Essen. Als Kind durfte er in die Kabine, heute tritt Choma bei Rot-Weiss Essen auf. Über eine Kindheit im Stadion und die Liebe zum Fußball.

Noch bevor RWE-Rapper Choma als Bürger Deutschlands beim Standesamt registriert war, meldete ihn sein Vater bei Rot-Weiss an. „Ich war schon als Baby im Stadion“, erzählt er bei einem Gespräch in den Räumlichkeiten des Awo-Fanprojektes. Die Einrichtung ist rustikal, an den Wänden hängen Fanschals und Zeitungsartikel, in der Ecke steht ein Kicker. „Wir haben damals noch in Berlin gewohnt. Mein Vater hat mich immer in den Maxi-Cosi gepackt und ist 600 Kilometer mit mir gefahren.“

Bis heute ist Choma seinem Verein treu geblieben. Als Fan, aber auch als Künstler. Am Samstag, 2. März, ist sein Album „Chaoten aus Leidenschaft II - Dat RWE Album“ erschienen. Zehn Jahre nach dem ersten Teil, den er mit 19 veröffentlicht hat. Man kann das neue Album jetzt bei gängigen Streaming-Diensten wie Spotify oder Apple Music hören.

Bürgerlich heißt Choma Florian Komenda. Er ist 29 Jahre alt und arbeitet als Reiseberater. Als er drei war, zog seine Familie aus Berlin zurück nach Essen. Aufgewachsen ist er in Borbeck. Wenn Choma an seine Kindheit zurückdenkt, dann ist da vor allem Rot-Weiss. Bewusst erinnern kann er sich an Stadionbesuche mit fünf, sechs Jahren. Die Zeit in der Regionalliga, der Aufstieg in die zweite Liga und der Wiederabstieg, diese verrückten Jahre zu Beginn der 2000er, all das hat er miterlebt.

Essener RWE-Rapper über Kindheit im Stadion: „Ich durfte jeden Ort sehen“

Anfangs war er mit seinem Vater auf der Haupttribühne, als Zehnjähriger dann auf der Nordtribüne. „Mein Vater ist ein Hardcore-Fan, jeder kannte ihn“, sagt der 29-Jährige. Und so sei auch er schnell bekannt gewesen im Rot-Weiss-Universum – zumal damals nicht viele Kinder dort unterwegs gewesen seien.

„Das Stadion war für mich wie ein großer Spielplatz. Ich durfte jeden Ort sehen, konnte einfach in die Kabine laufen“, erzählt er. „Als die Spieler aus der Dusche kamen, haben sie oft mit mir Fußball gespielt.“ Claudia Wilhelm vom Fanprojekt habe ihn unter ihre Fittiche genommen und ihn durch die Kindheit begleitet.

Mit 17 Jahren fing Choma an, Rot-Weiss Essen in seinen Texten zu thematisieren. „Es lag für mich auf der Hand, dass ich über das rappe, was mir am Herzen liegt“, sagt er.
Mit 17 Jahren fing Choma an, Rot-Weiss Essen in seinen Texten zu thematisieren. „Es lag für mich auf der Hand, dass ich über das rappe, was mir am Herzen liegt“, sagt er. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Heute rappt Choma beim Angrillen und beim RWE-Fanfest

„RWE gibt mir ein Gefühl von Zuhause“, sagt Choma. Heute tritt er bei Veranstaltungen von Rot-Weiss auf, rappte zum Beispiel beim Angrillen und gastiert beim Fanfest auf der Zeche Carl am 22. März. Wann immer er nicht am Wochenende arbeiten muss, steht er im Stadion oder fährt zu den Auswärtsspielen. Besonders letztere liebe er: „Man trifft sich mit anderen Fans, fährt stundenlang zusammen über die Autobahn.“

Mit Rappen hat Choma angefangen, als er 13 Jahre alt war. Damals schrieb er noch nicht über RWE, sondern über „die typischen Rap-Themen“, Sido war sein großes Vorbild. Als er 17 war, begann er, Rot-Weiss in seinen Texten zu thematisieren. „Es lag für mich auf der Hand, dass ich über das rappe, was mir am Herzen liegt“, sagt er.

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Gemeinsamer Song mit Mike Rohleder von den 257ers: „Essen asozial“

Wenn er Texte schreibt, dann passiert das meist spontan. „Ich bin ein chaotischer Mensch, nicht gut im Planen“, bekennt er. Deshalb schreibe er mal hier und mal da eine Zeile, bis am Ende ein ganzer Song daraus werde. Meist stehe erst die Melodie, dann folge der Text. Inzwischen produziere er in verschiedenen Studios, unter anderem in dem der 257ers. „In der Essener Musikszene kennt man sich und hilft sich gegenseitig“, sagt er.

Chomas Lieder tragen Namen wie „Fussball den ich lieb“, „Fahnen wehen (Nur der RWE)“ oder „Mein Verein“. Vor kurzem brachte er gemeinsam mit Mike Rohleder von den 257ers den Song „Essen asozial“ heraus. „Bis in die Ewigkeit wirst du mein Leben sein, sehe deine Farben im Stadbild erstrahlen, wenn ich an dich denke, dann steht die Zeit“, rappt er zum Beispiel über seinen Verein. Und: „Jede Stadt komplett in Rot, es wird auf Tischen getanzt und auf einmal wird ganz Essen wieder wichtig im Land“. Schon lange arbeitet er mit dem Produzenten „Magu“ zusammen, an „Essen asozial“ hat außerdem noch „crispyk“ mitgearbeitet.

Rot-Weiss Essen: Abseits des Rasens

Rot-Weiss Essen spielt seit 2022 in der 3. Liga. Neben der Spielberichterstattung wollen wir auch spannende und emotionale Geschichten abseits des Rasens erzählen. Wir stellen die Einlaufkinder vor, porträtieren Fans, sind bei Autogrammstunden dabei und checken das Angebot im Fanshop.

Verbindet auch Sie eine besondere oder persönliche Geschichte mit RWE, haben Sie Ihr Haustier nach einem Fußballspieler benannt oder im Stadion einen Heiratsantrag gemacht? Dann melden Sie sich per E-Mail an redaktion.stadtteile-essen@waz.de. Mehr Foto- und Videoinhalte finden Sie auf unserem Instagram-Account @waz_essen und unter dem Hashtag #wazxrwe.

„Es geht um die Leidenschaft für den Sport und fürs Fansein“, beschreibt Choma seine Musik. Diese Leidenschaft habe viele Facetten: das Gefühl bei Auswärtsfahrten, die Rituale mit Freunden am Spieltag, die Trauer nach verlorenen Spielen. An seinem aktuellen Album habe er ein Jahr lang gearbeitet. „Ich wollte, dass es wirklich echt ist, dass jeder die Liebe zum Sport fühlen kann.“

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