Emmerich. Am Amtsgericht Emmerich rief die Richterin direkt nach dem Freispruch für einen Soldaten an, damit dieser den nächsten Flieger nehmen konnte.

Für einen Soldaten ging es vom Strafprozess gleich in den Flieger zum Auslandseinsatz. Doch bevor die Richterin seinen Kompaniechef anrief, um ihn freizugeben, musste eine Verhandlung die Unschuld des 23-Jährigen beweisen.

So war er angeklagt, im November 2022 Betäubungsmittel nach Emmerich eingeführt zu haben. In dem Auto, mit dem er aus den Niederlanden kommend über die Deutsche Grenze fuhr, stellten Polizisten knapp 30 Gramm Marihuana sicher. Aufgeteilt auf verschiedene Tütchen, versteckt in der Sonnenblende, einer Mütze und dem Ersatzreifen des Wagens.

Soldat wusste nichts von den Drogen in dem Auto

Gleich zu Prozessbeginn räumte der Wiesbadener seine Unschuld ein. Er sei mit einer Gruppe Bekannter nach Amsterdam gefahren, um einen Geburtstag zu feiern. „Dort verstreuten wir uns aber, bis wir am Ende gemeinsam zurück fuhren“, erklärte der 23-Jährige. Dabei sei ein Zeitraum entstanden, in dem einige der Gruppenmitglieder die Drogen im Auto unterbrachten. „Davon wusste ich nichts. Mein Kenntnisstand änderte sich mit der Polizeikontrolle“ in Emmerich, beteuerte der Soldat.

Schließlich handelte es sich bei dem Fahrzeug nichtmal um das seinige. Der Angeklagte sei nur zum Fahrer auserkoren worden, weil alle anderen Alkohol und Drogen konsumiert hätten. „Ich habe hundertmal gesagt, dass nichts mitgenommen wird. Ich war nur als nüchterner Fahrer dabei. Dann stand mein ganzer Beruf auf dem Spiel“, überkam den Angeklagten das Bedauern. Bei der Bundeswehr drohte eine fristlose Entlassung, die aufgrund seiner langen Dienstzeit jedoch in einer vorläufigen Sperre mündete.

Chef scharrte mit den Hufen: Soldat sollte endlich zum Auslandseinsatz kommen

„Mein Chef scharrt mit den Hufen, bis ich endlich zum Auslandseinsatz kommen kann, der läuft schon seit Monaten. Ich soll direkt den nächsten Flieger nehmen, wenn das hier gut ausgeht“, ersehnte der Soldat, seine Arbeit wieder aufzunehmen.

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Sein Unschuldsplädoyer stützten jene, die am Tattag dabei waren. Mit gesenktem Kopf gestand einer von ihnen: „Ich habe das alles heimlich ins Auto gebracht, obwohl er oft genug gesagt hat, wir sollen nichts mitnehmen.“ So habe er die Drogen in erster Linie vor dem 24-Jährigem verstecken wollen. Kurz bevor das Gericht den Zeugen entließ, hielt dieser inne. Sein Blick wanderte gen Angeklagtem: „Es tut mir so leid, dass ich dich hintergangen habe. Du verdienst es nicht, wegen meines Fehlers zu leiden.“ Im Interesse des Soldaten sagte auch ein weiterer Mitfahrer aus: „Sogar als er uns gefragt hat, ob wir was dabei haben, haben wir ihn angelogen.“

Freispruch „komplett zweifelsfrei“

Nachdem der Wiesbadener beteuerte, von nun an genauer auf sein privates Umfeld zu achten, erhielt er einen Freispruch. „Das passiert selten, aber wirklich komplett zweifelsfrei“, bekräftigte die Vertretung der Staatsanwaltschaft das Urteil. Kurzum wand sich der 24-Jährige dann noch mit einer Bitte an die Richterin: „Können Sie meinen Chef direkt anrufen, damit ich in den Flieger steigen kann?“ So wählte dies sich noch im Gerichtssaal bei der Bundeswehr ein.