Essen. Ein Hotelier aus Essen wird gewürgt und die Treppe heruntergestoßen. Jetzt ist der Täter verurteilt worden. Er war ein Langzeit-Gast.

Es sind dramatische Szenen gewesen, die sich vor rund einem halben Jahr in einem Essener Hotel abgespielt haben: Ein Gast war plötzlich völlig ausgerastet und hatte den Besitzer angegriffen. Am Donnerstag ist der 42-Jährige am Essener Schwurgericht verurteilt worden. Bestrafen konnten ihn die Richter allerdings nicht. Der Grund:

Der Mann aus Bielefeld gilt als schwer krank – und extrem gefährlich. Im Prozess war von Wahn-Vorstellungen, Wut und Angst die Rede. Um die Allgemeinheit zu schützen, ist er von den Richtern auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden.

Angeklagter vor dem Essener Schwurgericht: „Ich war wütend und aggressiv“

Es war der Nikolaustag vergangenen Jahres. Der 42-Jährige hatte schon rund drei Wochen im Hotel „Wilhelmshöhe“ an der Frintroper Straße gewohnt. „Ich hatte eigentlich nie Probleme mit ihm“, erinnerte sich der Hotelier vor Gericht. „Doch an diesem Tag war er lauter als sonst.“ Der Gast bestand plötzlich darauf, dass die Polizei gerufen wird. In seinem Kopf waren offenbar Bilder einer Vergewaltigung im Nachbarzimmer entstanden. „Ich war wütend und aggressiv“, hatte der 42-Jährige dazu selbst erklärt.

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Obwohl alles nur Einbildung war, gab er keine Ruhe. Dann überschlugen sich die Ereignisse auch schon. Der Hotelier wurde im Treppenhaus gepackt, in den Schwitzkasten genommen und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Ich habe keine Luft mehr bekommen und versucht, mich irgendwie zu befreien“, sagte er den Richtern. Dann habe der Gast versucht, ihn die Treppe hinunterzustoßen.

Angeklagter setzte verordnete Medikamente ab

Was folgte, war ein wildes Gerangel, das erst im Eingangsbereich des Hotels zu Ende war. Der Hotelbetreiber rannte auf die Straße, um Hilfe zu holen. Sein Verfolger war ihm zunächst noch auf den Fersen, hatte dann aber abgedreht. Der Hotelgast gilt schon seit vielen Jahren als psychisch schwer krank. Im Prozess war von zahlreichen Klinikaufenthalten die Rede. Die verordneten Medikamente hat der 42-Jährige immer wieder abgesetzt.

Zuletzt hatte er sich eine Zeitlang in seiner ursprünglichen Heimat – dem Iran – aufgehalten. „Dort bin ich 2017 vergiftet worden“, sagte er den Richtern mit voller Überzeugung. Nach seiner Rückkehr in Deutschland wollte er sich nach eigenen Angaben eine Wohnung suchen, allerdings vergeblich. Deshalb habe er sich schließlich in dem Essener Hotel eingebucht. „Das war günstig und erreichbar.“ Wie es aus seiner Sicht weitergehen sollte, konnte er nicht sagen.

Mit der unbefristeten Unterbringung in der Psychiatrie hat sich der 42-Jährige aber offenbar schon abgefunden. Das Urteil der Essener Richter hat er sofort akzeptiert.

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