Essen. Mit der neuen „Euro Defence Expo“ schwingt Essen sich zum deutschen Marktführer bei der Verteidigungstechnik auf. „Security“ leistete Vorarbeit.

Noch vor wenigen Jahren war eine solche Messe kaum vorstellbar, räumt Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, unumwunden ein. Doch die „Zeitenwende“ nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat den Blick auf alles Militärische auch in Deutschland grundlegend verändert. Weil das so ist, will die Messe Essen im Zwei-Jahres-Rhythmus zeitgleich mit der lange etablierten Sicherheits-Leitmesse „Security“ eine Messe für Rüstungsgüter, die „Euro Defence Expo“ etablieren.

Erstmals findet sie im September 2026 statt. Erste namhafte Unternehmen wie die schwäbischen Gewehrspezialisten Heckler&Koch haben ihre Teilnahme bereits zugesagt. Finanzvorstand Andreas Schnautz wird so zitiert: „Die Messe Essen setzt mit der Euro Defence Expo, einer eigenen deutschen Rüstungsmesse, das richtige Zeichen für unsere Zeit.“

Messe Essen hat schon länger starke Bezüge zu Verteidigungsthemen

Ganz aus dem Nichts heraus kommt die neue Rüstungsgüter-Messe nicht zustande, betont Messe-Chef Kuhrt. „Inhaltlich haben wir schon länger einen gewissen Bezug zu diesen Themen.“ Die Security etwa, einst eine Ausstellung für „Schloss-und-Riegel“-Produkte, hat sich in den letzten Jahren immer stärker komplexen Technologien wie etwa Drohnen oder Cyber-Sicherheit zugewandt, bei denen es zahlreiche Überschneidungen zum Verteidigungsbereich gibt.

Schweres Militärgerät, hier der Panzer Leopard II, war bislang in den Messehallen nur bei der Motorshow zu sehen, zu Werbezwecken der Bundeswehr.
Schweres Militärgerät, hier der Panzer Leopard II, war bislang in den Messehallen nur bei der Motorshow zu sehen, zu Werbezwecken der Bundeswehr. © F.S.

Seit vielen Jahren ist die Messe außerdem Schauplatz eines Jahrestreffens mehrerer hundert hochrangiger Nato-Führungskräfte, die bei dieser Gelegenheit in Essen auch mit Vertretern der Rüstungsindustrie zusammentreffen, um Wissen und Strategien auszutauschen. „Es läge nahe, Synergieeffekte zu nutzen und das Treffen während der neuen Euro Defence Expo stattfinden zu lassen“, so Kuhrt.

Als weiterer Mosaik-Stein soll die militärtechnische Kommunikationsplattform und Konferenz „Rü-Net“ von Koblenz nach Essen verlegt werden. Die Abkürzung steht hier natürlich nicht für Rüttenscheider Straße, sondern für Rüstung, Veranstalter ist der militärtechnische Fachverlag CPM.

Messe Essen blickt in Rüstungsfragen sogar über den nationalen Rahmen hinaus

In der Summe entstehe „ein einzigartiges, hochspannendes Messeformat aus militärischer und ziviler Leistungsschau plus begleitender Konferenz“, schwärmt der Messe-Chef. Auf Militärtechnik im engeren Sinn wolle man sich nämlich nicht reduzieren lassen, vielmehr gilt laut Kuhrt der so genannte Total-Defence-Ansatz: „Dieses Konzept integriert alle gesellschaftlichen Akteure, um Demokratie, Sicherheit und Freiheit gegen jegliche Bedrohung zu schützen – von hybriden Aktivitäten über CyberAttacken bis hin zur offenen militärischen Konfrontation.“ In Europa sei dieser Ansatz einzigartig, lobt CPM-Inhaber Tobias Ehlke. „Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“

Tatsächlich will Essen sich nicht nur zum deutschen Messe-Marktführer in Sachen Verteidigungstechnik aufschwingen, man blickt über den nationalen Rahmen hinaus. „Wir wollen eine zentrale Plattform für die europäische Verteidigungs- und Sicherheitsbranche schaffen“, schreibt die Messe in einer Mitteilung. „Ziel ist es, langfristig eine führende Rolle im europäischen Messemarkt für Verteidigungstechnologien einzunehmen und einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung zukünftiger sicherheitspolitischer Herausforderungen zu leisten.“

Rüstungsmesse wird rund um die Hallen besondere Sicherheitsvorkehrungen erfordern

Auch andere Messe-Standorte hätten ihre Fühler in diese Richtung ausgestreckt, doch habe Essen aufgrund der erwähnten Vorgeschichte eben eindeutig Vorteile. „Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Themas haben wir die Politik in Form unseres Aufsichtsrates selbstverständlich eingebunden“, betont Oliver P. Kuhrt. Von Bedenken ist nichts bekannt geworden, Vorsitzender des Messe-Aufsichtsrats ist Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Wie jetzt schon die Security, wird auch die neue Rüstungsmesse eine Veranstaltung für Fachleute sein. Merken werden die Essener die Anwesenheit so vieler Militätexperten aber schon. Als Veranstalter müsse die Messe Essen gerade für die Euro Defence Expo spezielle Schutzkonzepte vorhalten, heißt es in einer Mitteilung. „Dabei geht es insbesondere um die Registrierung, Zutrittskontrolle oder auch um die lückenlose Überwachung unserer Außengelände.“ Einfach hineinspazieren in die Hallen an der Norbertstraße, um sich mal Pistolen oder Gewehre anzuschauen - das wird also nichts.

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