Essen. Applaus und Zugabe-Rufe in Essens U-Bahn: Neues Konzertformat „Urbahn-Music“ begeistert Zuhörer. Musiker-Duo Benny & Joyce singt mit Isaak.

Das „Hotel California“ hat jetzt Gleisanschluss. Links geht‘s zur 101 Richtung Rüttenscheid, die Treppe hoch wartet der Bus nach Kupferdreh Und mittendrin ist da plötzlich eine kleine Bühne entstanden. Auf dem Boden liegen Teppiche, darauf ein paar Stehlampen und viele Instrumente. Sechs Musikerinnen und Musiker machen die Zwischenebene am Essener Rathaus für eine gute Stunde zum Konzertsaal und spielen nicht nur Hits der „Eagles“.

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Es ist nicht irgendeine Musikreihe, die da startet, sondern ein Konzertevent, das in mancher Hinsicht nachklingen soll.

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„Wir haben keinen Bock darauf, dass alle sagen, die Innenstadt ist Mist. Wir finden das nicht“, sagt Benjamin Nauschütz, der das Urbahn-Konzept gemeinsam mit seiner Gesangs- und Lebenspartnerin Joyce van de Pol und dem Saxophonisten Joël van de Pol erdacht hat. Unterstützt von der Brost-Stiftung als Hauptsponsor und weiteren Fördern wollen sie mit ihrer Musik für mehr Aufenthaltsqualität in den U-Bahnhöfen sorgen, die Menschen sonst nur eilig durchqueren. Schnell weiter und weg.

Ein Auftritt mit viel Gefühl. Der Sänger Isaak bei den Urbahn Music Sessions in Essen.
Ein Auftritt mit viel Gefühl. Der Sänger Isaak bei den Urbahn Music Sessions in Essen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Diesmal aber warten die Passanten geduldig. Erst auf den Soundcheck und dann auf den angekündigten Überraschungsgast. Es ist Isaak Guderian, die deutsche Stimme des ESC 2024. Und der Mann aus Espelkamp hat gleich Spaß an dem Ort und der blendend aufgelegten Band mit Alexander Rink (Gitarre), Gregor Sonnenberg (Bass) und Claus Schulte (Schlagzeug). „Ich hab ja noch nie in einer U-Bahn gespielt“, zeigt sich Isaak ganz aufgekratzt, der mit „Always on The Run“ im Mai beim Eurovision Song Contest im Malmö immerhin Platz 12 belegte.

Viele machen Filme von diesem besonderen Auftritt

Kaum sind die ersten Songs von „Impact“ bis „Home“ vorbei, da werden auch schon die Handys gezückt - um schnell mal zu Hause Bescheid zu sagen: „Ich hör gerade Musik in der U-Bahn. Wird heute später mit dem Abendessen!“ Eigentlich haben sich die Urbahn-Music-Macher ja gewünscht, dass die Handys für eine Weile mal aus den Händen gelegt werden. Aber gebraucht werden die Smartphones dann doch - um Filme zu machen von diesem einmaligen Event, das man sonst doch nur aus Metropolen wie New York oder London kennt.

Auch Nicole und Helen haben sich deshalb auf den Weg gemacht, natürlich mit der Bahn. „Ich finde die Idee ziemlich cool“, sagt Helen, die auch ihre Kinder mitgebracht hat. Fast wäre die U-Bahn-Session sogar ein echtes Generationenprojekt geworden, „aber meine Mutter ist heute Abend schon in der Philharmonie“.

Vom Publikum gefeiert: Issak und Joyce van de Pol bei der Urbahn Music Sessions.
Vom Publikum gefeiert: Issak und Joyce van de Pol bei der Urbahn Music Sessions. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Klein und intim dagegen ist das Ambiente auf der Zwischenebene der U-Bahnhaltestelle Rathaus. Viele sind gezielt gekommen, weil sie seit langem schon Fans des Essener Musik-Duos „Benny und Joyce“ sind. „Egal, wo die beiden spielen, es wird immer klasse“, findet Arnold Gollan. Überhaupt seien ihm kleine Konzertformate viel lieber als Mega-Stadienevents.

Die Zuschauer legen die Einkaufstüten weg - und singen mit

Von den ganz großen Arenen ist auch Isaak noch ein Stück entfernt. Doch vor dem Auftritt beim Bochum Musiksommer, wo der 29-Jährige an diesem Freitagabend noch spielt, genießt er das Bad in der kleinen Menge sichtlich, lässt die Zuschauer immer wieder mitsingen. Francesca steht mit Baby Rocco und dem Kinderwagen am Rand und macht wie so viele immer wieder kleine Tanzschritte. Auch Kristina hat die Einkaufstüten und Blumen abgelegt, um den ungewohnten Auftritt unter Tage zu genießen: Sie will künftig auch ihre Freundinnen für die Reihe gewinnen. „Wenn wir alle die Innenstadt nur noch meiden, ändert sich nichts.“

Joyce van de Pol freut sich über den gelungenen Auftritt der Urbahn Music Session.
Joyce van de Pol freut sich über den gelungenen Auftritt der Urbahn Music Session. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

An diesem Abend ist eben vieles anders. Die Stimmung ist gelöst, die Zuschauer wollen nicht einfach weiter, sie wollen Zugaben. Und der Bochumer Sänger und Supertalent Jay Oh liefert mit „Maniac“ auch noch einen Hit, nachdem Joyce van de Pol mit Alicia Keys grandioser „New York“-Hymne die Stadt besungen hat, wo die Straßenmusik zu Hause ist. Essen soll nun eine weitere Adresse werden. Der nächste Termin am 27. Oktober, 17 bis 18 Uhr, steht bereits fest. Ein Überraschungsgast ist auch wieder dabei.

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