Rees. Im Schulausschuss meldeten die Mitglieder Beratungsbedarf an. Die Entscheidung für den Rhythmisierten Ganztag traf jetzt der Rat einstimmig.

Die Entscheidung ist gefallen. Der Rhythmisierte Ganztag an der Reeser Grundschule kommt, das beschloss der Rat am Donnerstag einstimmig. Dass er mit nur einer Klasse startet, fiel bei der Abstimmung recht knapp aus. 19 Mitglieder von CDU und FDP votierten für den Beginn mit nur einer Klasse, 15 Mitglieder von SPD und den Grünen für den Start mit zwei Klassen.

Nicht nur die Eltern von 41 künftigen Erstklässlern hat die Schulleitung der Gemeinschaftsgrundschule in Rees mit dem Konzept des Rhythmisierten Ganztags überzeugt, sondern auch die Politiker in der Sitzung des Schulausschusses. Dass die Entscheidung im Ausschuss dennoch nicht gefällt wurde, ist allein den Finanzen und damit verbundenen, unabwägbaren Risiken geschuldet.

An drei Elternabenden war den Eltern von 90 künftigen Erstklässlern die Planung für den Rhythmisierten Ganztag vorgestellt worden. Das Konzept beinhaltet, dass jeweils zwei Lehrer, ein Erzieher mit 31 Stunden und eine Ergänzungskraft mit 15 Stunden einen Klassenverbund mit maximal 25 Kindern konstant begleiten. In der Zeit von 8.10 bis 15 Uhr (wahlweise 16 Uhr) wechseln sich An- und Entspannungsphasen ab, Unterrichtsstunden mit Freizeitangeboten und Lernzeiten. Es gibt ein gemeinsames Mittagessen und keine Hausaufgaben.

Das Recht auf Ganztagsbetreuung soll ab 2026 greifen

Ab 2026 ist laut Beschluss der Bundesregierung das Recht auf einen Ganztagsbetreuungsplatz bindend, da aber Schulpolitik Ländersache ist, ist aktuell vollkommen unklar, wie er in NRW umgesetzt wird und welche Fördermittel an Kommunen fließen.

Wie Schulleiterin Karin Winkels-Brinkmann vortrug, seien auch räumliche Veränderungen notwendig. Die Kinder lernen und leben in ihrem Klassen- und Differenzierungsraum, die idealerweise mit einer Tür verbunden sind und zusätzlich ein großes Fenster haben, zudem sollte ein Raum für Einzel- und Gruppenarbeit nutzbar sein.

Wer kommt für die Mehrkosten auf

Die Kosten für den Rhythmisierten Ganztag entsprechen den üblichen Ganztagskosten inklusive der Freizeitangebote der außerschulischen Kooperationspartner. Freiwillige Angebote, wie z.B. Jeki-Tanz müssen zusätzlich bezahlt werden.

Wenn sich aber die Kosten für die Kommune durch den Rhythmisierten Ganztag erhöhen, wie sollen diese aufgefangen werden? Wenn nicht von den Eltern, dann über Steuererhöhungen? Bei der Beratung der Politiker im Ausschuss spielten diese Fragen ebenfalls eine Rolle.

Da bisher der Offene Ganztag in Rees nur mäßig genutzt wurde, zwischen 15 und 17 Anmeldungen, in Klasse 4 nur noch sechs bis acht Kinder pro Jahrgang, waren Politik und Verwaltung um so erstaunter, dass jetzt 41 Kinder verbindlich für den Rhythmisierten Unterricht angemeldet wurden.

Und das ist das Problem: Bei 41 Kindern müssten zwei Klassen gebildet werden. Allein für die Monate August bis Dezember 2021 müssten 43.000 Euro für nur eine Klasse aus dem städtischen Haushalt aufgewendet werden.

Bauliche Veränderungen sind aktuell nicht machbar

Kämmerer Andreas Mai sprach Klartext: „Es schmiert uns den Haushalt ab. Pro Jahr müssten wir über 100.000 Euro pro Klasse aufbringen. Allein im Jahr 2021 wird der Haushalt mit einem Defizit von 6,3 Mio, Euro, 2022 mit 7,3 Mio, Euro abschließen.“ Insbesondere bauliche Veränderungen vorzunehmen, könnte dazu führen, ergänzte Bürgermeister Christoph Gerwers, dass spätere Zuschüssen nicht mehr förderfähig seien, da man bereits mit dem Bau begonnen habe.

Auch würden, so Schulamtsleiterin Sigrid Mölleken auf Nachfrage, bauliche Veränderungen neue Brandschutzkonzepte nach sich ziehen. Was in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar sei. Ebenso hält sie die Stellenbesetzung der Erzieher und Ergänzungskräfte für zwei Klassen bis zum 1. August „für sehr sportlich“.

Neuer Träger für den Offenen Ganztags

Der Grund, warum die Schule jetzt schon mit dem Rhythmisierten Ganztag anfangen möchte, ist ein Trägerwechsel. Der bisherige Träger des Offenen Ganztags, die Katholische Waisenhausstiftung, ist im gegenseitigen Einverständnis ausgeschieden. Zwei neue Träger haben ihre Angebote unterbreitet, einer wird vom Rat ausgewählt.

Nach einer kurzen Unterbrechung der Ausschusssitzung, der alle Fraktionen zustimmten, kamen die Politiker zu dem Schluss, die Entscheidung erst im Rat fällen zu wollen. Die Tendenz zeichnete sich aber ab, mit nur einer Klasse beginnen zu wollen. Dann, so nannte Gerwers ein Beispiel, müsse vielleicht das Los entscheiden. Diese Aufgabe obliegt allerdings der Schulleitung, nicht dem Träger. Eine Halbtagsbetreuung (Schule von 8 bis 1) und den Offene Ganztag werde es an der Schule auch weiterhin geben.

Mehr Infos zum Rhythmisierten Ganztag unter www.grundschulerees.de/einschulung