Essen-Rüttenscheid. Dieter und Anne Dahlem fanden im Herbst einen Igel und päppelten ihn auf. Dann überraschte das Igel-Weibchen sie mit sechs putzmunteren Babys.
Abends gegen 19.30 Uhr ist im Garten von Ehepaar Dahlem aus Essen-Rüttenscheid Abendbrotzeit für sechs Igel-Babys samt Mutter und Vater. Gemeinsam sitzen sie um einen Teller mit Futter und schlagen sich die Bäuche voll. Vor einigen Wochen ist der Nachwuchs zum ersten Mal aufgetaucht. Die Igel-Mutter lebt schon seit dem letzten Herbst im Garten der Dahlems.
Für Dieter (81) und Anne (78) Dahlem ist es bis heute ein Rätsel, wie das Igel-Weibchen es im letzten Herbst zu ihnen geschafft hat: „Eigentlich ist unser Garten durch dicke Mauern und Zäune geschlossen. Für uns war es nicht denkbar, dass ein Igel den Weg in unseren Garten findet. Es muss irgendwo eine Lücke geben, die wir nicht kennen“, wundert sich der Rüttenscheider noch heute.
Essenerin über Igel-Weibchen: „Haben sofort angefangen, sie aufzupäppeln“
Anne Dahlem erinnert sich noch gut an den Tag, als sie das Igel-Weibchen in ihrem Garten entdeckten: „Sie war sehr klein und wirkte abgemagert. Wir haben sofort angefangen, sie aufzupäppeln.“ In einem hohen Haufen aus Ästen und Laub, unter einer Lärche im Garten der Dahlems, habe die Igel-Dame von November bis Mitte April überwintert.
„Ich habe die Lärche vor 40 Jahren für 50 Pfennig gekauft und selbst eingepflanzt. Sie ist mittlerweile rund 15 Meter hoch und mit Efeu bewachsen, wodurch sie schon lange ein Refugium für zahlreiche Vögel ist. Dass der Baum einmal Unterschlupf für eine ganze Igelfamilie wird, hätten wir niemals gedacht“, freut sich der Rentner.
Igel paaren sich in Rüttenscheider Garten
Nachdem das Igel-Weibchen im April aus dem Winterschlaf erwachte, folgte für das Ehepaar die nächste Überraschung: Ein weiterer Igel tauchte im Garten der Dahlems auf: „Die Tatsache, dass ein Igel es in unseren Garten geschafft hat, war für uns schon wie ein Wunder. Als wir aber gesehen haben, dass ein zweiter dazugekommen ist, war das für uns unglaublich“, erinnert sich Anne Dahlem.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Dass Nachwuchs kommt, habe das Ehepaar dann schon vermutet, erzählt Anne Dahlem: „Eines Abends rief unsere Nachbarin an und sagte, dass komische Geräusche aus unserem Gebüsch kommen. Wir hatten vor Jahren schon einmal gehört, welche lauten Rasselgeräusche Igel bei der Paarung von sich geben und wussten dann sofort, was das Igel-Pärchen da gerade macht.“
Sechs Igel-Babys halten Essener Ehepaar auf Trab
Vor drei Wochen habe Dieter Dahlem dann die erste Entdeckung eines Igel-Babys gemacht: „Als ich in den Keller wollte, entdeckte ich auf der Treppe einen kleinen Igel, der offenbar von der Terrasse gefallen war. Er war wohl etwa drei Wochen alt. Ich habe ihn mit Handschuhen behutsam wieder zurück in den Garten gebracht. Glücklicherweise hat er den Sturz unverletzt überstanden.“
Seitdem halten sechs Igel-Babys samt Mutter und Vater die Dahlems auf Trab. Jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung kommen alle Igel zum Abendessen. Die Igelfamilie bewegt sich munter durch den etwa 150 Quadratmeter großen Garten, den Dieter Dahlem eigenhändig ökologisch bewirtschaftet.
Essener: „Freuen uns wahnsinnig über so viel Leben in unserem Garten“
Er ist sich sicher, dass die Igel ohne die Ökologie des Gartens nicht da wären: „Ich greife so wenig wie möglich in das Wachstum des Gartens ein. Neben der Lärche bieten Efeu, wilder Wein und zahlreiche Pflanzen, die sich selbst ausgesät haben, einen Lebensraum für hunderte Bienen, Vögel, Eichhörnchen und jetzt auch noch Igel. Wir freuen uns wahnsinnig über so viel Leben in unserem Garten.“
- Wegen Respektlosigkeiten: Diensthund auf dem Weihnachtsmarkt
- Indische Küche mit fünf Schärfegraden: Jetzt in Essen-Kray
- Die große Übersicht: Weihnachtsmärkte in Essen
- Tage der Offenen Tür: Woran erkenne ich eine gute Schule?
- Diese Brücken in Essen sind in einem kritischen Zustand
Das Igelfutter kaufe das Ehepaar mittlerweile in Eimern, rund zwei Kilo fresse die Igel-Großfamilie pro Woche, schätzt Dahlem und fügt hinzu: „Seitdem die Igel da sind, haben wir keine einzige Schnecke mehr im Garten.“ Obwohl die Igel Anne und Dieter Dahlem viel Freude bereiten, stehe für die beiden fest, dass nicht alle Igel bleiben können: „Wir werden einige Igel an Freunde und Bekannte weitergeben, die ebenfalls große Gärten haben und den Tieren dort einen guten Lebensraum bieten können. Unser Garten ist leider zu klein, um so vielen Igeln ausreichend Platz zu bieten.“
Für die Igel-Babys sei gesorgt, auch weil sie groß und schwer genug seien, um zu überwintern. Trotzdem gebe es ein Problem, wie Dieter Dahlem erzählt: „Vor ein paar Wochen haben wir es wieder gehört, das verdächtige Geräusch des Igel-Paares aus dem Gebüsch. Unseren Rechnungen zufolge müsste das Weibchen Ende September die nächsten Jungen bekommen. Zum Überwintern werden die Kleinen wahrscheinlich zu jung sein. Daher planen wir, sie in eine Auffangstation für Igel zu bringen, wo sie betreut werden.“
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]