Emmerich. Seit der Betriebsversammlung macht sich Hoffnung im Willibrord-Spital nach dem Insolvenzantrag breit. So steht‘s um das Schlaflabor.

Ein Sprecher des Willibrord-Spitals hat sich nun zu den aktuellen Entwicklungen des Krankenhauses, das bekanntlich einen Insolvenzantrag gestellt hat, geäußert. Zur weiteren Strategie heißt es: „Das vom Kreis Kleve beauftragte Beratungsunternehmen Accumeda arbeitet planmäßig mit dem Insolvenzverwalter an einem Fortführungskonzept. Dessen erste Schritte wurde am vergangenen Freitag auf einer Betriebsversammlung den Mitarbeitern vorgestellt. Zuvor wurden die Chefärzte sehr umfangreich auch über die zugrundeliegenden Details unterrichtet. Die Mitarbeiter haben hierauf positiv reagiert, was man daran sieht, dass bereits ausgesprochene Kündigungen zurückgenommen wurden.“

Ferner gibt es Lob für die Mitarbeiter: „Das Engagement der Willibrord-Familie in diesen schwierigen Zeiten ist wahrlich beeindruckend. Die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen und an einer gemeinsamen Vision für die Zukunft des Spitals mitzuarbeiten, ist eine der größten Stärken unseres Hauses. Wir sehen dem weiteren Prozess daher vorsichtig optimistisch entgegen und hoffen auf eine positive Entscheidung des Kreistages bis zum Ende des Jahres.“

Schlaflabor soll in Zukunft wieder öffnen

Das Schlaflabor ist derzeit geschlossen, weil Mitarbeiter gekündigt haben. Dazu sagt der Sprecher: „Wir überprüfen derzeit, ob und in welchem Umfang der Einsatz des Schlaflabors den veränderten Vergütungsstrukturen durch die aktuellen Umgestaltungen im Gesundheitswesen angepasst werden kann. Wir gehen davon aus, dass wir Anfang nächsten Jahres wieder mit einem bedarfsgerechten Angebot auftreten werden.“

+++ Das hatte die NRZ am Sonntag berichtet +++

PK zur Mahnwache für den Erhalt des Krankenhauses in Emmerich
In Emmerich setzen sich Bürger für den Erhalt des Krankenhauses ein Dieter Schneegans (li.) und Andrea Schaffeld (re.) (hier mit Ralf Geerling und Maria Hußmann im Bild) berichten nun aus der nicht-öffentlichen Betriebsversammlung. © NRZ | mavi

„Der 27. September 2024 war für das Krankenhaus, die Belegschaft und die rechtsrheinische Bevölkerung des Kreises Kleve sowie für uns als Bürgerinitiative ein positiver Tag.“ Mit diesen Worten wenden sich Andrea Schaffeld und Dieter Schneegans von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Emmericher Krankenhauses an die Presse. Denn am Freitag fand eine nicht-öffentliche Betriebsversammlung statt. Die NRZ wusste davon; mit dem Berater der Insolvenzverwaltung ist vereinbart, dass die NRZ am Montag, 30. September eine Stellungnahme erhalten soll.

In Versammlung des St. Willibrord-Spitals, heißt es in der heutigen Mitteilung, stellte Landrat Christoph Gerwers gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter und dem beauftragten Sanierungsexperten Accu Meda den Mitarbeitern die Eckpunkte dar, wie es für das Spital mit einem eigenständigen Konzept für einen dauerhaften Fortbestand des Spitlas weitergehen soll.

Drei wesentliche Voraussetzungen für Fortbestand sind gegeben

Das Konzept, welches zuvor in wesentlich detaillierterer Form den Chefärzten vorgestellt worden war, sorgte in der Belegschaft spürbar für Erleichterung, weil es nachvollziehbar erschien. Es fuße nicht auf utopischen Steigerungsraten, sondern belegt mit Fakten, welche Voraussetzungen für die Sanierung bereits vorliegen und welche in den nächsten Monaten noch gemeinsam umgesetzt werden müssen, so dass der Kreistag am Ende, dessen weitere Umsetzung beschließen kann, so Schaffeld und Schneegans.

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Ziel ist es, in absehbarer Zeit dauerhaft das Krankenhaus mindestens zu seiner alten Stärke zurückkehren zu lassen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Accu Meda, Elmar Willebrand, brachte es in der Betriebsversammlung auf folgenden Punkt: „Wir können zwar nicht zaubern, aber wenn es gelingt, unser Konzept mit Hilfe der engagierten Willibrord-Familie umzusetzen, wird schon bald der Eindruck entstehen, als wenn wir es doch könnten...“. Grundlage für diesen Optimismus ist die Tatsache, dass die drei wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung bereits vorliegen:

1. Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) bekennt sich zum Erhalt des Standortes

Die aktuelle Krankenhausreform hat ein neues Verteilsystem, die sogenannten Leistungsgruppen als Voraussetzung für die Erbringung von Krankenhausbehandlungen umgesetzt. Willebrand stellte eindringlich dar, dass viele andere Krankenhäuser im Umkreis teilweise dramatisch an Zulassungen verloren hätten, während das MAGS sich beim Willibrord-Spital eindeutig zu dessen Fortbestand bekannt habe, indem 96 Prozent aller beantragten Leistungsgruppen plus Wechsel-Endoprothetik zugeteilt wurden. Damit seo der rechtlich notwendige Rahmen geschaffen, nahezu alle bisherigen Leistungen auch weiterhin erbringen zu dürfen!

Gemeinsam sind wir Emmerich
Das Willibrord-Spital verfügt offenbar über eine treue Mannschaft. Das könnte in der jetzigen Lage wichtig sein. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

2. Personal

Abgesehen von einigen insolvenzbedingten Panikkündigungen, verfügt das Haus über eine treue, motivierte und topausgebildete Mannschaft. Alle Leistungen, einschließlich Notfallversorgung, können derzeit erbracht werden. Auch wenn es in Einzelfällen nicht leicht sein wird, Lücken zu füllen, sehen die Experten dies wegen der derzeitigen Leistungsgruppen-Streichungen an anderen Häusern, im Gegensatz zu früher, als machbar an. Dazu muss die NRZ allerdings anmerken, dass das Schlaflabor derzeit ohne Personal da steht und im Moment nicht öffnen kann. Auch dazu wartet die NRZ noch auf eine Stellungnahme.

3. Baulich-apparative Ausstattung

Mit sechs OP-Sälen und einem gut sortierten Gerätebestand verfügt das Spital über die notwendigen Ressourcen, um sowohl den stationären als auch den ambulanten Anforderungen zu genügen.

„Wenn wir darauf aufbauend mit Accu Meda auch noch ein zeitgemäßes, wertschätzendes Management umsetzen, ist kein Grund ersichtlich, warum dieses Haus nicht wenigstens zu seiner alten Stärke zurückkehren kann. Daneben erscheinen jetzt auch die von uns immer wieder angeregten Potentiale wie die Errichtung eines arbeitsmedizinischen Dienstes, eines Hospizes und einer Kurzzeitpflege ebenso möglich, wie neue Kooperationsmodelle mit unseren niederländischen Nachbarn oder einer innovativen Lösung für das Schlaflabor“, heißt es von Schaffeld und Schneegans.

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2025 wäre ein Gesellschafterwechsel möglich

Wohlgemerkt, niemand verspreche Wolkenkuckucksheime mit utopischen Leistungssteigerungen, sondern solides Handwerk, gemischt mit dem Spirit der Willibrord-Familie: „Jetzt erst recht“. Die Sanierung werde weder einfach noch schnell erfolgen können, aber sie baut auf einem soliden Fundament auf, so dass das Willibrord-Spital weiterhin einen wertvollen und geschätzten Partner für die Emmericher Gesundheitsversorgung darstellen kann. Wenn alle mitanfassen, werde der Kreistag dies – hoffentlich – genauso sehen und dem Sanierungsplan zustimmen. Nach heutiger Planung könnte dann ein Gesellschafterwechsel bereits im Januar 2025 realisiert werden.

„Diese, für viele Skeptiker nicht für möglich gehaltene Entwicklung, ist durch die enorme Unterstützung der Bevölkerung, des Landrates und der Accu Meda ermöglicht worden. Alles spricht dafür, dass dieser Einsatz damit belohnt werden könnte, dass das Krankenhaus in Emmerich in eine erfolgreiche dauerhafte Zukunft blicken kann. Nach unserem Eindruck ist der Patient Willibrord-Spital reanimiert und befindet sich bereits in der Aufwachstation“, urteilen die Vertreter der Bürgerinitiative