Gassmann-Berger. Die Entscheidung zur Schließung sei ihr nicht leichtgefallen. Immerhin bleibe das Stammhaus bestehen. „Das Gebäude in Witten gehört uns, da ist es etwas anderes.“ Gassmann-Berger wird dort weiterhin tätig sein, aber auch das eigene Tempo etwas drosseln: „Ich merke jetzt schon, dass es eine Erleichterung ist, wenn ich nicht mehr so oft zu den Filialen fahren muss. Man muss auch in die Zukunft schauen“. Die Zukunft in Überruhr wird ohne ein Kaufhaus Gassmann vonstatten gehen.

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