Essen-Werden. Ganz am Rande des Stadtteils Werden ist ein kleines Baugebiet projektiert. Mehr zu den Preisen und was ein Immobilienfachmann dazu sagt.
Der Essener Süden ist sehr beliebt. Die Menschen möchten sehr gerne „im Grünen“ wohnen. Folglich sind die Baumöglichkeiten bereits ziemlich ausgereizt. Immobilienkaufmann Alfred Krausenbaum hat sich mit der aktuellen Lage beschäftigt und geht sogar so weit, zu sagen: „Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage stimmt nicht. Es fehlt vor allem öffentlich geförderter Wohnraum. Einfamilienhäuser werden aber auch kaum angeboten. Der Wohnungsmarkt in Werden und Umgebung ist so gut wie gar nicht existent.“
Krausenbaum war „eine halbe Ewigkeit“ bei einer namhaften Essener Wohnungsgenossenschaft tätig. Von dort bringt er viel Branchenerfahrung mit und kennt sich in Werden, Heidhausen und Fischlaken bestens aus: „Grundsätzlich ist das Angebot in allen Bereichen zu gering. Es fehlen Baugrundstücke, und wenn, sind sie sehr teuer, wegen hoher Bodenrichtwerte beziehungsweise Marktwerte.“ Auch würden zu lange Genehmigungsverfahren bremsen, dazu kämen gestiegene Baukosten und Zinsen sowie der allseits beklagte Fachkräftemangel: „Häuserbau ist derzeit schwierig.“
Gebrauchte Immobilien haben teils hohen Sanierungsbedarf
Dabei sei enormer Bedarf vorhanden: „Es fehlt bezahlbarer Wohnraum in entsprechender Größe für Familien. Angeboten werden fast nur kleine Wohnungen. Es fehlt aber auch bezahlbarer Wohnraum für Senioren mit normalen Renten, die nicht Eigentum verkaufen können, um mit dem Erlös aus dem Hausverkauf ihr Einkommen aufzustocken.“
„Es fehlt bezahlbarer Wohnraum in entsprechender Größe für Familien. Angeboten werden fast nur kleine Wohnungen. Es fehlt aber auch bezahlbarer Wohnraum für Senioren mit normalen Renten.“
Auch bei Einfamilienhäusern gebe es ein viel zu geringes Angebot: „Meine Recherche ergab aktuell gerade einmal 25 gebrauchte Objekte.“ Und diese hätten teils erheblichem Sanierungsbedarf.
Neubaugebiet an der Ruhrtalstraße zwischen Werden und Kettwig
Ganz am Rande des Stadtteils Werden ist ein kleines Baugebiet projektiert. Etwas versteckt zwischen Ruhrtalstraße und Bahngleisen der Linie S6. Demnächst rollen hier die Bagger an. Ernst Peter Altschaffel von der „Nawobau“ möchte hier Einfamilienhäuser bauen.
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Das größte Objekt wird auf der Seite www.cwimmobilien.de für an die 700.000 Euro vermarktet. Auch werden Doppelhaushälften für etwa 500.000 Euro angeboten. Altschaffel lobt die Fachverwaltung: „Auf unseren Antrag hat die Stadt ausgesprochen flott reagiert und positiv beschieden. Daumen hoch.“
Die Stadt Essen plant in der Nähe eine „Feuerwache Süd“
Der Bauingenieur ist davon überzeugt, hier ein gutes Angebot zu machen. Modernste Technik helfe mit, Energie zu sparen, und die Lage sei wirklich besonders. Einerseits liegt das Areal im Grünen, ganz in Nähe der Ruhr und von Pferdehöfen. Anderseits dürfte die zentrale Lage zwischen den Ortskernen von Kettwig und Werden auch ein Argument sein. Durch die Buslinie 180 ist das Gebiet an den ÖPNV angeschlossen. Eine Auffahrt zur Autobahn 52 ist nicht weit.
Dies hat auch die Stadt Essen dazu angeregt, ganz in der Nähe eine „Feuerwache Süd“ zu planen. Erste Widerstände aus der Nachbarschaft und vorsichtige Äußerungen der Immobilienplaner gegenüber politischen Gremien wie der zuständigen Bezirksvertretung legen allerdings nahe, dass noch nichts „zementiert“ ist und durchaus an alternativen Standorte gebaut werden könnte.
Es gibt kaum öffentlich geförderte Wohnungen im Essener Süden
Immobilienfachmann Krausenbaum stellt sich derweil die Frage: „Wo gibt es denn eigentlich noch öffentlich geförderte Wohnungen in Werden und Umgebung? Bei alten Beständen ist die Bindung ausgelaufen.“ Bemühungen wie jetzt an der Jacobsallee seien löblich, aber viel zu wenig. Dazu drohe eine Kostensteigerung durch das Einhalten von Klimazielen. Die hitzige Debatte ums „Heizungsgesetz“ habe aufgezeigt, wie stark die Verunsicherung der Hauseigentümer sei: „Dabei ist die Beachtung der Energieeffizienz grundsätzlich richtig und wichtig. Schließlich soll im deutschen Gebäudesektor bis 2045 die Klimaneutralität erreicht werden.“
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Von daher begrüße er ambitionierte Projekte wie an der Ruhrtalstraße, wo KFW 40 Effizienzhäuser geplant sind. Dort sollen Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung (KWL) zum Einsatz kommen. Das System entzieht der verbrauchten Raumluft Energie und nutzt diese zum Erwärmen der zugeführten kalten Außenluft. Unterstützt wird dies durch eine Photovoltaik-Anlage mit Speicher. Das hilft mit, die Heizkosten zu senken.
Alfred Krausenbaum gibt aber zu bedenken: „Höhere Energieeffizienz steigert die Baukosten beim Neubau. Und bei Altbauten gibt es bei Erwerb die Verpflichtung zur energetischen Ertüchtigung durch den neuen Eigentümer.“ Das generiere weitere Kosten, die zum Beispiel bei Mietobjekten zu Mieterhöhungen führten: „Dabei fehlt ohnehin bezahlbarer Wohnraum.“
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