Essen-Vogelheim. Vogelheim ist ohne Vollsortimenter, seit Discounter „Penny“ den Stadtteil verlassen hat. Das soll nicht so bleiben, doch passende Flächen fehlen.

Lang ist es her, viele Jahrzehnte, da eröffnete Familie Albrecht an der Vogelheimer Straße in Essen einen Lebensmittelladen, der später Aldi heißen sollte. Albrecht ist längst Geschichte, Aldi ebenfalls, zumindest in Vogelheim. Zuletzt verließ 2023 der Discounter Penny den kleinen Stadtteil, so dass die Vogelheimer seitdem ohne einen klassischen Supermarkt dastehen.

„Täglich werden wir deshalb angesprochen“, sagt der Vogelheimer SPD-Ratsherr Detlef Schliffke, der ehrenamtlich viel im Stadtteil unterwegs ist. Gerade älteren Menschen sei der Weg bis nach Altenessen zum Allee-Center oder zum Wochenmarkt, wo es genug Einkaufsmöglichkeiten gebe, zu weit – erst recht, wenn sie körperlich nicht mehr fit seien.

Essener Awo-Seniorenbus bringt ältere Vogelheimer zum Einkaufen nach Altenessen

SPD-Ratsherr Detlef Schliffke,  Bezirksvertreter Karl-Heinz Kirchner und Alfred Bongers, Arbeitskreis Vogelheimer Bürger,  zu Themen in Vogelheim
SPD-Ratsherr Detlef Schliffke, Bezirksvertreter Karl-Heinz Kirchner und Alfred Bongers, Arbeitskreis Vogelheimer Bürger, setzen sich dafür ein, dass Vogelheim wieder einen Vollsortimenter bekommt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Immerhin: Einmal pro Woche, immer dienstags zwischen halb neun und halb eins bringt der Awo-Seniorenbus Menschen kostenfrei nach Altenessen. „Damit sie einkaufen gehen können, zur Sparkasse, zum Markt – einfach mal rauskommen“, sagt Detlef Schliffke. Ein ehrenamtliches Angebot, das den Wegfall des Supermarktes nicht kompensieren könne und auch nicht solle. „Der Bus wird weiterhin fahren, wenn wir wieder einen Supermarkt in Vogelheim haben“, verspricht Schliffke. Wann das sein wird, weiß er nicht.

Denn obwohl er, und auch Karl-Heinz Kirchner, SPD-Mitglied der Bezirksvertretung, sowie Alfred Bongers vom Arbeitskreis Vogelheimer Bürger die Stadt nach eigenen Angaben immer wieder mit dem Thema Supermarkt behelligen, gibt es bisher keinen Erfolg zu vermelden. Weder ein potenzieller Betreiber noch eine geeignete Fläche ist in Sicht.

Essen: Mit Penny schließt der letzte Supermarkt in Vogelheim
Der Penny-Supermarkt hatte Ende 2023 geschlossen, wohl auch, weil der Platz nicht mehr reichte. © Essen | Uwe Ernst

Ein Unternehmens-Sprecher hatte die Schließung des Penny-Marktes seinerzeit damit begründet, dass der Markt „nicht mehr zeitgemäß aufgestellt“ gewesen, „ein Weiterbetrieb auf langfristige Sicht“ daher nicht möglich sei. „Die Verkaufsfläche ist zu klein und auf dem beengten Grundstück gibt es keine Möglichkeit, den Markt sinnvoll zu vergrößern.“

„Ich sehe die Stadt Essen hier in der Pflicht“, sagt Kirchner. Die aber bemüht sich laut Stadtsprecherin Jacqueline Riedel schon seit längerem, passende Grundstücke für die Ansiedlung eines Supermarktes zu identifizieren. Zudem führe man regelmäßig Gespräche mit möglichen Betreibern. Zwar bestehe „ein grundsätzliches Interesse am Betrieb eines Nahversorgers“, allerdings müsse zunächst ein ausreichend großes und geeignetes Grundstück gefunden werden. „Aufgrund der eher kleinteiligen Grundstückssituation entlang der Vogelheimer Straße steht dort aktuell jedoch keine Fläche für die Ansiedlung eines Nahversorgers zur Verfügung.“

Flächen in Essen-Vogelheim zu klein für Supermarktbetreiber

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Die Stadtsprecherin verweist in diesem Zusammenhang auch auf das städtische Zentrenkonzept „mit zentralen Versorgungsbereichen unterschiedlicher Hierarchiestufen, das im Masterplan Einzelhandel dokumentiert ist“. Ziel sei, eine möglichst fußläufige Nahversorgung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu leisten. Das sei im Fall Vogelheim bisher noch nicht gelungen. Die Stadtverwaltung habe generell „nur begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Ansiedlungsentscheidungen der privaten Einzelhandelsunternehmen“. Sie könne lediglich Rahmenbedingungen schaffen, die einen positiven Einfluss auf die Standortwahl der Unternehmen hätten und versuchen, in Gesprächen für entsprechende Standorte zu werben.

Karl-Heinz Kirchner ist der Ansicht, dass das städtische Einzelhandelskonzept die Misere mitverursacht habe. Weil Vogelheim als sogenanntes C-Zentrum klassifiziert worden sei, dürfe es nur Geschäfte mit vergleichsweise kleiner Verkaufsfläche geben. Die meisten Supermarktbetreiber schrecke das ab. Die Metro sei schon in Vogelheim ansässig gewesen, bevor das Konzept aufgestellt wurde. Allerdings können Privatkunden dort in der Regel nicht einkaufen.

„Die Stadtverwaltung hat generell nur begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Ansiedlungsentscheidungen der privaten Einzelhandelsunternehmen.“

Stadtsprecherin Jacqueline Riedel 

Natürlich wären sie auch mit einem kleinen Supermarkt „für den täglichen Frischebedarf“ zufrieden, sagt Alfred Bongers. Und wo man schon einmal dabei sei, Wünsche zu äußern: Ein Bäcker fehle ebenfalls. Und ein Drogeriemarkt. Und eine Postfiliale. Wobei sie mit der Post bereits Gespräche führen würden, sagt Detlef Schliffke. Eine Packstation habe Vogelheim mittlerweile bekommen.

Einkaufssituation auf der Vogelheimer Str.
Vgelheim hat einen kleinen Laden, der frische Lebensmittel anbietet. Doch viele Menschen würden dort Dinge vermissen, die sie üblicherweise einkaufen, sagt Detlef Schliffke. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wer unbedarft nach „Vogelheimer Supermarkt“ googelt, der findet einen solchen übrigens in der Nähe des ehemaligen Penny-Marktes, neben der Apotheke, an der Vogelheimer Straße. Wo früher Albrecht war, gibt es auch heute auf kleiner Fläche Lebensmittel: Linsen, Couscous, asiatische Nudeln, eine SB-Theke mit Fladenbrot, eine Kühltheke mit Oliven, etwas Obst und Gemüse. An einem Mittwochnachmittag ist das Geschäft leer, auch Verkäufer sind nicht zu sehen.

Kirchner, Bongers und Schliffke haben nichts gegen den Laden, im Gegenteil. Doch das Sortiment, sagen sie, sei eben sehr klein, und es biete auch nicht das, was viele gewohnheitsmäßig einkaufen würden, zum Beispiel Käse, den Lieblingsjoghurt, oder auch: ein einfaches Schnitzel.

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