Essen. Ein Bestattungsinstitut in Essen sucht Sargträger, die nebenberuflich bei Beerdigungen aushelfen. Was ist das für ein Job? Wer ist gefragt?

Ein Bestattungsunternehmen, das seinen Hauptsitz im Essener Stadtteil Borbeck hat, sucht Sargträger. Ein entsprechender Aufruf erschien zuletzt im Netzwerk Facebook. Gesucht würden „rüstige Mitarbeiter bei Bestattungen als Sarg- und Urnenträger auf 520-Euro-Basis“. Interessenten sollen sich in der Frintroper Filiale des Bestattungsinstituts Lohmann melden, das im Essener Stadtgebiet insgesamt sechs Geschäftsstellen betreibt.

Wer trägt Särge als Nebenjob? „Das sind nicht nur ältere Leute, sondern wir haben auch Studenten, die aushelfen“, berichtet Marcel Tucholski, der als Bestattungshelfer für die Firma Lohmann arbeitet und das Team der Sargträger verantwortet. „Auch manche Frauen arbeiten in diesem Job. Ich möchte das Team verjüngen, deshalb haben wir diesen Aufruf gestartet.“ Naturgemäß kämen für den Job als Sargträger nur körperlich fitte Menschen in Frage, doch ein Knochenjob sei die Tätigkeit keineswegs: „Der Sarg muss nach der Trauerfeier von der Kapelle auf einen Handwagen getragen werden, der vor dem Gebäude steht. An der Grabstelle wird der Sarg dann mit Seilen in die Erde gelassen.“ Für Erdbestattungen benötige man sechs Sargträger, für Urnenbestattungen zwei bis drei. „Vor allem sprechen wir junge, rüstige Rentner oder Frührentner an, die noch fit sind und ihre Rente aufbessern wollen.“

Viele Jüngere werfen schnell wieder das Handtuch

Denn nicht wenige – vor allem deutlich jüngere – Interessenten, die sich als Sargträger ausprobieren, werfen manchmal wieder das Handtuch: „Sie stellen dann fest, dass der Job doch nichts für sie ist. Vielleicht, weil man sich als junger Mensch einfach noch nicht mit dem Tod auseinandersetzt. Die Fluktuation unter Sargträgern ist ziemlich hoch.“ Und deutschlandweit, wurde auch schon andernorts festgestellt, wird es immer schwieriger, Sargträger zu finden.

Natürlich ist der Job als Sargträger kein Job wie jeder andere. „Es geht um Würde und Pietät, und die Sargträger kommen bei Beerdigungen durchaus in Kontakt mit den Trauernden.“ Andererseits würden die Sargträger in der Regel bei der Trauerfeier draußen vor der Kapelle warten, oder sie sitzen in einem besonderen Raum. Sargträger seien außerdem gefragt, wenn es darum geht, die Blumendekoration zur Grabstelle zu tragen, den Angehörigen Blumenschmuck bei Bedarf abzunehmen, und einen Sarg mit sechs Leuten zu tragen, sei nicht unbedingt immer eine besondere Herausforderung: „Das hängt maßgeblich vom Gewicht des Verstorbenen ab.“

Sargträger tragen mehr als Särge

Bezahlt wird der Job nach Einsätzen; die meisten Beerdigungen finden wochentags am Vormittag statt oder auch mal samstags. „In der Regel gibt es einen Vorlauf von einigen Tagen, nur manchmal bitten wir Sargträger, kurzfristig auszuhelfen“, sagt Marcel Tucholski.

Interessenten wenden sich an das Bestattungsinstitut Lohmann, 0201/740001.

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