Haldern. Wolfgang Huying vom Gasthof Tepferdt hofft, dass im Sommer wieder Feste stattfinden können. Höhere Gewalt erlebte er auch in seinem Wald.

Wolfgang Huying erinnert sich gerne noch an die Sommermonate 2020, als er seinen Betrieb im Gasthof Tepferdt nach dem ersten Lockdown langsam wieder hochfahren konnte und Brautpaaren den lange ersehnten, schönsten Tag des Lebens bescheren konnte. Wie der kommende Sommer aussehen wird, ist ungewiss. Viele Brautpaare haben ihre Hochzeit erneut um ein Jahr verschoben oder sie komplett abgesagt.

So war der Sommer 2020

Im August 2020 konnten bei Tepferdt wieder Hochzeiten, Ehejubiläen und Geburtstage mit bis zu 150 Personen gefeiert werden. Zum einen waren es fest gebuchte Termine, zum anderen Feste, die vom Frühjahr auf den Herbst verschoben wurden. „Es hat sich dabei häufig gezeigt, dass jeweils mehrere geladenen Gäste aus Angst vor Corona den Festen fernblieben“, bedauerte Wolfgang Huying ebenso wie die Gastgeber.

„Wir wurden vor der Öffnung sehr gut von der Stadt Rees beraten und unterstützt und haben unser Hygienekonzept mit der Verwaltung abgestimmt“, lobt der Gastronom. Dadurch, dass er Eigentümer ist und keine Pacht bezahlen muss, belastet ihn die momentane Stilllegung des Betriebs weniger als Kollegen, die hohe Mieten zahlen müssen. „Es ist höhere Gewalt und die Gesundheit geht im Leben immer vor.“ Wolfgang Huying hat großen Respekt vor Corona, denn über Weihnachten hatte sich auch seine komplette Familie infiziert und lag hochfiebrig danieder.

Eine Thekenanlage auf Rollen

Ansicht der Gaststätte Tepferdt von Wolfgang Huying .
Ansicht der Gaststätte Tepferdt von Wolfgang Huying . © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Wintermonate hat der Inhaber von Tepferdt genutzt, um weitere Renovierungsarbeiten in Angriff zu nehmen und dabei auch selbst Hand anzulegen. So baute er eine Thekenanlage auf Rollen. Wenn das Terrassengeschäft bei schönem Wetter wieder anlaufen darf, sollen den Servicekräften lange Wege erspart bleiben. Die Außenanlage wurde neu gestaltet und bepflanzt. Wolfgang Huying und seine Frau Barbara, die ebenfalls im Betrieb mitarbeitet, sind große Gartenfreunde.

Wie alles begann

Vater Wolfgang Huying mit seinen Töchtern Lisa (v.l.), Anne und Lara anlässlich der Hochzeit von Anne.
Vater Wolfgang Huying mit seinen Töchtern Lisa (v.l.), Anne und Lara anlässlich der Hochzeit von Anne. © NRZ | Picasa

Am 1. April 2015 kaufte Wolfgang Huying den Gasthof von Hugo Tepferdt. Damals war seine Tochter Lisa die treibende Kraft, sie studierte Hotelmanagement und wollte gerne mit einsteigen. Ihr Vater, ehemaliger Inhaber eines Autohauses, wollte nicht zurück in den Handel. Die Idee, den Gasthof zu übernehmen, entstand anlässlich der Hochzeit von Tochter Anne im Gespräch mit Hugo Tepferdt.

Zu dieser Zeit absolvierte Sohn Oliver bei Nelson Müller seine Ausbildung zum Koch und stieß Mitte 2016 zum Küchenteam bei Tepferdt, wo er peu à peu die Leitung übernahm und die Arbeitsabläufe optimierte.

Doch für junge Leute ist die Herausforderung, für Kneipe,À-la-carte-Restaurant und Gesellschaften mit weit über 100 Gästen zu kochen, nicht nur ausgesprochen groß, sondern auch höchst zeitintensiv. „Ich merkte nach dem Weihnachtsgeschäft 2018, dass mein Sohn nicht glücklich war. So bot ich ihm an, noch den neuen Koch einzuarbeiten und etwas anderes zu machen.“ Oliver Huying wechselte in die Industrie, zu Chefs Culinar in Weeze. Inzwischen ist auch Tochter Lara, die im Service mitarbeitete, Mutter geworden und Tochter Lisa erwartet ihr erstes Kind. „Da sie aber immer für die Organisation und die Dienstpläne verantwortlich war, kann sie diese Aufgaben auch von zuhause aus bewerkstelligen“, kann sich ihr Vater vorstellen.

Noch ist jede Planung Spekulation

Von Mai bis Juli 2021 stehen 26 Feste im Terminkalender. „Wir müssen sehr flexibel sein“, weiß Wolfgang Huying. „Da ist der Beratungsbedarf bei den Paaren groß.“ Doch er zeigt sich kulant, was die Anzahlungskosten bei der Buchung von Festterminen betrifft, die Corona bedingt ausfallen.

Der Gasthof Tepferdt hat viel zu bieten.
Der Gasthof Tepferdt hat viel zu bieten. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Neben Renovierungsarbeiten hat Wolfgang Huying ein neues Betätigungsfeld für sich entdeckt, die Forstwirtschaft. Denn auch privat hat höhere Gewalt zugeschlagen.

Der Borkenkäfer hat im drei Hektar großen Waldgrundstück zirka 30 Fichten und Tannen derart befallen, dass sie gefällt werden mussten. Jetzt pflanzt Wolfgang Huying neue Bäume: Roteichen, Kastanien und weitere Solitärbäume – damit ein den neuen Klimaverhältnissen angepasster Mischwald entsteht.

„Die Bäume, die wir pflanzen, sind bereits zwischen anderthalb und zwei Meter hoch, die Rinde müssen wir noch vor Rehen schützen, die hier gerne vorbeischauen“, erzählt Wolfgang Huying.

Kahlschlag wegen des Baus des dritten Gleises

Auch auf der Seite des Huyingschen Hauses, das an die Schienen grenzt, wurde von der Bahn wegen des Baus des dritten Gleises ein Kahlschlag vollzogen. Eine Lärmschutzwand erhalten die Anwohner im Halderner Wald nicht. „Hier stehen zu wenig Häuser. Aber bei uns werden neue Schallschutzfenster eingebaut“, berichtet der Hausherr. Seit 20 Jahren wohnt die Familie dort. „Wir fühlen uns hier so wohl, die Bahn und den Autoverkehr auf der L7 hören wir schon lange nicht mehr.“

Ganz gewiss wird Ehepaar Huying jedem Enkelkind im großelterlichen Wald einen neuen Baum widmen, das sechste ist gerade unterwegs.