Essen-Borbeck. Die Sanierungspläne von Schloss Borbeck kommen langsam voran. Bei der Gastronomie aber scheint eine Vorentscheidung gefallen zu sein.
Das historische Wasserschloss Borbeck ist ein Sanierungsfall. Das ist seit Jahren bekannt. Feuchtigkeit macht dem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 14. Jahrhundert zu schaffen. Dass es saniert werden soll, darüber sind sich Politik, Bürger und Stadtverwaltung einig. Sicher ist: Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen für Veranstaltungen – von kleinen Empfängen bis hin zu großen Hochzeitsgesellschaften – ist eine Gastronomie notwendig. Dafür wurden zuletzt drei Lösungsvarianten geprüft. Am vergangenen Mittwoch (4.9.) nun hat der Essener Kulturausschuss zweien davon eine Absage erteilt – jenen mit einer neuen Vollgastronomie.
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Stattdessen folgte der Ausschuss der Empfehlung der Verwaltung, die die Einführung einer Veranstaltungsgastronomie mit einer Ausgabeküche vorschlägt – statt wie bisher einer so genannten Frischkochküche. Der Verzicht auf eine Vollgastronomie sei für den Betrieb des Schlosses wie für die Ensembleentwicklung unschädlich und könne durch benachbarte gastronomische Angebote kompensiert werden, so die Stadtverwaltung. Die Kosten dieser Variante lägen im Vergleich zum bisherigen Konzept rund zehn Prozent niedriger.
Entscheidung soll im Essener Stadtrat fallen
Diskutiert wurde in der Vergangenheit auch die Verlagerung der Vollgastronomie ins Erdgeschoss, verbunden mit einem attraktiven Außenbereich. „Diese Variante hat noch immer ihren Charme“, so Ulrich Schulte-Wieschen, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung 4. „Sie ist aber auch 30 Prozent teurer. Wir haben uns zur Gastronomie aber noch keine abschließende Meinung gebildet und sind in Gesprächen mit Betroffenen, die Veranstaltungen im Schloss durchführen.“
Sanierung des Schlosses Borbeck
März 2018: Die Grundsanierung des klassizistischen Wirtschaftsgebäudes für 4,7 Mio. Euro beginnt.
Anfang 2020: Die Schloss-Gastronomie „Zur Münze“ wird wegen gravierender baulicher Mängel geschlossen.
September 2020: Die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes ist abgeschlossen.
Mai 2022: Ein Gutachten über die Bausubstanz des Schlosses und des Zustands der haustechnischen Anlagen sowie der Entwurf eines Sanierungskonzeptes unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte liegen vor.
15. September 2022: Der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen beschließt die Generalsanierung des Schlosses für 13,6 Mio Euro.
26. September 2022: Der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein e.V. (BBVV) und der Förderverein Schloss Borbeck e.V. laden unter dem Titel „Wie geht es weiter im Schloss Borbeck?“ zur ersten Bürgerversammlung in den Residenzsaal.
26. April 2023: Kultur- und Bauverwaltung der Stadt Essen informieren in einer weiteren Bürgerversammlung unter anderem über die Pläne zur weiteren Nutzung des Schlosses.
17. Juli 2023: Auftragsvergabe für die Planung der Schloss-Sanierung im Wert von 1.542.593,40 Euro an die pmp Projekt GmbH Hamburg.
30. Oktober 2023: Die dritte Bürgerversammlung fordert ein „Hochzeitsschloss“ und ein „Haus des Bürgers“, das nicht nur für Kultur-, sondern für Veranstaltungen aller Art offen sein soll.
Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig (CDU) hat das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung 4 am 18. September setzen lassen. Die Stadtteilpolitik kann zwar nicht entscheiden, aber immerhin doch eine Empfehlung an den Rat geben. Der soll seine Entscheidung in der nächsten Sitzung am 25. September treffen. Danach gilt es, die Ideen zu konkretisieren und Kostenberechnungen durchzuführen.
Mit der geplanten Sanierung und dem Nutzungskonzept soll Schloss Borbeck als Kultur- und Bildungszentrum erhalten bleiben. Dabei sollen historische, städtebauliche und funktionale Potenziale des gesamten Ensembles – bestehend aus Schloss, Wirtschaftsgebäude, Park und Dubois-Arena – in die Planung einfließen.
Schloss erhält ein Management für Veranstaltungen
Eine Bestandsaufnahme der Bausubstanz und der technischen Anlagen hatte ergeben, dass umfassende Arbeiten erforderlich sind. Besonders betroffen sind zentrale Bauteile des Schlosses, die gegen aufsteigende Feuchtigkeit im Untergeschoss und eindringende Nässe am Dachstuhl saniert werden müssen. Weitere Maßnahmen umfassen die Erneuerung der Schieferdacheindeckung und der Fassade, inklusive Rissbeseitigung und Reinigung, sowie die Sanierung der Terrasse. Auch der Schlossteich soll saniert, die Zufahrt und der Vorplatz denkmalgerecht neugestaltet werden.
Ein zentrales Ziel der Generalsanierung ist es, die Multifunktionalität der Veranstaltungsräume zu erhalten. Der Residenzsaal im ersten Obergeschoss wie auch der Trau-Bereich im zweiten Obergeschoss sollen ihre Funktionen unverändert behalten. Daneben ist aber auch die technische Infrastruktur veraltet. So sollen überholte technische Anlagen ersetzt werden, um moderne Standards zu erfüllen.
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Und: Um die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Schlosses effizient zu koordinieren, wird das Kulturamt der Stadt Essen ein zentrales Veranstaltungsmanagement einrichten. Eine Ansprechperson wird zukünftig alle Anfragen zu Veranstaltungen und Vermietungen im Schloss Borbeck bündeln. Zudem soll eine moderne Veranstaltungssoftware eingeführt werden, um unter anderem Abrechnungsprozesse zu vereinfachen.
Stadt Essen: Kosten stehen noch nicht fest
Große Pläne also. Gänzlich offen aber ist der Zeitplan für die Umsetzung. Schulte-Wieschen: „Ich sehe mit Bedauern, dass das ganze Thema immer weiter nach hinten rückt. Man sollte versuchen, die Dinge langsam mal anzupacken, anstatt auf das Jahr 2028 zu schielen. Zumal wir auch noch nicht wissen, wie der Kämmerer mit diesen Plänen umgeht. Viele Dinge sind einfach noch nicht geklärt.“
Wie hoch die Sanierungskosten insgesamt ausfallen, steht laut Stadtverwaltung noch nicht fest. Die Zahlen sollen in den kommenden Planungsphasen präzisiert werden. In ersten Schätzungen war bisher von 13,6 Millionen Euro die Rede.
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