Essen. Gala für die freie Szene: Erstmals wurde in Essen ein eigener Theaterpreis ausgelobt. Die Schar der Teilnehmer blieb allerdings übersichtlich.
Es wehte doch tatsächlich ein Hauch von Hollywood durch das Katakomben-Theater, als die „Initiative Freie Szene Essen e.V.“ dort ihren ersten Theaterpreis für heimische Akteure verlieh. Man sah sogar erstaunlich viele Abendkleider bei der von Sandra da Vina unprätentiös moderierten Gala, doch – irgendwie typisch für Essen – so gut wie keine Besucher der zahlreichen freien Spielstätten der Stadt.
Wohl nicht nur deshalb betonte Kulturdezernent Muchtar Al-Ghusain in seinem Grußwort die Bedeutung dieses Preises, den der Anfang 2022 verstorbene Marketing-Experte, Plakat- und Theaterfreund Peter Cristofolini großzügig dotiert hatte. „Dieser Theaterpreis sorgt für mehr Sichtbarkeit der freien Szene unserer Stadt und ist ein Qualitätsausweis.“
„Dieser Theaterpreis sorgt für mehr Sichtbarkeit der freien Szene“
„Das Interesse an der Arbeit der anderen“, das der Dezernent sich erhofft, hielt sich bei der Gala allerdings in Grenzen. Feierten im halbleeren Saal doch lauter Insider sich gegenseitig – das aber ziemlich enthusiastisch.
Wozu auch die musikalische Begleitung des Trios „Small is beautiful“ um die Sängerin Minerva Diaz Perez beitrug, die zu Gitarre und Bass im Laufe des unterhaltsamen Abends mit fein arrangierten Pop-Hits für Stimmung sorgte.
Große Spannung machte sich breit, als es um die Vergabe der ersten Trophäe ging. Schließlich standen acht Produktionen auf der Shortlist für den in vier Kategorien verliehenen Theaterpreis. Dramaturgisch geschickt, gab es den zunächst in der Sparte „Bestes dramaturgisches Konzept“ für die Inszenierung „Ronja Räubertochter nach Astrid Lindgren“ durch das Ensemble Toboso - Maschinenhaus Essen. In ihrer Laudatio lobte Jurorin Damira Schumacher deren innovatives Konzept, „das inhaltlich stimmig und sehr konsequent die Integration des Publikum verfolgte.“
Gleich in zwei Produktionen nominiert, wurde die vielbeschäftigte Aless Wiesemann für die „beste schauspielerische Leistung“ in ihrer Rolle als Titelheldin von Ibsens „Nora“ im Theater Essen-Süd ausgezeichnet, sehr zur Freude der lautstark jubelnden Kollegenschaft. Der Sonderpreis der Jury ging an das Ensemble „onlyconncet!“ für eine „spannungsvolle Konfrontation von Theater und öffentlichem Raum“.
Ein „fast optimales Klassenzimmerstück: Frau Holle weiß nicht weiter“
Den Hauptpreis „Beste Produktion“ erhielt schließlich das „TheaterSpielWerk“ der Caritas-SkF für ihre Inszenierung „Frau Holle weiß nicht weiter!“, die der prominenteste Juror, Kulturjournalist und Theaterakteur Stefan Keim als „fast optimales Klassenzimmerstück“ pries, bei dem ganz dicht an den Kindern ungekünstelt „Theaterzauber“ entstehe. Einhellige Begeisterung der freien Szene für diese Entscheidung, die danach mit „Small is beautiful“ sich und eine gelungene Theaterpreis-Gala feierte.