Essen-Vogelheim. An der Gesamtschule Essen-Nord haben Schülerinnen und Schüler Gedichte geschrieben. Die wurden zwar benotet, aber auch vor Publikum präsentiert.
„Deutschunterricht muss nicht langweilig sein.“ So lautet das Fazit einiger Essener Schülerinnen und Schülern an der Gesamtschule Nord in Essen-Vogelheim. Anstatt nur Gedichte zu analysieren und zu interpretieren, durften sich die jungen Erwachsenen der Oberstufe selbst im Dichten ausprobieren.
Die Gestaltung war ihnen dabei freigestellt; die Schule hatte „Werte und Unterwegssein“ als groben Rahmen für das Thema vorgegeben. Das durfte großzügig interpretiert werden. Nachdem die Texte geschrieben waren, konnten die Autoren ihre Werke in einem Poetry-Slam präsentieren. Dabei tragen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte vor und werden vom Publikum bewertet. Das Gedicht mit den meisten Punkten gewinnt den Wettbewerb.
Essener Schüler wählen Themen für ihre Gedichte selbst aus
Bevor es aber ans Schreiben ging, schauten die Schüler und Schülerinnen sich zunächst andere Poetry-Slams an. Das sollte vor allem als Inspirationsquelle für die eigenen Texte dienen. Nach und nach wurden dann die Texte geschrieben und zur Bewertung abgegeben – die Gedichte wurden nämlich auch benotet. Für die Schüler bot sich also ein doppelter Anreiz, ein gutes Gedicht zu schreiben.
KI, also Künstliche Intelligenz, hätten sie nicht genutzt, sagen die Teilnehmer. Ganz von allein seien sie auf ihre Ideen gekommen. Was die Inhalte angeht, unterschieden sich die Texte stark voneinander: Bei den Themen, die die jungen Autoren auswählten, stand zum Beispiel die Freundschaft hoch im Kurs, doch auch ein Mord und ein verlorener Taschenrechner wurden in Versform gebracht.
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Zheng Hong Chin drückt sich gerne mit kreativer Sprache aus: „Ich schreibe viele Gedichte und andere Texte“, sagt der 18-Jährige. Die Aufgabe habe ihm deshalb sehr gut gefallen. Sein Gedicht über gebrochene Herzen sei dabei eine spontane „Momentaufnahme“ gewesen. „Ich schreibe sehr gerne auf, wie ich mich in bestimmten Momenten fühle. Das ist nicht planbar“, sagt der Schüler. Der Poetry-Slam im Unterricht ist nicht nur bei ihm gut angekommen. Auch andere hätten sich über die kreative Aufgabe gefreut, sagt er. Die Lehrer jedenfalls überlegen, aus dem einmaligen Projekt eine wiederkehrende Veranstaltung zu machen.
Joel Jansen besucht den Deutsch-Leistungskurs in der Q1. Für ihn sei die Themenfindung eine große Herausforderung gewesen, sagt er: „Ich hatte bis 20 Minuten vor der Abgabe noch gar nichts und bin auf dem Flur hin und her gelaufen.“ Die Idee sei ganz plötzlich gekommen, als er gemerkt habe, dass sein Taschenrechner verschwunden war.
Nachdem er die Klassenkameraden gefragt und erfolglos gesucht hatte, machte er das Ereignis kurzerhand zum Thema seines Gedichtes. „Ich wollte damit meine Verzweiflung ausdrücken“, sagt der Vogelheimer Schüler. Die „Ode an den GTR“ (ein Grafiktaschenrechner) ist so gut bei den Mitschülern angekommen, dass er damit den Wettbewerb gewann. Reime, wie „Trotz all der schlechten Noten, hast du mir viel geboten“, oder „Ausklammern kann ich nicht, GTR ich brauche dich!“, verhalfen dem 19-Jährigen zum Sieg. Als Belohnung habe die Lehrerin einen Kuchen in Taschenrechner-Form gebacken.
Der echte Taschenrechner ist dabei bis heute nicht wieder aufgetaucht. „Ich hoffe wirklich, dass ich den noch wiederbekomme“, sagt Jansen. Denn der Sieg beim Peortry-Slam allein bringt ihn nicht durchs Abitur. „Den Taschenrechner brauche ich für mein Abitur noch.“
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