Essen-Frohnhausen. Melina aus Essen und ihre Familie mussten eine schwere Krebsdiagnose verkraften – und sie verloren ihr Zuhause. Über eine besonderen Schulstart.
Auf ihrer Schultüte klebt eine rosarote Ballerina und in ihrem Kleid fühlt sich Melina an ihrem großen Tag selbst wie eine: Dass die Siebenjährige ihre Einschulung überhaupt würde feiern können, war lange ungewiss. Melina erkrankte vor drei Jahren an Krebs. Die Ärztinnen und Ärzte hätten nur eine Überlebenschance von rund 40 Prozent eingeräumt, berichten ihre Eltern.
Doch die kleine Essenerin kämpfte sich durch Chemotherapie und Bestrahlung. Sie musste immer wieder viele Wochen in der Uniklinik verbringen, die gesamte Familie schwankte zwischen großer Hoffnung und niederschmetternden Diagnosen. Dass Melina jetzt voller Stolz mit Schulranzen auf dem Rücken dasteht, ihren eigenen Namen schreibt und schon einige Rechenaufgaben lösen kann, erscheint der Familie manchmal wie ein kleines Wunder, auch wenn alle immer genau darauf gehofft haben.
Essenerin Melina geht jetzt in die erste Klasse
„Ich freue mich auf die Schule, ich will Mathe, Deutsch und Englisch lernen“, sagt Melina und präsentiert ihre neuen Stifte und die Trinkflasche, die sie zum Abschied in der Kita geschenkt bekommen hat. Mineralwasser wolle sie einfüllen, erklärt sie und fügt flüsternd hinzu: „Aber ich bekomme in der Schule auch Kakao!“ Ab sofort besucht Melina die erste Klasse der Gervinusschule in Frohnhausen.
Aufgrund der Therapien ist sie kleiner als die meisten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler, außerdem hat ihr Gehör etwas gelitten und sie ist auf Hörgeräte angewiesen. Doch die präsentiert sie gerne, schließlich hat sie sich das Rosa-Metallic-Design selbst ausgesucht. Die Einschulung ist ein Feiertag für Familie und Freunde, für alle, die in den vergangenen Jahren mit Melina gebangt und gelitten haben. „Ich bin sehr stolz auf sie, dass sie es geschafft hat“, sagt Vater Benjamin Schulten. „Sie ist wirklich eine Kämpferin.“
Sorge vor einer Rückkehr der Krebserkrankung schwingt immer mit
So ganz vergessen können Melinas Eltern die Erkrankung ihrer Tochter allerdings auch in den eigentlich freudigsten Momenten nicht, eine gewisse Sorge schwinge immer mit, auch wenn es Melina aktuell gut gehe und sie sich wie alle Erstklässler auf die Schule freue. „Sobald sie über Schmerzen klagt, vor allem in den Beinen, womit damals alles anfing, gehen bei mir sofort die Alarmglocken an“, sagt ihre Mutter Denise Schulten. Sie hat viele Wochen und Monate mit Melina im Uniklinikum verbracht. Nun muss Melina noch regelmäßig zu Nachuntersuchgen. Erst wenn sie zehn Jahre lang keinen Rückfall erleide, gelte sie als geheilt, erklären ihre Eltern.
In der akuten Krankheitsphase erhielt die Familie viel Zuspruch und Hilfe. Weil beide Eltern in die Betreuung von Melina in der Klinik und der beiden älteren Geschwister zuhause eingespannt waren, konnten sie nicht arbeiten. Ein Spendenaufruf brachte viel Geld ein, aufgrund der Berichterstattung dieser Redaktion entschloss sich ein anonymer Spender zudem dazu, die Familie mit einer großen Summe zu unterstützen. Es folgten viele Aktionen unterschiedlicher Initiativen, die auch jetzt noch weitergehen.
Denn in der Zwischenzeit musste die Familie noch weitere Schicksalsschläge verkraften. Anfang des Jahres brach im Mehrfamilienhaus, in dem die Familie lebte, ein Feuer aus. Die Familie musste die Wohnung verlassen, fast sämtliches Hab und Gut entsorgen. Als wäre das nicht genug, drang in die Ersatzwohnung im Souterrain einer anderen Immobilie während des vergangenen Starkregens Wasser ein. Aktuell lebt die fünfköpfige Familie daher in einer Ferienwohnung in Rüttenscheid und hofft auf eine baldige Rückkehr nach Frohnhausen.
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