Emmerich. Hinter der Düsseldorfer Tax Company steckt diese Emmericher Steuerkanzlei. Sie übernimmt zig Mandate aus Südkorea. Warum das so lukrativ ist.

Als Michael Lommen 2016 in Düsseldorf die Tax Company gründete, dümpelte das Online-Unternehmen, das rein aus Emmerich betreut wird, erstmal vor sich hin. Das Unternehmen behandelt Steuerangelegenheiten für internationale Firmen, die in Deutschland Geschäfte machen. Heute könnte sich dieses Konzept als Gelddruckmaschine erweisen. Ganz nach dem Motto „Einmal bedacht, 100 mal gemacht“ können die Steuerberater hier standartisierte Arbeitsschritte schnell umsetzen und sogar Künstliche Intelligenz einsetzen, um mit wenig Einsatz viele Mandanten zu betreuen.

Seit Corona blüht die Tax Company auf

Fahrt nahmen die Geschäfte in Corona auf, als plötzlich Online-Chaträume gefragt waren: „Da blühte der Laden auf“, berichtet Michael Lommen, der im Hauptgeschäft die Steuerkanzlei Lommen in Emmerich betreut. Zunehmend knüpfte der 61-Jährige Kontakte: „Es gibt in Deutschland nur drei oder vier Leute, die relevant sind in diesem Bereich.“ Lommen fährt dafür zweimal im Jahr nach Berlin, um in diesem Netzwerk mitzuwirken. Das zahlt sich aus.

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Immer häufiger meldeten sich Mandanten. Ein Niederländer möchte in Deutschland eine Restaurant-Kette eröffnen. Zudem wurden Firmeninhaber zu Kunden, die in Thailand oder Mallorca leben, aber hier ein Unternehmen betreiben.

Warum es Düsseldorf sein musste und nicht Emmerich

Aber der große Wurf gelingt der Tax Company in Südkorea. „Wir haben Kontakt bekommen zu einer koreanischen Wirtschaftsprüferin in Seoul. Wir waren erstmal skeptisch und haben über Bekannte vor Ort die Adresse prüfen lassen“, schmunzelt Michael Lommen. Es war eine ernstzunehmende Anfrage. Sicherlich kam dieser Kontakt auch nur zustande, weil Düsseldorf für den fernöstlichen Markt ein Begriff ist. Eine Emmericher Adresse wäre nicht aufs Radar gekommen. Dann wollte Hyeyeon Jin tatsächlich kommen, um die Zusammenarbeit im größeren Stile zu besprechen: „Wir mussten ihr erstmal klar machen, dass in Düsseldorf alles virtuell ist.“ Sie lockten sie nach Emmerich und sind nun „ein Herz und eine Seele“.

„Es ist ein Massenverfahren. Ideal für die KI. Ein Super-Geschäft“

Michael Lommen
Betreiber der Tax Company

Über Hyeyeon Jin wurden zunehmend Firmen vermittelt, die in Deutschland eine Steuerklärung einreichen müssen. „Aktuell haben wir 31. Bis Ende des Jahres werden es 40. In 2025 kommen wir auf 150 Unternehmen. Es macht die Runde“, beobachtet Lommen. Die große Steuerkanzlei KPNG sei für diese mittelständischen Unternehmen schlichtweg zu teuer. Da sei die Tax Company passender. Aber auch große Unternehmen, etwa ein Stromkonzern, der größer sei als RWE, ließen sich von Düsseldorfs heimlichen Emmerichern beraten.

Eigene Emailadresse je nach Fallart, um Ordnung zu schaffen

Die gemeinsame Sprache ist Englisch, aber der Austausch in zwei unterschiedlichen Schriftarten erwies sich als schwierig. Es wurde ein Workflow entwickelt, um Prozesse zu standardisieren: „Wir haben pro Fallart eine eigene Emailadresse eingerichtet. So werden die Themen schon sortiert“, berichtet Lommen. In Zukunft werde hier die KI sehr helfen, das automatisiert zu behandeln. 20 bis 25 Mails am Tag kämen nun aus Südkorea an. Wachse das so weiter, dann werde es am Ende eine Frage der Mitarbeiter-Kapazitäten sein, so Lommen.

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Diese standartisierte Vorgehensweise – das erwähnte „Einmal bedacht, hundert mal gemacht“ – macht es für die Tax Company äußerst lukrativ. Die Wirtschaftsprüferin übernimmt die Beratung in Südkorea, Lommens Team muss die Steuervorgänge nur umsetzen: „Es ist ein Massenverfahren. Ideal für die KI. Ein Super-Geschäft“, frohlockt Lommen. Kaum auszumalen, wenn andere Länder auch so anlaufen wie Südkorea.

Schuhkarton voller Papier? Nicht bei Lommen!

Sehr ernüchternd war allerdings die Erkenntnis, wie schwer die Zusammenarbeit mit dem Finanzamt Berlin International ist: „Wenn man über das Klever Finanzamt flucht, dann kennt man Berlin International noch nicht“, erlaubt sich Lommen eine Spitze. Da seien gefühlt alle Steuerklärungen falsch angekommen und südkoreanische Adressen konnten die Systeme nicht lesen. Außerdem würden – und das in der heutigen Zeit – die Bescheide per Post verschickt, was manchmal sechs bis acht Wochen dauere. Zumal koreanische Postboten mit Angaben in lateinischer Schrift überfordert seien.

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Das steht im Gegensatz zum Digitalisierungstrend bei Lommen. „Hier können Sie nicht mehr Mandant werden, wenn Sie das nicht mitmachen wollen. Dafür haben wir keine Zeit mehr. Mehr Mitarbeiter findet man nicht, also braucht man eine optimale Produktivität. Da braucht keiner mit einem Schuhkarton voller Papier kommen. Auch keinen digitalen Schuhkarton“, macht Michael Lommen klar.