Essen. Nun übernimmt offiziell der Insolvenzverwalter die Geschäfte des Essener Traditionsgeschäftes. Eine wichtige Entscheidung steht an.

Im Insolvenzverfahren für das traditionsreiche Essener Familienunternehmen Brecklinghaus Lederwaren GmbH & Co.KG ist eine wichtige Etappe erreicht: Das Amtsgericht in Essen hat Anfang Juli das Insolvenzverfahren eröffnet, wie aus einer Meldung des Gerichtes hervorgeht. Zum Insolvenzverwalter ist der Wuppertaler Rechtsanwalt Marc d‘Avoine von der Kanzlei ATN ernannt worden, der bislang nur vorläufig bestellt war. Er wird mit Eröffnung des Verfahrens die Führung im angeschlagenen Traditionsgeschäft übernehmen.

Wie d‘Avoine berichtete, sei er bereits in Gesprächen mit einem Interessenten, der „einzelne Läden“ übernehmen wolle. Brecklinghaus betreibt neben dem Stammhaus an der Viehofer Straße in der Innenstadt weitere vier Standorte: ein Geschäft in Rüttenscheid, im Rhein-Ruhr-Zentrum und zwei am Flughafen Düsseldorf. Brecklinghaus verkauft dort hochwertige Lederwaren von der Hand- oder Aktentasche bis hin zum exklusiven Koffer, wobei diese heutzutage meist nicht mehr aus Leder gefertigt sind.

Lederwaren Brecklinghaus in Essen meldete im April 2024 Insolvenz an

Am 18. April 2024 hatte der Geschäftsführer Gerd Brecklinghaus Insolvenz anmelden müssen. Die Krise des Einzelhandels ging damit auch an dem Essener Händler nicht spurlos vorüber. Gerd Brecklinghaus, der das Familienunternehmen in der dritten Generation führt, nannte damals mehrere Gründe, die zur Insolvenz geführt hatten: Die Auswirkungen der Corona-Krise mit monatelangen Schließungen und Beschränkungen, die stark gewachsene Konkurrenz durch den Onlinehandel, dazu globale Unsicherheiten – all dies habe „zu einem erschwerten Geschäftsumfeld“ geführt. Hinzu seien gestiegene Kosten und die allgemeine Konsumzurückhaltung der Kunden gekommen. All diese Faktoren hätten die Umsätze zuletzt unter Druck gesetzt. Dass sich noch dazu das Hauptgeschäft in der Viehofer Straße in einem schwierigen sozialen Umfeld befindet, dürfte das Geschäft nicht leichter gemacht haben.

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Seit April versucht d‘Avoine – zunächst als vorläufiger Insolvenzverwalter – zusammen mit Brecklinghaus das Unternehmen zu stabilisieren. Für Entlastung dürfte dabei auch die Bundesagentur für Arbeit gesorgt haben, die, wie in Insolvenzverfahren üblich, die Löhne der rund 25 Beschäftigten für drei Monate übernommen hatte. Diese Phase ist nun abgelaufen.

Bislang sind alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an Bord. Die fünf Geschäfte* sind unabhängig von der Eröffnung des Insolvenzverfahrens weiterhin geöffnet. Es gibt keinen Ausverkauf.

Wie geht es mit dem Namen Brecklinhaus weiter?

Wie viele Läden allerdings langfristig eine Zukunft haben werden, hängt von den derzeit laufenden Übernahmegesprächen ab. Eine Entscheidung soll voraussichtlich Ende des Monats fallen, sagte Insolvenzverwalter d‘Avoine.

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Neben der künftigen Zahl der Läden wird auch die Frage sein, ob der neue Eigentümer den Traditionsnamen Brecklinghaus künftig fortführen werde oder ob dieser aus der Essener Handelslandschaft verschwinden wird. Für den Fall, dass die laufenden Verkaufsverhandlungen scheitern, droht die gesamte Abwicklung des Geschäfts.

Lederwaren Brecklinghaus gibt es in Essen seit über 110 Jahren

Lederwaren Brecklinghaus gehört zu den letzten traditionsreichen, inhabergeführten Geschäften in der Essener Innenstadt. Eberhard Brecklinghaus, geboren 1883 in Essen, gründete es 1907 in Homberg am Niederrhein und beschloss vier Jahre später, sich in seiner Heimatstadt Essen niederzulassen.

Nach der Expansion ins Rhein-Ruhr-Zentrum Mülheim in den 1970er Jahren eröffnete im Jahr 2005 das erste Geschäft in den Airport-Arkaden des Düsseldorfer Flughafens, und seit 2014 gibt es auch einen Laden im Stadtteil Rüttenscheid.

*Im Gespräch mit der Redaktion hatte der Insolvenzverwalter angekündigt, dass der Standort in Mülheim wohl nicht fortgeführt werden könne. Inhaber Gerd Brecklinghaus widersprach dem am Mittwoch (4. Juli) jedoch und betonte, dass generell noch keine Entscheidung zur Zukunft der Läden gefallen sei.

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