Emmerich. Vor 20 Jahren endete eine besondere Ära in Emmerich: Mit Gründung von Verdi verschwand die DAG. Ortsverband war einer der aktivsten in NRW

DAG – drei Buchstaben, die über fünf Jahrzehnte das Gewerkschaftsleben in Emmerich prägten. DAG steht für die Deutsche Angestellten Gewerkschaft, deren Ära mit der Gründung von Verdi endete. 20 Jahre ist das nun schon her – und doch erinnert sich Helmut Arntzen noch genau an 2001.

„Damals, als die DAG mit vier anderen Einzelgewerkschaften in die neu gegründeten Vereinten Dienstleistungsgesellschaften überging“, so der Hüthumer. Ein Schritt, den er keinesfalls kritisiert. Denn für ihn war das damals die richtige Entscheidung, „dass die Gewerkschaften ihre Kräfte bündeln.“

Viel Arbeit, die Spaß machte

Helmut Arntzen (r.), sowie Bürgermeister Willi Pieper (2.v.r.) mit den Siegern des Berufswettkampfes im Jahr 1963.
Helmut Arntzen (r.), sowie Bürgermeister Willi Pieper (2.v.r.) mit den Siegern des Berufswettkampfes im Jahr 1963. © Arntzen | Antzen

Bis dahin hatte die DAG in Emmerich selbst stets Stärke bewiesen. „Wir haben viel gemacht“, so der 84-Jährige, der als Vorsitzender die DAG in der Hansestadt leitete. „Es war immer viel Arbeit, aber es hat Spaß gemacht“, sagt er heute rückblickend. Geprägt vom Vorsitzenden, der die Gewerkschaft fast vier Jahrzehnte leitete und 1959 übernahm, war die Geschichte der DAG eine erfolgreiche. Von 70 Mitgliedern am Anfang, zählte die DAG am Ende in 2001 gut 500 Mitglieder.

Und nicht nur das. Gemeinhin bekannt war der aktive Ortsverein an der Grenze. Und zwar als einer der aktivsten Ortsgruppen im Landesverband, der noch komplett ehrenamtlich geführt wurde. Neben Helmut Arntzen prägten dabei Günter van Beek, Winfried Groll, Heinz Kraayvanger, Horst Lettau, Hein Nissing, Wolfgang Pieper, Helga Schäfer, Margarete Verstegen, Horst Wickermann und Johannes Wolters die DAG.

Bildungsarbeit stand immer im Vordergrund

Im Vordergrund der Arbeit stand „für uns immer die Bildungsarbeit“, sagt Arntzen. Über diese, so Arntzen, hätte die DAG viele Mitglieder gewinnen können. Besonders hier war etwa der Berufswettkampf der Angestellten-Jugend, quasi eine Vorbereitung auf die Kaufmannsgehilfen-Prüfung der IHK.

Ein gutes Standbein war daher die DAG-Schule an der Kurfürstenstraße. Geleitet wurde diese von dem Realschuldirektor Gerd Ashauer und Winfried Groll, der die Verwaltung organisierte. An der Schule selbst, gab es Kurse wie „Schriftverkehr“, „kaufmännisches Rechnen“ oder auch „Buchführung“.

Bunte Abende im Kapaunenberg

Aber auch gewerkschaftspolitisch war die DAG in Emmerich aktiv. Bildung von Betriebsräten, gerechte Bezahlung der Angestellten, sowie der Erhalt der Arbeitsplätze der Spediteure waren Themen vor Ort, für die die DAG sich stark machte.

Helmut Arntzen (r.) und Stadtdirektor Dr. Otto Weyer mit Siegern des Berufswettkampfes.
Helmut Arntzen (r.) und Stadtdirektor Dr. Otto Weyer mit Siegern des Berufswettkampfes. © Arntzen | Antzen

Die DAG tat aber nicht nur etwas für die Bildung und das Politische – auch für die Gesellschaft vor Ort schuf die Gewerkschaft Anlässe des Zusammentreffens. So etwa beim „Großen bunten Abend“ der DAG. 1966 fand zum Beispiel im Schützenhaus Kapaunenberg ein solcher statt. Für vier Deutsche Mark gab es Tanz und „eine heiter beschwingte Künstler-Parade“.

Bundesvorsitzende schaute in Emmerich vorbei

Die „Großen Bunten Abende“ im Kapaunenberg waren nicht die einzigen Großveranstaltungen der DAG dort. Auch der Bezirkstag der Angestellten fand etwa 1977 in Emmerich statt. Ebenso der Niederrheinische Angestelltentag 1965, der über 1000 Angestellte in die Hansestadt holte. Natürlich ließ es sich auch der ein oder andere Bundesvorsitzende der DAG nicht nehmen, ebenfalls in Emmerich vorbeizuschauen.

>>>Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum

1999, also zwei Jahre bevor die Ära endete, feierte die DAG-Ortsgruppe Emmerich noch ihr 50-jähriges Bestehen. In einem Grußwort bedanken sich Bürgermeister Dr. Klaus Krebber und Stadtdirektor Horst Boch bei der DAG für fünf Jahrzehnte voller Arbeit. Vor allem die ersten drei Jahrzehnte seien durch die bildungspolitische Aktivität der DAG in der Grenzstadt geprägt gewesen.

In seinem Grußwort zum 50-jährigen Bestehen deutet Helmut Arntzen bereits den Übergang in die neue Gewerkschaft an. „Sehen wir dieser notwendigen neuen Entwicklung mit Zuversicht entgegen“, schreibt er. Zudem hält er fest, dass sich die DAG zu einem unüberhörbaren Sprachrohr der Angestellten in der Stadt entwickelt habe.