Essen-Bergerhausen. Junge Filmemacher aus Essen räumen Preise ab: Warum die Trickfilm-AG der Grundschule am Krausen Bäumchen einen Gruselfilm gedreht hat.

Mit „Geisterbahn des Grauens“ hat sich die Trickfilm-AG der Grundschule am Krausen Bäumchen am landesweiten Kurzfilmwettbewerb „Drehmomente NRW 2024“ beteiligt – und gleich zwei erste Plätze abgeräumt. Zunächst gewannen die Essener Grundschülerinnen und Grundschüler das Online-Voting, und dann kürte auch die Jury den Film noch zum Besten, was im Altersbereich „Kids“ eingereicht wurde.

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Es ist wie immer in diesen Gruselfilmen: Alles beginnt ganz harmlos. Drei Kinder laufen über den Schulhof und stellen fest: Da steht ja eine Geisterbahn, da gehen wir rein. Sie könnten misstrauisch werden, als sie merken, dass die Kassiererin zwei Köpfe hat. Oder als die Sicherheitsgurte nicht funktionieren und sie mit Klebeband am Wagen befestigt werden. Doch erst als der Wagen mittendrin stehenbleibt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Die drei steigen aus, irren in der Geisterbahn umher und werden nicht nur von Skeletten und einem unheimlichen Grafen, sondern auch noch von vielen kleinen und einer großen Spinne belästigt.

Ausgedacht und umgesetzt hat sich Story und Film die Trickfilm-AG der Grundschule am Krausen Bäumchen. Hinter der Arbeitsgemeinschaft steht Andreas Staudt. Er ist Lehrer an einer Förderschule in Bochum, seine beiden Kinder, Fine und Hannes, gehen in die vierte Klasse der Grundschule am Krausen Bäumchen. „Ich habe an meiner Schule schon mehrfach Arbeitsgemeinschaften zum Trickfilm geleitet“, erzählt er. „Damals haben wir uns auch am Wettbewerb beteiligt. An der Krausen Bäumchen Schule habe ich das dann im Nachmittagsbereich der offenen Ganztagesschule auch mal angeboten.“ Und das mit durchschlagendem Erfolg.

Schüler arbeiten mit Stop-Motion-Technik

Bei so einer AG, weiß Staudt, geht es nicht nur darum, zu schauspielern. Ein Thema muss gefunden, eine Geschichte erzählt und umgesetzt werden. Bei all dem waren die Kinder mitten im Geschehen. Und schnell war klar: Es sollte etwas zum Gruseln sein. „Tatsächlich angefangen haben wir aber gar nicht mit dem Film“, erklärt Staudt, „sondern mit dem Animieren von Spinnen und Skeletten. Wir haben mit Pixilation gearbeitet.“ Dabei handelt es sich um eine Stop-Motion-Technik, bei der viele Einzelbilder hintereinander geschnitten werden. Und so kommt es dann, dass viele kleine Spinnen plötzlich zu krabbeln beginnen.

„Heutzutage haben Kinder in dem Alter alle einen Tablet-Computer“, so Staudt. „Die können da also selbstständig Fotos machen und hintereinander schneiden.“ Für die Animationen waren übrigens Emilio, Fine, Helga, Lia und Nico verantwortlich. Sie mussten sich nicht nur mit der Technik, sondern auch mit dem Thema Copyright auseinandersetzen: Welche Fotos darf man überhaupt nutzen? Und welche Musik darf kostenfrei verwendet werden?

Als es dann an den Film ging, war klar, dass nicht alle Kinder mitspielen werden. Johanna beispielsweise wollte unbedingt die Kamera bedienen. Nico wiederum war für den Puppentrick zuständig: Als sich der Graf, extrem gruselig gespielt vom achtjährigen Emilio, im Film in eine Fledermaus verwandelt, sorgt Nico dafür, dass das Kuscheltier davonfliegt.

Grüne Tücher statt Geisterbahn

Wobei sich gleich mehrere Fragen stellen. Wie kann ein Kuscheltier fliegen? Wie passen die Kinder in eine Geisterbahn hinein, die sie selbst gebastelt haben und die gerade mal einen Meter breit ist? Beides funktioniert natürlich über einen sogenannten Greenscreen, erklärt die zehnjährige Helga: „Wir haben ein grünes Tuch aufgehängt als Hintergrund und dafür wurde dann später ein anderer Hintergrund eingeblendet. Die Geisterbahn zum Beispiel.“

Das Gleiche gilt übrigens für den Wagen, der durch die Geisterbahn rattert. „Wir haben einfach vorne zwei Stühle hingestellt“, sagt Emily, „ein grünes Tuch drüber gehängt und fertig. Die mussten dann nur so tun, als würden sie fahren.“ Eines der Kinder, die „nur so taten“, war Hannes. Das ist schon großes Kino, wie er da mit ängstlichem Gesichtsausdruck durch den Keller der Schule rennt – denn hier unten entstanden die Szenen, die am Ende die unheimlichsten waren. Viele der Ideen, so erzählt man sich, stammten von Timo. Der hätte beispielsweise gerne eine Falltür gehabt, durch die alle nach unten stürzen, was sich dann aber doch nicht umsetzen ließ. Staudt: „Manchmal musste ich die Kinder ein bisschen bremsen, damit es nicht zu gruselig wird.“

Linus, Fine und Hannes (v.l.) fahren durch die „Geisterbahn des Grauens“ - ein Film der Trickfilm-AG an der Schule am Krausen Bäumchen.
Linus, Fine und Hannes (v.l.) fahren durch die „Geisterbahn des Grauens“ - ein Film der Trickfilm-AG an der Schule am Krausen Bäumchen. © Schule am Krausen Bäumchen

Trotz aller Bremsen: Aus der Krausen Bäumchen Schule wurden zwischen August 2023 und April 2024 mal eben die „Grausen Bäumchen Studios“, in denen der Film „Geisterbahn des Grauens“ entstand. Und von dem waren nicht nur die Zuschauerinnen und Zuschauer, die die Filme des Wettbewerbs online bewerten konnten, begeistert. Auch die Jury setzte ihn in der Altersklasse „Kids“ (sieben bis 13 Jahre) auf Platz eins.

In der Begründung heißt es: „Für unseren ersten Platz haben wir einen Film ausgewählt, der uns alle in seinen Bann gezogen hat. Mit jeder Szene steigert er unsere Spannung und überzeugt uns mit seiner fesselnden Handlung. Und auch der Witz kommt an keiner Stelle zu kurz. Was für uns herausragend ist: Der gesamte Film wurde mit einfachsten Mitteln gedreht und lebt von dem, was vor Ort vorhanden ist. So gibt es eine Menge verschiedener selbst gemachter Effekte, eine tolle, selbstgebaute Kulisse und eine hohe Beteiligung der Kinder. Der Film lebt von vielen abwechslungsreichen, kreativen, kleinen Ideen.“

Preisverleihung im Dortmunder U

Damit hatte der Film gleich in mehrfacher Hinsicht ein Happy End. Zum einen – Achtung Spoiler! – stellt sich in der Story selbst schlussendlich heraus, dass die Spinnen und Fledermäuse gar nicht echt waren. Wie das eben bei Geisterbahnen so üblich ist. Zum anderen wurde die komplette Trickfilm-AG ins Dortmunder U eingeladen, wo sie bei der Abschlussveranstaltung stolz ihre beiden Preise entgegennehmen durfte. Und wo sie den eigenen Film erstmals auch auf einer echten Kino-Leinwand sehen konnten. Auch das war ein Erlebnis der besonderen Güte.

Film und Preisverleihung waren übrigens auch ein Happy End für die Grundschulzeit: Alle Kinder haben nun die vierte Klasse hinter sich und werden nach den Sommerferien weiterführende Schulen besuchen. Vielleicht gibt es ja auch dort eine Trickfilm-AG.

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