Essen. Das furchtbare Messer-Attentat von Solingen wirft einen Schatten auf Großveranstaltungen. Die Essen Marketing GmbH reagiert.
Ein 26-jähriger Syrer sticht mit einem Messer wahllos auf Menschen ein, tötet zwei Männer und eine Frau, verletzt acht weitere Besucher schwer: Auch Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion schockiert über den Terroranschlag von Solingen.
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Sein Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Als jemand, der selbst seit 30 Jahren Großveranstaltungen organisiert, denkt Röhrhoff aber auch an die Organisatoren des Stadtfestes, mit dem die Stadt im Bergischen ihr 650-jähriges Bestehen feierte. „Ich fühle mit den Veranstaltern, denn das, was da passiert ist, ist der Worst Case“, sagt Röhrhoff. Jeder wisse, dass so etwas geschehen könne und hoffe, dass der schlimmste aller Fälle nicht eintritt.
Mit dem „Essen Light Festival“ steht die Innenstadt vor einer Großveranstaltung
Als in den Medien die ersten Meldungen über den schrecklichen Messerangriff die Runde machten, stellte sich auch Röhrhoff die Frage, die sich wohl jeder stellte, der davon hörte: Wer begeht eine solche Wahnsinnstat? Inzwischen hat sich der Nebel gelichtet, ein 26-jähriger Mann aus Syrien, der als Geflüchteter in Solingen lebte, hat sich der Polizei gestellt. Die Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) reklamiert den Terroranschlag für sich.
Die Tatwaffe soll er aus einem Messerblock in der Flüchtlingsunterkunft, in der er wohnte, genommen haben. „Er hätte es auch bei WMF kaufen können oder in irgendeinem anderen Geschäft“, sagt Röhrhoff und äußert sich skeptisch auf die Frage, ob sich eine solche Tat verhindern ließe. „So etwas kann überall passieren. Auf einem Bahnsteig, vor einem Fußballstadion oder an jedem anderen Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen.“
Was bedeutet das für die kommenden Großveranstaltungen der EMG? Vom 2. bis zum 13. Oktober steht das „Essen Light Festival“ auf dem Programm. Mehrere Zehntausend Besucherinnen und Besucher werden zu der Lichter-Show erwartet. Am Montag waren das Attentat von Solingen und die möglichen Folgen Thema in der morgendlichen Konferenz der städtischen Marketing-Gesellschaft, berichtet Röhrhoff.
Der Zugang zum Essener Weihnachtsmarkt wird durch Betonquader gesichert
„Verhindern ließe sich ein Anschlag wie in Solingen vielleicht, wenn jeder Besucher kontrolliert wird“, sagt Röhrhoff und fügt gleich hinzu: „Bei Veranstaltungen, wie wir sie organisieren, ist das gar nicht möglich.“ Das Essen Light Festival wie auch der alljährliche Weihnachtsmarkt erstrecken sich über weite Teile der fußläufigen Innenstadt. Seit 2016 ein islamistischer Attentäter mit einem Sattelschlepper in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz raste und 13 Menschen töte und 67 weitere teils schwer verletzte, werden Zufahrten auf den Kennedyplatz und auf den Willy-Brandt-Platz mit Betonquadern und Ketten gesichert.
Flächen wie etwa der Kennedyplatz ließen sich zwar einzäunen, Zugänge ließen sich kontrollieren, sagt Röhrhoff. Doch dann käme es an den Eingängen zu Menschenansammlungen und Gedränge. Ein potenzieller Attentäter fände auch dort seine Opfer.
Statt auf Kontrollen setzt Essens Marketing-Chef auf Polizeipräsenz. Er sei überzeugt, dass 99 Prozent der Besucherinnen und Besucher es begrüßten, wenn die Polizei Präsenz zeige, um im Notfall einzugreifen.
Röhrhoff erinnert zudem daran, dass die EMG seit Jahren mit einem Sicherheitsdienst zusammenarbeitet. Dessen Mitarbeiter kämmen aus der Türsteher-Szene. „Das sind gute Leute“, sagt Röhrhoff. Sie verfügten über viel Erfahrung und einen „gewissen Blick“ für die jeweilige Situation.
„Bei Leuten, die sich damit auskennen und die auf Krawall aus sind, genießen wir deshalb einen schlechten Ruf. Die suchen sich lieber eine andere Stadt aus“, sagt Röhrhoff. Es gebe aber auch Stimmen, die sich darüber beklagten, die Security sei zu aggressiv. Aber das sei ihm egal, betont der EMG-Chef, der sich nach dem Anschlag von Solingen in dieser Haltung bestärkt sieht.
Röhrhoff ist überzeugt davon, dass man dem Täter angesehen haben muss, was er vorhatte, kurz bevor er das Messer zückte. Er wolle nicht behaupten, dass der Sicherheitsdienst der EMG einen solchen Anschlag verhindert hätte. „Aber unseren Leuten wäre der Mann vielleicht aufgefallen.“
Mit dem Sicherheitsdienst sehe er die EMG für Großveranstaltungen gewappnet. „Wir sind da gut aufgestellt“, sagt Röhrhoff. „Wir können aber auch nicht in jeden Hauseingang einen Sicherheitsmann stellen.“
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