Hüthum. Drei Generationen und 100 Jahre: Das feiert das Team des Friseursalons van Rossum in Hüthum in diesem Jahr. Ein Salon mit kurioser Geschichte.
Es ist sicherlich nicht übertrieben, die Firmengeschichte des Friseursalons van Rossum in Hüthum als Kuriosum zu bezeichnen. Schon die Gründung des Salons durch Hermann van Rossum Anno 1922 wirkt außergewöhnlich. Denn der Gründer des Salons hatte damals schon zwei Berufe: Er war nicht nur Küster in der Hüthumer Kirchengemeinde, sondern auch Organist in der Kirche. Folgerichtig eröffnete er seinen Salon in der alten Küsterei, damals neben dem Alten Gasthaus Christ gelegen. „Auf der einen Seite des Hauses war der Salon, auf der anderen Seite der Wohnraum“, erzählt Margit Esters, Enkeltochter des Salongründers und heute selbst Inhaberin des Friseursalons.
Kurios ging es dann auch weiter, als ihr Großvater den Antrag stellte, den Friseursalon zu erweitern und fortan Damen und Herren mit Frisuren zu versorgen. „Der Kirchenvorstand hat dafür entschieden – Münster nicht so ganz“, erzählt Margit Esters mit Verweis auf die Hüthumer Geschichtsschreibung. Scheinbar gab es also Streit mit dem Bistum. So zog man, zumindest kurzfristig, auf einen Standort auf der anderen Seite der Eltener Straße.
Die zweite Generation im Familienbetrieb
Mittlerweile war auch schon die zweite Generation ins Familiengeschäft eingestiegen. Gregor van Rossum, Margit Esters Vater, war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hatte ebenfalls das Friseurhandwerk erlernt – übrigens im Nachbarland. „Damals war Elten ja noch Holland“, sagt Margit Esters. Auch ihre Mutter Liesel, eigentlich gelernte Verkäuferin, lernte das Friseurhandwerk und stieg mit ins Familiengeschäft ein.
Das befindet sich nunmehr seit 1966 an seinem gewohnten Platz, direkt am Anfang der Clemens-August-Straße in Hüthum. Und zwar größtenteils im Keller des Hauses. Mit dem hat es auch noch etwas Besonderes auf sich: „Mein Vater wollte eigentlich ein Auto kaufen, hat dann aber mit dem Geld den Keller bezahlt“, erzählt Margit Esters. Denn, wie es damals so war, bekam er spontan die Genehmigung für den Hausbau. Damals musste der Keller allerdings besonders hoch werden, sonst wäre der Friseursalon im Untergeschoss nicht genehmigt wurden.
Wo man zum Lachen in den Keller geht
Der bietet auch mal Anlass zum Scherzen: „Wir gehen hier zum Lachen in den Keller“, sagt Petra Wühr, die zusammen mit Denise Tänzler, Silke Derksen und Margit Esters das aktuelle Team im Friseursalon van Rossum bildet. Denn auch heute noch findet ein Großteil des Betriebs im Keller statt. Und seit jeher ist es im Salon besonders familiär – und daher auch lustig. „Vor Corona hatten wir hier drei Damen, die sich immer gleichzeitig Termine gemacht haben. Reih um hat dann eine von ihnen Kuchen mitgebracht und dann wurde hier ein kleines Kaffeekränzchen veranstaltet“, erzählt Margit Esters.
Die Enkelin des Salongründers, und damit die dritte Familiengeneration im Friseurhandwerk, wollte ursprünglich nichts mit Kamm und Schere zu tun haben. „Eigentlich wollte ich nie Friseurin werden“, sagt die Saloninhaberin. Der Entschluss dazu kam 1978, als die damals 17-Jährige keine Lust mehr auf Schule hatte. „Ich bin dann zu meinen Eltern gegangen und habe gesagt: Ich werde Friseurin!“ Und so startete sie ihre Lehre im Salon de Moll in Emmerich und kehrte 1981 in den heimischen Betrieb zurück. 1985, da war sie 23, machte sie dann ihren Meister im Handwerk.
Inhaber gewechselt – doch der Name van Rossum blieb
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Durchgängig in der Hand der Familie war der Friseursalon allerdings nicht. Margit Esters Vater verstarb, ihre Mutter wurde schwer krank. Die Friseurin die mit ihr im Salon war, wurde schwanger. „Ich habe hier ein halbes Jahr alleine gearbeitet“, erzählt Margit Esters. „Alleine wollte ich das nicht weitermachen.“ Schließlich bot Rosi Boßmann vom Salon Boßmann in Emmerich an, den Salon in Hüthum mit zu übernehmen. Margit Esters akzeptierte, blieb aber vor Ort mit ihrem Team. Von 2003 bis 2016 arbeitete sie nun als Angestellte im Salon, den ihr Vater und Großvater aufgebaut hatten.
Dann wurde Jenna Boßmann, die Tochter von Rosi Boßmann schwanger und wollte kürzer treten. Es stand im Raum, mit dem ganzen Team in den Salon an der ‘s-Heerenberger-Straße zu wechseln. „Alle meinten, ich müsste ihn Hüthum bleiben“, erzählt Margit Esters. Und so übernahm sie, nunmehr wieder selbstständig, gemeinsam mit ihren „Mädels“ wieder die Regie im Geschäft.
Mit denen wird auch ordentlich „Teambuilding“ betrieben: Um den Zusammenhalt zu stärken, geht es auch schon mal gemeinsam zur Ladies Night, in Escape Rooms oder zu Comedy-Abenden. Dabei wird das Frauenteam von Manfred Esters, dem Ehemann der Inhaberin, unterstützt: Der kümmert sich nicht nur um die Buchhaltung und spielt den Chauffeur für die Damen. Und die wollen das 100-jährige Jubiläum des Salons natürlich auch mit Kunden und Freunden feiern. „Es soll am 1. Mai eine Feier geben“, verrät Margit Esters – in der Hoffnung, dass sich die Corona-Lage bis dahin gebessert hat. Denn 100 Jahre wollen schließlich ordentlich gefeiert werden.
>>> Der Salon van Rossum
Der Friseursalon (Clemens-August-Straße 1) in Hüthum hat von Dienstag bis Samstag für Kunden geöffnet.
Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Donnerstag bis 19 Uhr. Samstag von 7.30 bis 12.30 Uhr.