Essen/Mülheim. Das kommunale Nahverkehrsunternehmen benötigt jedes Jahr bis zu 180 Busfahrer. Wie Zuwanderer die Lücke schließen sollen
Der Personal- und Fachkräftemangel hat längst auch die Ruhrbahn erreicht. Wie so viele Verkehrsunternehmen in Deutschland sucht auch der für Essen und Mülheim zuständige Verkehrsbetrieb händeringend Fahrerinnen und Fahrer. Ahmet Avsar, Arbeitsdirektor und Vorstand der Ruhrbahn, beziffert den Bedarf auf 150 bis 180 neue Kolleginnen und Kollegen pro Jahr. Tendenz steigend. Die Ruhrbahn versucht gegenzusteuern und setzt dabei auf Migranten.
Ein neues Angebot richtet sich an Personen mit Migrationshintergrund, die zwar über einen Führerschein (Klasse B) verfügen, die aber noch Defizite in der deutschen Sprache haben. Ihnen zahlt die Ruhrbahn nicht nur den Busführerschein, das Unternehmen finanziert ihnen auch einen Sprachkurs, der sie für den Beruf als Busfahrerin oder Busfahrer fit machen soll. Es gebe zwar viele Bewerberinnen und Bewerber, sagt Torben Skuballa, Leiter des Fahrbetriebes bei der Ruhrbahn. Viele davon scheiterten jedoch an den sprachlichen Hürden.
Die „Babyboomer“ scheiden aus dem Fahrdienst der Ruhrbahn nach und nach aus
Der 29-jährige Michaele aus Eritrea hat den Einstellungstest bestanden. Seit zehn Jahren lebt er in Deutschland, seit dem vergangenen Jahr ist er Busfahrer bei der Ruhrbahn. Bekannte, die bereits im Unternehmen arbeiteten, hätten ihn darauf gebracht. Vorher habe er als Lagerist gearbeitet. „Harte Arbeit, wenig Geld“, fasst er seine Erfahrungen zusammen. „Bei der Ruhrbahn ist es besser.“
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Torben Skuballa hofft, dass weitere Migranten Michaeles Beispiel folgen. Die Personaldecke ist dünn. Im August vergangenen Jahres kürzte die Ruhrbahn ihr Fahrtangebot Knall auf Fall, und das gleich für mehrere Wochen. Als Begründung führte das Unternehmen Personalmangel und einen hohen Krankenstand an. Die aktuelle Situation bei der Ruhrbahn schildert Torben Skuballa so: Der Krankenstand sei rückläufig, beim Personal gebe es ein „dünnes Polster“. Ein Notfahrplan sei nicht erforderlich, Fahrtausfälle seien nicht zu befürchten. Aber das kann sich auch wieder ändern.
Die Ruhrbahn kooperiert nun auch mit einer privaten Fahrschule
1240 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt die Ruhrbahn im Fahrdienst. Der Bedarf ist zuletzt gestiegen, die Generation der „Babyboomer“ scheidet aus Altersgründen aus, andere gehen freiwillig, um bei einem anderen Verkehrsunternehmen anzuheuern. 30 Prozent ihres Bedarfs kann die Ruhrbahn aus Initiativbewerbungen decken, 30 bis 40 Fahrer pro Jahr bildet das Unternehmen selbst aus, mit eigenen Fahrlehrern und eigenen Fahrzeugen.
Zusätzlich kooperiert die Ruhrbahn nun mit einer privaten Fahrschule, parallel zur theoretischen und praktischen Ausbildung nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Deutsch-Sprachkursen teil, die ebenfalls in den Räumen der Fahrschule stattfinden. Vermittelt werden fachspezifische Begriffe und die Kommunikation mit der Leitstelle sowie mit Fahrgästen. Bewerber müssen mindestens 23 Jahre alt sein, über mindestens einjährige Fahrpraxis verfügen und möglichst noch keine Punkte in Flensburg gesammelt haben. Dass frisch ausgebildete Fahrerinnen und Fahrer von anderen Verkehrsbetrieben abgeworben werden könnten, nimmt die Ruhrbahn in Kauf.
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