Essen. Kein EM-Spielort und bei den Übernachtungszahlen trotzdem der große Gewinner? Für Essen gilt das – weil die Stadt die Spinne im Netz war.

Rund 100.000 Menschen haben im Juli dieses Jahres in Essener Hotels übernachtet – das sind nach Angaben von IT-NRW 56,7 Prozent mehr als im Juli 2023. Bei der Essen Marketing GmbH (EMG) freut man sich selbstredend über ein „sattes Plus“ bei den Ankünften in der Stadt. Gleichzeitig liefert die EMG die Erklärung für diesen Anstieg gleich mit: die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Wie das? Schließlich ist Essen doch nicht einmal Austragungsort des Turniers gewesen.

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Wer sich aber an den Fußball-Sommer 2024 zurückerinnert, hat sofort Bilder im Kopf: Feiernde Fußballfans auf dem Kennedyplatz mitten in der Innenstadt, Gruppen von Anhängern in und vor Kneipen –vor allem der Irish Pub in Rüttenscheid entwickelte sich zu einem wahren Hotspot. Neben Franzosen, Niederländern und anderen waren es vor allem die englischen Fußball-Anhänger, die Essen während der EM förmlich zu ihrer Basis fern der Heimat machten.

Stadt Essen lag günstig gelegen zu den EM-Spielorten in NRW

Der Spielplan und der Turnierverlauf wollten es so, dass die Stadt Essen wie die Spinne im Netz zwischen den englischen Spielorten lag: Das erste Gruppenspiel fand Mitte Juni in Gelsenkirchen statt, das dritte in Köln. Zum Achtelfinale war erneut das Stadion in Gelsenkirchen Austragungsort des englischen Spiels gegen die Slowakei. Das darauf folgende Viertelfinale gewannen die „Three Lions“ im Elfmeterschießen gegen die Schweiz in Düsseldorf. Und bevor die Engländer letztlich den Spaniern in Berlin mit 1:2 unterlagen, gewannen sie mit diesem Ergebnis gegen die Niederlande in Düsseldorf. Man sieht alleine daran: England spielte die Fußball-EM 2024 in Deutschland fast nur in Nordrhein-Westfalen – und alleine dieser Fakt dürfte das zentral gelegene Essen für die Schlachtenbummler äußerst attraktiv gemacht haben.

Bei der EMG bescheinigt man sich, im Vorfeld gute Arbeit geleistet zu haben. „Wir haben Essen in unseren Auslands-Kampagnen bewusst als Top-Standort für den Besuch der EM vermarktet“, sagt EMG-Geschäftsführer Richard Röhrhoff. Ohne weiteres belegen lässt sich das nicht, auch wenn das Röhrhoff anders sieht. Möglicherweise haben zahlreiche Fans einfach nach einer möglichst zentral gelegenen Großstadt mit Bars, Kneipen und Fußball-Atmosphäre auf einer Karte gesucht und mit Essen gefunden. Wie dem auch sei, die Leute waren nicht zu übersehen und zweifelsohne da. Das zeigt eindrucksvoll auch folgende Zahl von IT-NRW: In Essen hat es ein Plus von 73,4 Prozent bei den Ankünften ausländischer Gäste gegeben.

Nicht geschadet haben dürfte bei dem Essener EM-Gesamtpaket in der Tat das Rudelgucken in der Innenstadt. Röhrhoff dazu: „Auch ein Public Viewing auf dem Kennedyplatz auszurichten, war das richtige Signal!“ Von der Veranstaltung profitierten auch die angrenzenden Gastronomien wie Extrablatt, MA, BarCeloa oder andere. Deren Außenbereiche waren bei gutem Wetter regelmäßig gut durch Fußballfans besucht – vor allem aus England.

War Essen die einzige Ruhrgebietsstadt ohne EM-Stadion, die von der Fußball-EM profitiert hat? Nein. Richtet man den Blick nach Bochum, so zeigt sich, dass auch dort viel mehr Menschen von außerhalb in dem Vergleichszeitraum in die Stadt gekommen sind. Bochum war im NRW-Vergleich auf dem ersten Rang, Essen aber danach auf dem zweiten.

Zahlen des ersten Halbjahres 2024

Im ersten Halbjahr 2024 ist nach Angaben der EMG ein Zuwachs der Touristenzahlen von 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum festzustellen. Wenn diese Entwicklung anhält, würde Ende des Jahres die Zahl von einer Million Ankünfte in Essen überschritten.

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