Essen. Damit bei der Aluminium-Herstellung kein klimaschädliches CO₂ entsteht, hat die Essener Hütte ein neues Verfahren entwickelt. Probelauf startet.
Die Aluminiumhütte Trimet im Essener Norden macht einen weiteren Schritt, um in Zukunft ihr Aluminium klimaneutral herstellen zu können. Der Umstieg auf „grünes“ Aluminium ist ein wesentlicher Faktor für den Standorterhalt. Denn bis zum Jahr 2045 muss auch die deutsche Industrie treibhausgasneutral produzieren, was vor allem für energieintensive Unternehmen eine riesige Herausforderung ist. In Essen beschäftigt Trimet knapp 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Trimet treibt deshalb die Entwicklung einer neuen Technologie zur CO₂-freien Erzeugung von Aluminium voran. In seinem Werk in Essen nimmt das Unternehmen eine Demonstratoranlage in Betrieb, um die Technologie im industriellen Maßstab zu erproben.
Klimakiller CO₂ wird bei Aluproduktion auf fast Null gesenkt
Mit Forschern hat Trimet nach eigener Darstellung ein Verfahren entwickelt, das bei der Aluminiumelektrolyse kein Kohlendioxid freisetzt und damit die direkten CO₂-Emissionen bei der Metallerzeugung auf nahezu null senkt.
Das funktioniert so: Aluminium wird mit der Schmelzflusselektrolyse erzeugt. Bei diesem chemischen Prozess wird Strom in den Ausgangsstoff Aluminiumoxid geleitet. Die dafür nötigen Anoden und Kathoden bestehen aus Kohlenstoff, der sich während der Produktion verbraucht und dabei Kohlendioxid entsteht. Das neue Verfahren setzt sogenannte inerte (untätige, wenig reaktionsfreudige) Anoden und Kathoden ein. Sie bestehen aus einem Material, das beim Elektrolyseprozess Sauerstoff statt Kohlendioxid freisetzt und damit die Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen vermeidet.
Trimet: Drei Millionen Euro gibts für Essen aus Fördermitteln
Nachdem die Pilotphase erfolgreich verlaufen sei, will Trimet nun die Technologie zunächst an drei Elektrolyseöfen unter Produktionsbedingungen erproben. Sollte auch dies erfolgreich sein, liegt eine gewaltige Aufgabe vor dem Unternehmen. Allein im Essener Betrieb müssten fast 360 Öfen umgerüstet werden.
Für die Testphase bekommt das Unternehmen finanzielle Hilfe vom Bund. Vor wenigen Tagen brachte das Bundeswirtschaftsministerium einen Förderbescheid über drei Millionen Euro nach Essen. Wie viel Trimet selbst in die Erprobung und Umrüstung der zunächst drei Öfen investiert, dazu wollte das Unternehmen keine Angaben machen.
Dass Aluminium als Werkstoff auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen dürfte, davon ist Trimet-Chef Philipp Schlüter überzeugt: „Die grüne Transformation braucht Aluminium. Umso wichtiger ist es, diesen Werkstoff so herzustellen, dass Fahrzeuge, Energieanlagen, Verpackungen und die anderen Produkte, in denen er zum Einsatz kommt, von seiner ökologischen Qualität profitieren.“
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Nach dreijähriger Drosselung fährt Trimet Produktion auch in Essen wieder hoch
Unterdessen hat Trimet damit begonnen, die Produktion an seinen Standorten und somit auch in Essen wieder hochzufahren. Bis Mitte 2025 sollen die Elektrolyseöfen wieder voll ausgelastet arbeiten. Während der vergangenen drei Jahre hatte das Unternehmen seine Kapazitäten zeitweise bis um die Hälfte gedrosselt. Grund waren die hohen Strompreise und gestiegene Rohstoffkosten. Die Bedingungen auf den Märkten hätten sich wieder entspannt, sodass es nun wieder wirtschaftlich sei, Aluminium zu produzieren, hieß es in einer Mitteilung Mitte Mai.
Mit virtueller Batterie gleicht Trimet Stromschwankungen aus
In der Vergangenheit hatte Trimet schon einen wichtigen Schritt hin zu „grünem“ Aluminium getan. Das Unternehmen ist mit Abstand der größte Stromverbraucher in Essen. Das Stammwerk im Hafen benötigt etwa so viel Strom wie die gesamte Stadt. Damit liegt auch der größte Hebel auf der Hand: Um Treibhausgase zu sparen, muss der Strom aus erneuerbaren Energien kommen. Was einfach klingt, ist für die Hütte eine gewaltige Herausforderung: Denn ursprünglich war die Herstellung auf eine kontinuierliche Stromzufuhr zwingend angewiesen. Da aber nicht immer Wind weht und die Sonne scheint, hat Trimet ein Verfahren entwickelt, die sogenannte „virtuelle Batterie“, damit die Aluminiumherstellung an diese wechselnden Bedingungen angepasst werden kann.
Das große Ziel ist klar: „Mit der Entwicklung einer emissionsfreien Ofentechnologie richten wir unsere Aluminiumhütten ebenso wie mit der Flexibilisierung des Produktionsprozesses auf das Ziel der klimaneutralen Aluminiumherstellung aus“, unterstrich Schlüter.
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