Rees. Die komplizierte Entwässerung im geplanten Reeser Gewerbegebiet kostet mehr als sieben Millionen Euro. Politik stellte das Projekt infrage.

Rees benötigt vor allem für seinen Mittelstand neue Gewerbeflächen. Deshalb laufen bereits seit einigen Jahren die Planungen für ein neues Gewerbegebiet an der Rauhen Straße zwischen der L7 und der Umspannstation. Auf einer Fläche von gut drei Hektar sollen hier zukünftig in verschiedenen Bauabschnitten Gewerbebetriebe ihren Platz finden.

Bislang hat der Bebauungsplan dafür erst die frühzeitige Bürger- und Behördenbeteiligung durchlaufen, doch bereits jetzt zeigt sich, dass die Erschließung des Geländes eine komplizierte und teure Aufgabe werden würde. So teuer, dass in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung, Bau und Vergabe erste Politiker das Vorhaben infrage stellten.

Schlechte Bodenverhältnisse

Das Problem benannte Bauamtsleiterin Elke Strede: „Wir finden dort ausgesprochen schlechte Bodenverhältnisse vor.“ Das erstellte Baugrundgutachten hat gezeigt, dass im Boden des künftigen Gewerbegebiets kein Regenwasser versickern kann. „Zudem hat der Abwasserbetrieb klar herausgestellt, dass das Regenwasser nicht in den Kanal eingeleitet werden kann“, so Strede. Darüber hinaus darf während Hochwasserzeiten kein Wasser in den benachbarten Graben gelangen, machte wiederum der Deichverband Bislich-Landesgrenze deutlich.

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Wie kann also das Niederschlagswasser der künftigen Gewerbegrundstücke und Erschließungsflächen beseitigt werden? Mit dieser schwierigen Frage beschäftigt sich im Auftrag der Stadt Rees das Fachbüro Fischer Teamplan. Helmut Wessels, Leiter der Niederlassung in Coesfeld, stellte den Ausschussmitgliedern nun mit sehr vielen Details das Entwässerungskonzept vor, das bereits mit der Unteren Wasserbehörde und dem Deichverband zustimmend besprochen worden ist.

Ein Mulden-Rigolen-System ist geplant

Das Niederschlagswasser aller Grundstücke und Straßen soll über beidseitig neben den Straßen verlaufende Regenwassermulden geführt werden. Dieses Mulden-Rigolen-System lässt kein Wasser versickern, die Einleitung erfolgt anschließend gedrosselt zum benachbarten Graben. Unter anderem weil „einiges an Boden bewegt werden muss“, wie Wessels sagte, würden allein für die Entwässerung des Gewerbegebiets geschätzte Kosten von mehr als 7,1 Millionen Euro auf die Stadt Rees zukommen. Diese müsste das Geld über entsprechend teure Grundstücksverkäufe wieder hereinholen.

„Wir wollen Gewerbegebiete, aber nicht um jeden Preis“

Peter Friedmann
SPD-Fraktionsvorsitzender

Diskussion um Millionenkosten

Die Millionensumme ließ einige Ausschussmitglieder schlucken. Friedrich Jens Thiele (CDU) war der Erste, der feststellte, dass die städtische Haushaltslage es in nächster Zeit gar nicht zulasse, derart in Vorleistung zu treten. Bauamtsleiterin Elke Strede hielt dem entgegen, dass „wir nur eine gewerbliche Baufläche bekommen, wenn wir auch die Entwässerung sicherstellen“.

Ohnehin müsse erst das Planungsrecht zu Ende gebracht werden. „Danach sprechen wir über Investitionen“, so Strede. Peter Friedmann (SPD) forderte gleichsam, sich schon im Vorfeld darüber klar zu werden, „ob wir es uns leisten können. Wir wollen Gewerbegebiete, aber nicht um jeden Preis“.

Das sagte Kämmerer Andreas Mai

In der Diskussion um die Kosten meldete sich auch Kämmerer Andreas Mai zu Wort: „Für uns sind die Zahlen auch ganz neu. Wir sind damit sofort an die Öffentlichkeit und Politik gegangen, um die nötige Transparenz zu schaffen.“

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Mai bereitete die Politik auf „schwierige Haushaltsberatungen“ vor und stellte fest, dass „gigantische Kosten auf uns zukommen. Ich glaube nicht, dass wir nachher ein Gewerbegrundstück für 200 Euro den Quadratmeter an einen Gewerbetreibenden veräußert bekommen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Stadt in der Lage sein wird, 150 Euro davon zu sponsern“.

Kein Beschluss im Ausschuss

Diese Überlegungen aber, das betonten alle Vertreter der Stadtverwaltung, seien momentan noch Zukunftsmusik. Weil SPD-Fraktionschef Peter Friedmann Beratungsbedarf anmeldete, fällte der Ausschuss keine Entscheidung. „Wir haben keinen großen Zeitdruck“, bestätigte Bürgermeister Sebastian Hense.