Kreis Kleve. Immobilienmarkt erreicht ein Plus von 7,2 Prozent. Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Kleve legt seinen Bericht 2021 vor.
Mit Verkäufen im Wert von rund 804 Millionen Euro wurde im vergangenen Jahr ein neuer Rekordumsatz am hiesigen Immobilienmarkt erzielt, nämlich plus 7,2 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2020 war vielfach diskutiert worden, ob die Corona-Pandemie auch Auswirkungen auf den Grundstücksmarkt im Kreisgebiet haben würde. Aus den nun vorgelegten Zahlen im Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Kleve geht hervor, dass die bis heute andauernde Pandemie keinen Einfluss auf den Immobilienmarkt im Kreisgebiet hatte.
Kaum Baugrundstücke stehen zur Verfügung
„Es bleibt im Großen und Ganzen schwierig, im Kreisgebiet ein geeignetes Baugrundstück zu finden. Das liegt vor allem am deutlich erkennbaren Mangel an verfügbaren Baugrundstücken und den daraus folgenden Preissteigerungen“, erläutert Dirk Brammen, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Der Bericht beinhaltet Analyseergebnisse zum Immobilienmarkt 2020 im Kreis Kleve. Er leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Verbraucherschutz, denn er verschafft, entsprechend dem Willen des Gesetzgebers, Laien und Fachleuten einen tiefen Einblick in den Grundstücksmarkt.
Im Berichtsjahr 2020 wurden im Kreisgebiet insgesamt 3.929 Kauffälle registriert. Erneut dominierten Verkäufe von Wohnimmobilien das Transaktionsgeschehen. 57 Prozent der Kauffälle entfielen auf bebaute Grundstücke, 26 Prozent auf unbebaute Grundstücke und 17 Prozent auf veräußerte Wohnungs- oder Teileigentumseinheiten. Im Vergleich zu allen übrigen Marktuntersuchungen beruhen die Auswertungen des Gutachterausschusses auf der kreisweiten Erfassung tatsächlicher Verkäufe.
Nachfrage nach Wohneigentum im Kreis Kleve ist ungebrochen
Die Gesamtanzahl der veräußerten Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau ist im Kreis Kleve um rund acht Prozent gestiegen. Diese positive Gesamtbilanz ist im Wesentlichen auf die Zunahmen der Kauffälle in den Kommunen Bedburg-Hau (+44), Kalkar (+25) und Wachtendonk (+23) zurückzuführen. Die Baulandpreise sind fortwährend gestiegen. Bezogen auf das gesamte Kreisgebiet wurde eine durchschnittliche Preissteigerung von rund 7,3 Prozent ermittelt.
Die gezahlten Quadratmeterpreise für baureife Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke in mittlerer Wohnlage bewegten sich zwischen 125 und 205 Euro. Die Werte für zentrumsnahe Wohnlagen der größeren Städte im Kreisgebiet schwankten durchweg zwischen 180 und 260 Euro.
Bodenrichtwerte für den Kreis Kleve zum 1. Januar 2021
Aus den tatsächlich gezahlten Kaufpreisen hat der Gutachterausschuss Bodenrichtwerte für das Kreisgebiet Kleve (Stand: 1. Januar 2021) beschlossen. Die Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte mit den dazugehörigen normierten Eigenschaften. Sie werden im Internet im Bodenrichtwertinformationssystem (www.boris.nrw.de) veröffentlicht. Die Informationen zu den insgesamt 440 veröffentlichten Bodenrichtwerten sind online über die Lage- oder Katasterangaben abrufbar.
Gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser durchschnittlich sechs Prozent teurer
„Wer 2020 ein Wohnhaus oder Wohnungseigentum erwerben wollte, musste in der Regel tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahr“, fasst Dirk Brammen den Markt für Wohnhäuser und Eigentumswohnungen im Kreisgebiet zusammen. Unter den bebauten Grundstücken nahmen die Ein- und Zweifamilienhäuser mit 82 Prozent den größten Anteil ein. Insgesamt wurden mit 1.573 Kauffällen rund drei Prozent weniger Kauffälle registriert als im Vorjahr. Das Gesamttransaktionsvolumen, also die Summe der gezahlten Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser, stieg jedoch um rund sechs Prozent auf die Rekordmarke von 413 Mio. Euro an.
Die meisten freistehenden Ein- und Zweifamilienhäuser ohne Nebenanlagen (Garagen, Nebengebäude, Überdachungen oder ähnliches) wurden zu Preisen zwischen 275.000 bis 300.000 Euro verkauft. Das Preisniveau der Doppelhaushälften und Reihenendhäusern lag größtenteils bei 175.000 bis 200.000 Euro und bei Reihenmittelhäusern bei 150.000 bis 175.000 Euro.
Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich, dass die Preisentwicklungen vergleichbarer Ein- und Zweifamilienhäuser von Kommune zu Kommune je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen stark variierten. Im kreisweiten Durchschnitt verteuerten sich gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser um rund sechs Prozent.
Handel von Eigentumswohnungen um 14 Prozent gesunken
Im Berichtsjahr 2020 wurden im Kreis Kleve insgesamt 548 Eigentumswohnungen verkauft. Damit lag die Anzahl der Kauffälle rund 14 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Summe der insgesamt gezahlten Kaufpreise lag bei 92,3 Mio. Euro und damit rund zwei Mio. Euro oder zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor. Für neu errichtete Eigentumswohnungen mussten die Käufer mit durchschnittlich 2.840 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche rund fünf Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr.
Gebrauchte Eigentumswohnungen verteuerten sich, bezogen auf das gesamte Kreisgebiet, mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von rund acht Prozent deutlich stärker. Die zugrundeliegenden Kaufpreise variierten je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen deutlich.
Sowohl für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser als auch für gebrauchte Eigentumswohnungen hat der Gutachterausschuss einen Vergleichswertrechner im Marktbericht veröffentlicht, der eine gute Orientierungshilfe beim beabsichtigten Kauf oder Verkauf derartiger Immobilien bietet.
Preise für landwirtschaftliche Nutzflächen weiter gestiegen
Im Berichtsjahr 2020 wechselten insgesamt 169 Acker- und Grünlandflächen ab 2.500 Quadratmetern Fläche und Waldflächen den Eigentümer – rund 31 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittlich gezahlte Quadratmeterpreis für Ackerland stieg um rund vier Prozent auf nunmehr 8,87 Euro. Für einen Quadratmeter Grünland wurden im Kreis Kleve im Berichtsjahr 2020 durchschnittlich 5,75 Euro gezahlt, rund 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Viele Vergleichswerte im neuen Grundstücksmarktbericht
Der jetzt durch den Gutachterausschuss veröffentlichte Grundstücksmarktbericht 2021 enthält weitere Fakten und Zahlen, die mit zahlreichen Grafiken und Tabellen ergänzt wurden. Auf 106 Seiten sind darin Vergleichswerte für Ein- und Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen, Liegenschaftszinssätze, Preisentwicklungen und Indexreihen sowie Durchschnittswerte für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke zu finden. Ab sofort steht der Grundstücksmarktbericht kostenlos zum Download bereit, und zwar unter www.boris.nrw.de oder www.gutachterausschuss.kreis-kleve.de.