Essen-Überruhr. Die Essener Band „Die Popel“ gründete sich vor 50 Jahren. Das wird bald groß gefeiert. Im Interview erzählen die Mitglieder ihre Geschichte.

Als Stephan Müller und Norbert Hölter, anno 1974 Schüler des Essener Carl-Human-Gymnasiums, beschlossen, „wir gründen eine Band“, ahnte keiner von beiden, dass sie fünf Jahrzehnte später noch immer auf der Bühne stehen würden. Zwar füllen sie keine großen Hallen mehr, aber ihre Stammkneipe „Haus Silva“ wird am Freitag, 23. August, garantiert rappelvoll sein. Dort wird das Gold-Jubiläum von „Die Popel“ gebührend gefeiert. Wenn das Wetter mitspielt, wird im Biergarten zünftig „geschrammelt“.

Schrammeln? Ja, genau. Denn „Die Popel“ sind keine Hardrock- oder Punkband, wie man vielleicht aus dem Gründungsjahr schließen könnte, sondern eine Skiffleband. Bodenständig, urtümlich, gesellig, so hatten es sich Stephan Müller (Klavier) und Norbert Hölter (Waschbrett) von Anfang an vorgestellt. Mit eigenen (deutschen) Texten auf bekanntes Liedgut aus dem angloamerikanischen Raum und später dann auch mit eigenen Kompositionen.

Nach und nach komplettierte sich die Essener Truppe

„Das war damals gegen den Trend. Die meisten hörten halt Pop und Rock“, erzählt Norbert Hölter, der auch den Namen der Band kreierte. „Die Popel“ ist eine Anspielung auf Deep Purple, die Ende der 60er Jahre Vorreiter des Heavy Metal waren. „So bekannt wie diese Band würden wir nie werden, war der Gedanke dahinter. Aber der Name klingt halt so ähnlich“, sagt Hölter augenzwinkernd.

Feiern am 23. August in ihrer Stammkneipe in Essen-Überruhr (v.l.): Conny Meurer, Michael Meurer, Hartmut Halser, Norbert Hölter, Stephan Müller, Andreas Schade, Rainer Sockoll.
Feiern am 23. August in ihrer Stammkneipe in Essen-Überruhr (v.l.): Conny Meurer, Michael Meurer, Hartmut Halser, Norbert Hölter, Stephan Müller, Andreas Schade, Rainer Sockoll. © Jan Karlik

Schnell wuchs die Gruppe: Cornelia oder besser Conny, die Schwester Stephans, gesellte sich Geige spielend und singend hinzu. Bei Auftritten des Trios in der katholischen jungen Gemeinde Überruhr (KJG) kamen auch Michael Meurer und Hartmut Halser auf den Geschmack. Meurer ergänzte die Truppe mit dem Elektrobass, Halser spielte Banjo. Auftritte in Düsseldorf, im Jugendzentrum in Essen, auf zahlreichen Pfarrfesten sowie in der Grugahalle folgten.

Rainer Sockoll alias Rocky Ben Socki wurde 1976 zur gesanglichen Verstärkung verpflichtet: „Außerdem spiele ich Mundharmonika und Gitarre.“ Andreas Schade ist der „Benjamin“ in der Truppe, vor acht Jahren stieß er mit seiner Mandoline hinzu und ist auch beim Gesang dabei.

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Die Essener Band produzierte vier Langspielplatten

„Norbert ist unsere Rampensau“, sagt Michael Meurer, der in der Band nicht nur seine musikalische Heimat fand, sondern in Conny auch seine Herzensdame. Norbert Hölter falle die Aufgabe zu, so Meurer, das Publikum während der Gigs anzuheizen und durch das Programm zu führen. Die meisten deutschen Texte stammten auch von ihm. Vier Langspielplatten wurden im Laufe der Jahre produziert. Zum Hit der Gruppe erklären aber alle unisono „Die Jungfrau“, reichlich gespickt mit „Anspielungen, die heute wohl nicht mehr so durchgehen würden“, lacht Hölter.

Musikalisch hatte die Band ihren eigenen Stil gefunden und brachte ihn durch diverse Live-Auftritte unters Volk. „Wir waren bei der Einweihung der U-Bahn und bei der Eröffnung des Rathauses dabei“, berichtet Stephan Müller stolz. Er erinnert sich auch noch gut an verschiedene Konzerttouren. „Es kam vor, dass es am Auftrittsort kein Klavier gab. Das Instrument musste also immer im Tourbus untergebracht werden. Das war schon manchmal recht abenteuerlich.“

„Es kam vor, dass es am Auftrittsort kein Klavier gab. Das Instrument musste also immer im Tourbus untergebracht werden. Das war schon manchmal recht abenteuerlich.“

Stephan Müller, Band-Gründer

Unvergesslich geblieben ist das Gastspiel kurz nach dem Mauerfall in Jena. An die 400 Leute waren im Saal und völlig aus dem Häuschen. Die Skifflemusik der Band aus Essen-Überruhr wurde schwer bejubelt. „Es war eine Karnevalssitzung. Die hatten Spaß mit uns und wir mit ihnen“, sagt Michael Meurer lachend.

Musik gemacht wird heute nur noch im kleinen Kreis

Mehr als 30 Jahre später ist es deutlich ruhiger geworden. „Wir wollen uns in unserem fortgeschrittenen Alter von den großen Bühnen verabschieden, keine schweren Boxen mehr schleppen, keine Groupies mehr verwöhnen usw. Aber Musik wollen wir noch machen, im kleinen Kreis, mit kleiner Anlage oder auch unplugged“, kündigen die Mitglieder, von denen die meisten inzwischen auf die 70 Jahre zugehen, auf der Band-Homepage an.

Einfach vorbeikommen

Das Jubiläumskonzert von „Die Popel“ findet am Freitag, 23. August, in der Gastwirtschaft „Haus Silva“,  Nockwinkel 96, in Essen-Überruhr statt. Beginn ist um 19 Uhr. Es gibt keine Reservierungen, kein Eintritt, keine Tickets. „Einfach kommen und Spaß haben“, fordert die Skiffleband auf.

Eine Sommertournee durch Überruhr und Hinsel-Süd sei nicht ausgeschlossen, teilt die Gruppe weiter mit. Stationen sind das Gasthaus sowie die Eisdiele Laconi. Weitere Infos auf der Homepage www.diepopel.de.

Wie üblich mit einem Augenzwinkern. Denn bei Auftritten in Altenheimen oder vor der Lieblingseisdiele Laconi im Stadtteil „legen wir richtig los, so wie früher“, versichert Conny Meurer. Das gelte natürlich ebenso für den Auftritt zum 50-jährigen Bestehen.  „Darauf freuen wir uns schon riesig!“

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