Essen. Weil das Leitungswasser mit Legionellen belastet war, verhängte die Uniklinik Essen ein Dusch-Verbot. Es fiel just in eine hochsommerliche Phase.

Wie erst dieser Tage bekannt wurde, hat es an der Uniklinik Essen in diesem Juli einen Befall des Trinkwassers mit Legionellen und E.coli-Bakterien (Escherichia coli) gegeben. Die Keime fielen bei einer routinemäßigen Überprüfung auf. Die Uniklinik verhängte ein Abkochgebot für das Leitungswasser. Außerdem durften die Patienten nicht duschen.

Warum duschen bei Legionellen-Befall des Wassers gefährlich sein kann

Legionellen verbreiten sich über Aerosole, also letztlich über die Atemwege, und können schwere Lungenentzündungen auslösen. „Eine Infektion erfolgt in der Regel aerogen durch das Einatmen eines fein zerstäubten Legionellen-haltigen Wassernebels“, heißt es auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts (RKI). Das kann zum Beispiel beim Duschen geschehen. „Das Schlucken von kontaminiertem Wasser birgt indes keine Infektionsgefahr, da die Legionellen im Magen von der Magensäure abgetötet werden“, erklärt das RKI.

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Anders bei E.coli: Ist Wasser mit diesem Bakterium stark belastet, sollte es keinesfalls getrunken werden. Das könne nicht nur schwere Magen- und Darmerkrankungen auslösen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „So spielen E. coli als häufigste Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. Zudem sind sie als Erreger von Blutvergiftungen und Krankenhausinfektionen gefürchtet.“

Uniklinik Essen überprüft das Trinkwasser wöchentlich

Die Uniklinik Essen versichert auf unsere Nachfrage: „Das Klinikum beprobt die zentralen Haupteinspeisungsstellen routinemäßig in engmaschigen Abständen.“ Sprich: wöchentlich. Am 3. Juli und 5. Juli 2024 habe man solche Trinkwasserproben „an allen zentralen Haupteinspeisungsstellen des Trinkwassernetzes des Campus‘“ durchgeführt. Dabei seien die Kontaminationen nachgewiesen worden.

„Unmittelbar nach Bekanntwerden der Befunde am 8. Juli 2024 wurden das Gesundheitsamt Essen als Aufsichtsbehörde sowie die Stadtwerke Essen als Versorger über den Sachverhalt informiert.“ Am selben Tag habe man campusweit ein Abkochgebot sowie ein Duschverbot verhängt. „Zur Gefahrenabwehr wurden zudem schnellstmöglich flächendeckende Befilterungen aller Stationen/Abteilungen durchgeführt.“

Patientin klagt: Krankenzimmer war aufgeheizt, duschen nicht möglich

Wegen eines Legionellen-Befalls des Trinkwassers erteilte die Uniklinik Essen ihren Patienten im Juli ein Duschverbot.
Wegen eines Legionellen-Befalls des Trinkwassers erteilte die Uniklinik Essen ihren Patienten im Juli ein Duschverbot. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Abkochgebot konnte laut Uniklinik erst am 26. Juli, also nach fast drei Wochen, aufgehoben werden. Eine Patientin aus Velbert, die am 8. Juli in die Augenklinik eingeliefert wurde, erlebte die Situation an den warmen Sommertagen als belastend: „Im Patientenzimmer gab es keine Klimaanlage, die Fenster konnten nicht geöffnet werden, das Zimmer heizte sich auf. Ich schwitzte so sehr, dass durch den Schweiß die Verbände wegrutschten. Das Bettzeug war klatschnass.“ In dieser ohnehin misslichen Lage habe eine Krankenschwester den Patienten erklärt, dass sie wegen eines Bakterien-Befalls des Leitungswassers nicht duschen dürften. „Wir sollten uns mit Mineralwasser waschen und die Zähne damit putzen.“

„Ebenfalls am 8. Juli 2024 wurde ein campusweites Abkochgebot sowie ein campusweites Duschverbot verhängt. “

Die Uniklinik Essen zu dem Befall des Trinkwassers mit Legionellen und E.coli-Bakterien
Legionellen-Kulturen in der Petrischale: Das Bild entstand im  Legionellen-Labor des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) in Düsseldo
Legionellen-Kulturen in der Petrischale: Das Bild entstand im Legionellen-Labor des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) in Düsseldo © Essen | Lars Heidrich

Wie die Patientin weiter schildert, habe sie vergeblich versucht, Mineralwasser zum Waschen zu holen: „Alle Kästen, die bereitstanden, waren leer.“ Die Pflegekräfte habe sie als wenig hilfreich bis ruppig erlebt und sich daher sowohl an eine Patientenbeauftragte als auch an das Beschwerdemanagement gewandt.

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Die Entschuldigungen und Erklärungen der Uniklinik haben die Velberterin nicht überzeugt; hundertprozentig aufklären lassen sich die Vorwürfe nicht. Zu der Wasserproblematik erklärt eine Sprecherin der Uniklinik: Vom 8. bis zum 26. Juli „wurde für den gesamten Campus ausreichend Mineralwasser bestellt, ebenfalls erfolgte die Belieferung mit Trinkwasser durch unseren Transportdienst mit Priorität. Fehlende Auslieferungen sind nicht bekannt.“ Dass auf der betroffenen Station der Augenklinik zeitweilig nur leere Wasserkästen standen, schließt das natürlich nicht aus.

Ungeklärt ist laut Uniklinik bislang noch, wie es zu dem Bakterienbefall kam: „Eine genaue Ursache für die Kontamination des Trinkwassers ist derzeit noch nicht bekannt.“

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