Emmerich. Das Jugendcafé am Brink bietet in Kooperation mit dem Aero Club eine sehr günstige Segelflugwoche. Was die Kids von ihrem Abenteuer berichten.

Einmal Emmerich wie ein Vogel erleben. Davon müssen zwölf Teilnehmer der Segelflugwoche im Ferienprogramm des städtischen Jugendcafés (Juca) am Brink nicht mehr träumen. Sie erleben es. Und genießen es in vollen Zügen: „Es ist ein befreiendes Gefühl alles von oben zu sehen“, sagt etwa die 14-jährige Aridia am Dienstag.

Möglich wird dieses besondere Erlebnis, das wohl weit über die meisten Ferienprogrammangebote hinaus geht, durch die Kooperation mit dem Aeroclub Emmerich. Denn die gerade einmal 30 Euro, die die Teilnehmer aufbringen müssen, dienen eher der Finanzierung des Mittagessens, das Andrea Keulertz von der Stadt Emmerich den Kids mittags kocht – am Montag fand ihre Spaghetti Bolognese schon mal viel Applaus. Entsprechend freut sich Marcel Janßen vom Juca über das „außergewöhnliche“ Engagement nun im zweiten Jahr: „Der Aero Club ist wirklich kein elitärer Club. Da kann man einfach hingehen.“

Beim Schulflugzeug kann der Fluglehrer hinten auch lenken. Hier sitzt ein Teilnehmer der Segelflugwoche vorne.
Beim Schulflugzeug kann der Fluglehrer hinten auch lenken. Hier sitzt ein Teilnehmer der Segelflugwoche vorne. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Die Jugendlichen werden voll in den Flugbetrieb eingebunden

Uli Bülter vom Aero Club verrät eine doppelte Motivation für den Verein. „Wir sehen uns verpflichtet, als Emmericher Verein uns in der Stadt zu engagieren. Aus Erfahrung wissen wir, dass es für junge Leute ein aufregendes Abenteuer ist. Aber wir machen das auch aus Eigeninteresse. Wie viele Vereine, so plagen auch uns Nachwuchssorgen.“ Vielleicht lasse sich so der ein oder andere dauerhaft fürs Segelfliegen begeistern.

Die Jugendlichen, meist ab 13 Jahren, werden voll in den Flugbetrieb eingebunden. Sie müssen mit anpacken, die Flugzeuge schieben, die Tragflächen gerade halten, Seile winden und so weiter. „Segelfliegen ist ein Gemeinschaftssport. Man braucht immer fünf, sechs Hände, die mit anfassen“, unterstreicht Bülter.

Der Aero Club Emmerich bietet in Kooperation mit dem Jugendcafé am Brink die Segelflugwoche an.
Der Aero Club Emmerich bietet in Kooperation mit dem Jugendcafé am Brink die Segelflugwoche an. © FUNKE FotoServices | Thorsten Lindekamp

1300 Meter über Emmerich

Zunächst aber gibt es morgens ein Briefing. Eine Einweisung, in der auch das Wetter genau unter die Lupe genommen wird. „Gutes Wetter ist wichtig“, weiß Aridia. Je nachdem, wie der Wind steht, starten die Flieger auf dem Fluggelände am Palmersward auf der Rheinseite am Deich aus Richtung Dornick kommend oder aus Richtung Innenstadt kommend – nämlich im Gegenwind. Gesucht wird zudem die Thermik. Denn um diese aufsteigende Luft kreisend kommen die Segelflieger hoch. „1300 Meter“, berichtet Janßen, haben sie schon geschafft in dieser Woche. Fünf Meter pro Sekunde ging es hoch. Je höher, desto weiter kann man fliegen.

„Im Idealfall geht es zweimal am Tag in die Luft“, so Janßen. Der Aero Club hält zwei Schulflugzeuge vor, in denen ein Teilnehmer vorne sitzen kann und der Fluglehrer hinten auch ein Steuer hat.

Die Teilnehmer der Segelflugwoche werden voll in den Flugbetrieb eingebunden.
Die Teilnehmer der Segelflugwoche werden voll in den Flugbetrieb eingebunden. © FFS | Thorsten Lindekamp

Lennox sucht die Häuser der Freunde aus der Luft

Einige Kinder waren 2022 schon dabei. Wie Lennox (13), der den Start gut beschreiben kann: „Die Beschleunigung ist wie bei einem schnellen Auto. Man wird in den Sitz gedrückt. Es ist ein cooles Gefühl.“ Ist er in der Luft, dann guckt er sich die Häuser seiner Freunde an, sucht auch nach seinem eigenen Zuhause in Dornick.

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Chantal (15) musste im Vorjahr noch etwas überredet werden. Jetzt habe sie keine Hemmungen mehr mitzufliegen: „Es ist ein wunderbares Gefühl.“ Sie darf nur nicht vergessen Fotos zu machen von den einmaligen Impressionen, die sich bieten. Denn darauf hoffen ihre Eltern doch sehr.

Perfektes Wetter am Dienstag

Der Gruppe merkt man an, dass sie viel Spaß gemeinsam hat. 30 Euro, findet Lennox, seien zu wenig, da würde er auch mehr zahlen. Marcel Janssen erinnert, dass das Juca möglichst allen die Teilnahme aber offen halten möchte, weshalb der geringe Preis eine niedrige Hemmschwelle darstelle. Der Dienstag dürfte vielleicht sogar der schönste Tag sein: „Sonnenschein den ganzen Tag“, prognostizierte Bülter. Perfekt für Segelflieger.

>> Aero Club wirbt fürs Segelfliegen

Für den Aero Club erweist sich die Segelflugwoche als beste Werbung in eigener Sache. Als die NRZ eine Gruppe fragte, wer sich vorstellen könnte, das Segelfliegen zum Hobby zu machen, da gingen alle Hände hoch.

Ab 14 Jahre darf man mit der Segelflugausbildung beginnen. Es ist zeitaufwendig. In der Ausbildungszeit muss man sich schon am Wochenende stets einen Tag frei halten. Flugsaison ist von Anfang April bis Ende Oktober. Weitere Infos zum Aero Club Emmerich gibt es online unter www.aero-club-emmerich.de.