Essen-Rüttenscheid. Vom Kettenkarussell bis zum Labyrinth-Lauf mit Spektralbrille: Die Kirmes vor der Grugahalle fährt richtig was auf. Der Aufbau läuft.

Die Maus ist schon da, einer der Geister liegt noch faul auf dem Boden herum. So könnte man den aktuellen Stand beschreiben. Auf dem Parkplatz vor der Grugahalle haben in dieser Woche die Aufbau-Arbeiten für das Sommerfest begonnen. Die Rüttenscheider Kirmes mit angeschlossenem Trödel- und Kinderflohmarkt startet am kommenden Freitag, 12. Juli, standesgemäß mit Fassanstich und Feuerwerk. Bis Sonntag, 21. Juli, sollen hier Familien aus Essen und der Region Spaß haben.

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Dem Spaß steht aber noch etwas im Wege. Und zwar ein Auto. Gleich neben dem Karussell. Ein Laster will durch und die letzten großen Teile eines Fahrgeschäfts liefern. Schausteller-Urgestein Albert Ritter dirigiert mal eben den Kollegen mit seiner eigenen humorigen Art in Richtung Pkw, der alsbald von der Fläche verschwindet.

Blickt man sich in diesen Tagen auf dem Platz vor Messe und Gruga um, sollte man gar nicht meinen, dass hier und jetzt noch eine schwere Zugmaschine durch will. Es sieht alles schon so vollständig aus. Ja, die Geisterbahn wirkt noch etwas „durchsichtig“ im wahren Wortsinn, denn an der ein oder anderen Stelle kann man noch hindurchsehen, was dem Sinn und Zweck einer Geisterbahn nicht gerade entgegenkommt. Denn die lebt ja davon, dass man erst im letzten Moment erkennt, was – oder in diesem Fall auch: wer – da auf einen zukommt. Und wie gesagt: Einer der Geister liegt noch eingepackt auf dem Boden vor dem Eingang.

Kleiner Autoscooter für Kinder

Gemeinsam mit Oliver Müller, Präsident des Landesverbandes Schausteller und Marktkaufleute, und Timo Ruthmann, Referent für Eventmanagement bei der Messe Essen, schlendert Ritter gemütlich zwischen den einzelnen Baustellen umher und erzählt. Von der „bunten Mischung“ des Angebots und der Familienfreundlichkeit der Veranstaltung, bei der fast alle Fahrgeschäfte von Oma und Enkel genutzt werden könnten. „Natürlich gibt es auch ein paar wildere Fahrgeschäfte wie den ,Break Dance‘, der nicht fehlen darf, oder den Autoscooter“, erklärt Ritter. „Wir haben diesmal aber auch einen Kinder-Autoscooter. Und besonders stolz sind wir darauf, dass die ,Wilde Maus‘ wieder da ist, die kleine Achterbahn mit diesen spektakulären Kurvenfahrten, wo man das Gefühl hat, man fällt raus.“

Timo Ruthmann, Albert Ritter und Oliver Müller nehmen die Fahrgeschäfte schon mal unter die Lupe.
Timo Ruthmann, Albert Ritter und Oliver Müller nehmen die Fahrgeschäfte schon mal unter die Lupe. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

So klein wirkt die Maus gar nicht, wenn man davorsteht. Auch Ruthmann, der zum ersten Mal beim Aufbau und der Organisation des Sommerfestes dabei ist, muss gestehen, dass er bei der Anlieferung doch überrascht war: Er hatte das Fahrgeschäft nicht so hoch in Erinnerung. Doch verglichen mit anderen Achterbahnen ist sie natürlich kein Riese, lebt weniger vom Auf und Ab als vom Hin und Her, von 180-Grad-Kehren, die im Fachjargon auch „Mauskurven“ heißen. „Weil die Bahn so verläuft, wie eine Maus vor einer Katze flüchtet“, erklärt Ritter, „immer im Zickzack“.

Gegen den Schockmoment, wenn die Chaise – so nennt sich das Vier-Personen-Fahrzeug – scheinbar droht, in luftiger Höhe über das Ziel hinauszuschießen, kommen die großen Achterbahnen einfach nicht an. Verstärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass der Wagen breiter ist als die Schiene und man diese in der Kurve nicht mehr sieht. Schon 1934, so Ritter, sei die erste Bahn dieser Art über die Rummelplätze der Welt gedonnert, damals noch aus Holz und unter dem Namen „Teufelskutsche“, was irgendwie bedrohlicher klingt als „Wilde Maus“.

250.000 Kirmes-Besucher erwartet

Traditionell bedient das Sommerfest an der Gruga nicht das Klischee vom Höher, Schneller, Weiter, es will auch gar nicht mit der zeitgleich stattfindenden Kirmes in Düsseldorf konkurrieren. Familien sollen im Mittelpunkt stehen: Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr stabil. Und wenn zur Familie ein Hund gehört, dann finde auch der überall einen Napf mit Wasser, sagt Ritter. Ob man seinem Vierbeiner den Trubel allerdings zumuten sollte, ist wieder eine andere Frage. Denn trubelig, das ist sicher, wird es garantiert. Zuletzt zählte man zum Sommerfest vor der Gruga immerhin insgesamt 250.000 Besucherinnen und Besucher.

Der Klassiker „Break Dance“ darf nicht fehlen - hier ein Foto aus dem vergangenen Jahr.
Der Klassiker „Break Dance“ darf nicht fehlen - hier ein Foto aus dem vergangenen Jahr. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die meisten Gäste, so ist zu vermuten, kommen aus Essen. Was auch an den guten Möglichkeiten der Anreise liegt. So müsse ein Besuch des Sommerfests „nicht immer ein Tagesausflug sein“, so Müller. „Mit der U-Bahn kommt man ja praktisch mitten auf die Kirmes. Da kann man einfach mal aussteigen, ein Stündchen Spaß haben und wieder nach Hause gehen.“ Und: Auch viele der teilnehmenden Unternehmen kommen aus Essen. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir den Essener Schaustellern eine Einnahmequelle bieten.“

„Verwirrendes und unterhaltsames Abenteuer“

Eine Geisterbahn mit lebenden Geistern, durch die man nicht fährt, sondern durch die man selbst läuft; die Berg- und Talbahn „Musikexpress“, die durch einen dunklen Tunnel führt; außerdem Imbiss, Ausschank, Süßwaren, Entenangeln, Ball- und Pfeilewerfen und nicht zuletzt der Schwanenflieger, der bei hohen Temperaturen eine Abkühlung durch ordentlich Fahrtwind verspricht – welche Angebote letztendlich auf dem Sommerfest an der Gruga zu finden sind, entscheidet sich meist schon im Winter. „Wir setzen uns immer im Dezember zusammen und sichten mehrere hundert Bewerbungen“, erklärt Müller. Am Ende blieben dann meist 60 Schausteller und eine Mischung aus Altbewährtem und neuen Angeboten übrig.

Öffnungszeiten

Die Kirmes an der Essener Grugahalle ist vom 12. bis 21. Juli zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag bis Freitag von 14 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr.

Offizielle Eröffnung und Fassanstich mit Bürgermeisterin Julia Jacob: 12. Juli, 18 Uhr. Nach Einbruch der Dunkelheit gibt es noch ein Feuerwerk.

Der größte Trödelmarkt der Region findet täglich parallel zur Kirmes bis 22 Uhr auf dem Messeparkplatz P2 statt.

Der von der Grugahalle organisierte Kinderflohmarkt ist für Kinder bis zu zwölf Jahren kostenlos und findet auf dem Bürgersteig nördlich des Messeparkplatzes P1 statt. Es darf nur auf Decken getrödelt werden, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Marktzeiten: montags bis samstags 8 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 19 Uhr.

Am Donnerstag, 18. Juli, ist Familientag auf dem Sommerfest an der Gruga. Zwischen 14 und 22 Uhr gibt es spezielle Angebote für Familien.

Apropos neue Angebote: Noch gar nicht so richtig vorstellen kann man sich „Crystals City“ gleich gegenüber vom Biergarten „Zum Ritter“. Kevin Kerber, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, verspricht hier ein „verwirrendes und unterhaltsames Abenteuer“, ein Glaslabyrinth mit LED-Lichteffekten, für dessen Durchquerung die Besucherinnen und Besucher eine so genannte Spektralbrille erhalten. Wasserfontänen soll es auch geben – das muss man wohl ausprobieren, um es wirklich beschreiben zu können. Zunächst muss jedoch erst noch der Aufbau beendet werden.

Abgesehen von letzten über Generationen eingeübten Handgriffen ist aber alles vorbereitet. Für den Trödelmarkt gibt es noch ein paar freie Plätze, der Weg zwischen Alfredstraße und Parkplatz P1 steht für den Kinderflohmarkt bereit, und die „lukullische Weltreise“ zwischen Corn Dogs, Currywurst und Eis aus der historischen Maschine von 1949 deutet sich auch schon an. Jetzt muss nur noch die Chaise auf die Schiene und der Geist in die Bahn. Dienstbeginn: Freitag, 12. Juli, 14 Uhr.

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