Essen. Die Eigentümer-Firma des Büroparks in Bredeney ist pleite, der Ausbau der Immobilie liegt auf Eis. Essens Polizei droht nun eine Hängepartie.
Die beiden Polizisten vor der Tür sind plötzlich verschwunden, der Schriftzug „Polizei“ getilgt, der gläserne Aufbau mit dem eingeätzten Landeswappen dafür in ein noch tieferes Nachtblau getaucht: Am Mittwoch stellte das Mönchengladbacher Architekturbüro Schrammen ein neues computeranimiertes Bild des neuen Essener Polizeipräsidiums auf seine Webseite. Wenigstens an der Optik der Bredeneyer Immobilie wird also noch gewerkelt, na bitte. Der Umbau selber aber liegt einstweilen auf Eis, und der Umzug, so scheint‘s, er wackelt, denn die Eigentümer – sind pleite.
Ein nicht verlängerter Kredit sorgte dafür, dass die Objektgesellschaft in die Insolvenz rutschte
Grund dafür: Das börsennotierte Immobilienunternehmen Deutsche Mittelstand Real Estate AG (Demire) hatte sich mit der DZ Hyp als Geldgeber nicht über die Verlängerung eines Kredits in Höhe von 82 Millionen Euro einigen können. Nun muss das Unternehmen nach eigenem Bekunden gleich für vier Objektgesellschaften Insolvenz anmelden, darunter eben auch für die „DEMIRE Essen Hatzper Str. TheodorAlthoff-Str. GmbH“. Ihr gehört der Büropark Bredeney, für den man so ehrgeizige Pläne geschmiedet hat.
Denn hier soll das neue Essener Polizeipräsidium entstehen: raus aus dem klassizistisch-barocken, aber modernen Ansprüchen nicht mehr genügenden Prachtbau in Holsterhausen – mit diesem Plan machte sich die Polizei nicht nur bei Nostalgikern keine Freunde. Jetzt aber steht die Frage im Raum, ob der Umzug in Gänze wackelt.
Außer ein paar „vorbereitenden Maßnahmen“ wurde in den Umbau noch nichts investiert
Klar scheint zumindest, dass man die alten Zeitpläne vergessen kann. „Wir waren da anfangs relativ optimistisch“, sagt Thomas Weise, Pressesprecher der Polizei, aber das verkneift man sich nun. Statt Ende 2025 sieht er für rund 800 Polizeikräfte den Abschied von der Büscherstraße nicht mehr vor Ende 2026 kommen, und zwar ohne dass es noch Verzögerungen durch die Insolvenz der Eigentümer-Gesellschaft gäbe. Doch genau die stehen im Raum. „Wir können jetzt keine Investitionen tätigen “, erklärt Demire-Sprecher Julius Stinauer auf Anfrage, und ja, tatsächlich sei am Standort Bredeney noch nicht allzu viel passiert: Ein paar „vorbereitende Maßnahmen“ gab es, mehr nicht.
Dabei stehen auf der künftigen Mietfläche von rund 25.000 Quadratmetern Umbauten in Millionenhöhe an: von einer hochmodernen nagelneuen Leitstelle für die Polizei bis zu einem knapp 30 Zellen umfassenden Gewahrsam für Missetäter aller Art, von einer kriminaltechnischen Untersuchungsstelle mit 700 Quadratmetern Laborfläche bis zu einer Halle, in der sichergestellte Fahrzeuge auf Spuren untersucht werden können. Eine „umfassende Verwandlung“, so schwärmen sie bei Schrammen Architekten: „Umbau, Erweiterung, Sanierung und Modernisierung stehen auf dem Plan“, und dies als besonders energiesparendes Vorhaben mit dem KfW-Standard 55, „um das Gebäude fit für die Zukunft zu machen“.
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„Wir haben das Heft des Handelns nicht mehr in der Hand“, sagt Polizei-Sprecher Thomas Weise
Einen in die Jahre gekommenen Bürokomplex mit Millionen-Aufwand baulich auf Vordermann zu bringen, das scheint leichter dadurch, dass mit dem Polizeipräsidium Essen im Auftrag des NRW-Innenministeriums ja für die Hälfte des riesigen Bürokomplexes ein solventer Mieter für Jahrzehnte gefunden ist. Dem Vernehmen nach wurde sogar vertraglich vereinbart, dass im Falle eines Falles ein Neuerwerber des Gebäudes den Mietvertrag mit übernehmen muss. Andererseits könnte das Insolvenzverfahren das Projekt deutlich verzögern. Die Polizei ist dabei gezwungen, sich auf die Observation zu beschränken: „Wir haben das Heft des Handelns nicht mehr in der Hand“, sagt Polizei-Sprecher Weise achselzuckend: „Wir können nur zuschauen.“
Das gilt auch für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW, der das Noch-Präsidium an der Büscherstraße vermarkten soll. „Ein Verkaufsverfahren ist bislang nicht gestartet“, heißt es von dort, weil man zunächst „prüft, ob die Immobilie für eine andere Landesnutzung infrage kommt“. Es müsste eine Behörde mit Geduld sein.
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