Essener Süden. Im Essener Bauamt herrscht Personalmangel. Was eine Kategorisierung der sanierungsbedürftigen Brücken für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet.
Zuerst gab es im September vergangenen Jahres eine Einschränkung beim Überfahren der Brücke Volckmarstraße in Kettwig vor der Brücke. Das über den Rinderbach führende Bauwerk durfte nur von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen benutzt werden. Seit April 2024 ist die Brücke komplett gesperrt, lediglich für Fußgänger und Radfahrer ist sie frei.
Anlieger und Pendler reagieren zunehmend genervt. Die Umleitung über die August-Thyssen-Straße ist den meisten zu weit. Über die Straße Zur Alten Fähre ist es kürzer, aber im Gegenverkehr schwierig. Und die Situation wird durch die vielen Freizeitsportler, die bei schönem Sommerwetter ihre Boote am dortigen Anleger zu Wasser lassen, noch verschärft. Doch Abhilfe ist wohl erst einmal nicht in Sicht.
Das Betonmaterial zerbröselte bei der Überprüfung
Bei der Brücke handelt es sich um ein über 100 Jahre altes Bauwerk (Baujahr ca. 1910). Die Widerlager unter der Brücke sollten im Frühjahr durch einen Sachverständigen geprüft werden. Jedoch habe man keinen Bohrkern ziehen können, da das Betonmaterial zerbröselt sei, berichtete Mike Pannek, Leiter der Abteilung Ingenieurbau, kürzlich in der Bezirksvertretung 9. Das Problem seien die Unterbauten. Eine Brücke darüber zulegen scheide aus, eine Erneuerung sei notwendig. Doch das Projekt habe keine vorrangige Priorität bei der Behörde.
Die Zahl der „Problembrücken“ aus den 60er und 70er Jahren nehme zu. Die meisten Bauwerke seien für die heutigen Belastungen durch den Straßenverkehr nicht bemessen worden. Pannek: „Die Stadt Essen hat 250 Brücken zu betreuen. Bei 101 Brücken besteht ein kurz- bis mittelfristiger Handlungsbedarf.“ Doch es fehle das Personal.
So habe die Behörde eine Kategorisierung vorgenommen. Diese Einteilung biete die Basis für die personelle Ressourceneinteilung. Innerhalb der Kategorien seien die einzelnen Bauwerke nach Dringlichkeiten priorisiert worden und würden sukzessive abgearbeitet.
„Die Stadt Essen hat 250 Brücken zu betreuen. Bei 101 Brücken besteht ein kurz- bis mittelfristiger Handlungsbedarf.“
Bei der Kettwiger Ruhrbrücke sind mehrere Beteiligte involviert
Große, dringliche Brückenbauwerke, wie die Kettwiger Ruhrbrücke, seien nicht mehr zu sanieren. Die danach folgende Rinderbachbrücke in der Ringstraße werde aktuell bearbeitet. Sollte diese nicht mehr befahrbar sein, käme man auch nicht mehr zur Ruhrbrücke.
Bei der Planung zur Kettwiger Ruhrbrücke seien gleich mehrere Beteiligte einzubeziehen, wie der Ruhrverband für die Schleusen und die Wehranlage, die Energiegewinnung, bei der Grünanlage sei die Ansicht Kettwigs aufgrund der Denkmalbereichssatzung zu berücksichtigen. Das seien große, langwierige Herausforderungen.
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Ferner steht eine weitere große Brücke im Essener Süden im Fokus des Ingenieurbaus: die Gustav-Heinemann-Brücke in Werden. Möglichst ab 2025 soll sie umfangreich saniert werden, kündigte Pannek an. Bei dieser Maßnahme müssten durch die Fahrbahnplatte Löcher gebohrt werden, um die Brücke senkrecht von oben nach unten zusammenzudrücken. Vor rund zehn Jahren waren schon einmal Stahlelemente zur statischen Stärkung eingezogen worden, allerdings quer.
Parallele Planung eines Neubaus der Gustav-Heinemann-Brücke in Werden
Die „Haltbarkeit“ von solchen Sanierungen werde mit 20 Jahren berechnet, „sodass bereits parallel, aufgrund des enormen Planungsaufwandes, ein Brückenneubau geplant werden muss“, erläuterte Mike Pannek dem Gremium. Aber selbst dafür fehle derzeit das entsprechende Fachpersonal. Und ein Vorziehen der Brückenerneuerung Volckmarstraße sehe er, unter Berücksichtigung vorrangiger Maßnahmen wie die Brücke Ringstraße über den Rinderbach und Gustav-Heinemann-Brücke, nicht.
Die Maßnahme „Tunneldurchstich Kettwig“ steht auf der Prioritätenliste ebenfalls ganz weit hinten. Ein Umstand, den die Mitglieder der Bezirksvertretung erklärt haben wollten. Seit über 30 Jahren werde schließlich dieser Tunneldurchstich vom Alten Bahnhof zum Leinpfad an der Ruhr gewünscht.
Pannek: „Da nur Bestandsbauwerke eine Priorität haben, hat die Verwaltung den Tunneldurchstich als Neubaumaßnahme nicht mit einer Maßnahmennummer versehen.“ Die Hauptbetreuung dieses Projektes erfolge zudem in einer anderen Abteilung.
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