Emmerich.. Was macht der Emmericher Maschinenhersteller Probat genau? Wie funktioniert das Rösten von Kaffeebohnen? Geschäftsführer Wim Abbing klärt auf.


Probat und Emmerich, das ist ein unzertrennliches Paar. Das riesige Gelände an der Bundesstraße 8 prägt seit vielen Jahren das südliche Eingangstor der Stadt. Man fährt mit dem Auto an der Produktionshalle vorbei und weiß: Hier arbeiten viele Menschen und hier ist man weltweit tätig.

Doch was produziert Probat genau? Eine Frage, auf die vielleicht die wenigsten Emmericher eine zufriedenstellende Antwort wissen. Wir fragten im Rahmen unserer Jubiläumsserie bei der Geschäftsführung nach: „Herr Abbing, was macht Probat eigentlich?“

Standard- und Spezialmaschinen

Oha, was für eine Einstiegsfrage! Wo anfangen, wo aufhören? Wim Abbing sortiert seine Gedanken. Der 51-jährige Emmericher und gelernte Bankkaufmann leitet seit 2009 das Unternehmen alleine. Natürlich produziert Probat Kaffeeröstmaschinen, das weiß eigentlich jedes Kind.

Aber das weltweit tätige Unternehmen unternimmt noch so viel mehr: „Scherzhaft sage ich immer: Wir sind ein Ingenieurbüro mit angeschlossener Fertigung.“ Denn von den 450 Mitarbeitern am Standort Emmerich arbeiten nur 150 in der großen Produktionshalle. Der Rest kümmert sich um Kunden, um den Vertrieb, um Forschung und Entwicklung, um den Einkauf, um die Digitalisierung, um das Marketing. Probat ist ein Unternehmen mit vielen Gesichtern.

Jannik Heidrich kontrolliert die Elektronik.
Jannik Heidrich kontrolliert die Elektronik. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Natürlich stehen die Maschinen nach wie vor im Mittelpunkt. Wim Abbing unterscheidet zwischen Standard- und Spezialmaschinen. Von den Standardröstern verkaufe man im Jahr 400 bis 500 Exemplare, die Spezialanfertigungen für große Röstunternehmen sind maßgeschneidert.

Heiße Luft verbreiten

Obwohl Kaffee weltweit eine Massenware ist, bleibt die Herstellung von Röstmaschinen eine Marktnische. „Man muss schon fast von einer Marktritze sprechen“, sagt Abbing. Daher ist er sehr daran interessiert, die Palette der Röstprodukte zu erweitern. Das Kerngeschäft ist für Probat nach wie vor die Kaffeeröstung, aber in Zukunft könnte auch die Röstung von Erdnüssen interessant werden. Und dann würde man in den großen Markt der Snack-Industrie eintreten.

Die Probat-Maschinen gehen alle auf drei Grundtypen zurück: den Trommelröster (Marke Neptun), den Tangentialröster (Marke Jupiter) und den Zentrifugalröster (Marke Saturn). Bei allen Röstverfahren lautet die zentrale Aufgabenstellung: „Wie führt man die Wärmeenergie den Kaffeebohnen zu?“, sagt Abbing. Am effektivsten geschieht dies durch heiße Luft.

1. Der Trommelröster

Der Trommelröster ist eigentlich gar keine Trommel, sondern ein zylindrischer Röstbehälter. Der Behälter steht über einer Feuerstelle und mittels eingeblasener Luft werden die Kaffeebohnen durcheinander gewirbelt. Auf diese Weise werden 70 Prozent der Bohnen durch die heiße Luft geröstet (Konvektionswärme) und 30 Prozent durch direkten Kontakt mit der Feuerstelle. „Ich vergleiche das mit einem Backofen. Auch hier kann man Ober- und Unterhitze einstellen oder Heißluft. Ähnlich funktioniert es bei unseren Röstmaschinen“, sagt Abbing.

Wichtig für die Röstung ist die ständige Bewegung der Kaffeebohnen. Ein Röstvorgang kann zwischen zwei und 20 Minuten dauern, je nach Art und Geschmack. „Erstaunlicherweise ändern sich die Aromen auch während der Röstung ständig. Sie kommen und gehen. Da benötigt man viel Erfahrung“, sagt Abbing.

2. Der Tangentialröster

Der zweite Probat-Maschinentyp ist der Tangentialröster (Jupiter). Hier befindet sich in einer großen Trommel ein ausgeklügeltes Schaufelwerk, welches die Bohnen in Umlauf bringt. Das Geheimnis der Form des Schaufelwerks wird nicht verraten, denn es trägt entscheidend dazu bei, wie die Bohnen geröstet werden. Auch hier wird heiße Luft eingeblasen. Seit 1882 wird so gearbeitet. Vor allem die großen Sonderanfertigungen lassen sich damit bedienen. Bis zu fünf Tonnen Kaffeebohnen können zugleich bearbeitet werden.

3. Der Zentrifugalröster

Beim Zentrifugalröster (Saturn) befindet sich eine gusseiserne Schale über einer Feuerstelle. Heiße Luft wird eingeblasen und die Schale dreht sich. Dadurch werden die Kaffeebohnen an den Rand der Schale gedrängt. „Dieses schonende Röstverfahren sorgt für eine gute Qualität“, schildert Abbing.

Im Prinzip erzielen der Tangential- und der Zentrifugalröster ähnlich gute Ergebnisse. Dass man dennoch die unterschiedlichen Typen produziere, hänge auch mit der Historie des Unternehmens zusammen. Probat entwickelte als Antwort auf ein Konkurrenzprodukt den Zentrifugalröster und in den 60er-Jahren habe man den Konkurrenten aufgekauft. Seitdem werden beide Techniken angeboten, um auf die Wünsche der Kunden eingehen zu können.

Am Standort Emmerich werden Prototypen gezeigt.
Am Standort Emmerich werden Prototypen gezeigt. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Die Röstmaschinen sind das Herzstück des Geschäfts. Aber Probat baut für große Röster ganze Anlagensysteme auf – inklusive Silos, Fördergeräten, Reinigungsgeräten, Waagen, Abluft- und Zuluftleitungen, Mahlwerken – alles, um eine Röstung gelingen zu lassen.

Am Ende entstehen haushohe Industriemaschinen, an denen die Installateure von Probat ein halbes Jahr arbeiten. „Weltweit werden zwei von drei Kaffeebohnen mit Probatmaschinen geröstet“, sagt Wim Abbing.

Malzröstung ist für Bierbrauer interessant

Verarbeitet werden längst nicht nur Kaffeebohnen. Auch Getreide, Sonnenblumenkerne, Kakao, Malz oder sämtliche Nuss-Sorten können mit Probatmaschinen geröstet werden. Gerade die Malzröstung sei mit dem Aufkommen unterschiedlicher Biersorten populär geworden.

Die zurzeit wichtigsten Zukunftsfragen stellen sich für Probat allerdings auf den Gebieten der Digitalisierung und Energieeinsparung. Die Steuerung der Röstmaschinen funktioniert heute natürlich digital. Die Software werde intern im Hause erstellt und liefert einen wichtigen Beitrag für das Servicegeschäft. „Wir sind für die nächsten anderthalb Jahre ausgebucht“, sagt Abbing.

Aktuell ändere sich auf dem Gebiet der Digitalisierung sehr viel. Spannend dürften Maschinen sein, die vollautomatisch rösten und eine Sensorik besitzen, die dem Röster mitteilen: Jetzt sind die Bohnen optimal. Auf die Möglichkeiten der neuen Technik angesprochen, gibt sich Abbing noch sehr zurückhaltend. Er lächelt wissend in sich hinein.

Energiesparen und Abgase reinigen

Da bei jedem Röstverfahren enorme Wärmeenergie benötigt wird, sind die Themen Energieeinsparung und Abgasreinigung für alle Kunden enorm wichtig. Auf dem Gebiet der Katalysatoren schaue man auch auf die Entwicklung in anderen Branchen. Gemeinsam mit Universitäten entwickele man Technologien, die den Röstvorgang noch sauberer werden lassen.

„Wenn man Markt- und Technologieführer bleiben möchte, dann muss man auch neue Dinge ausprobieren“, sagt Abbing. So habe man zahlreiche andere Röstmöglichkeiten ausprobiert, wie etwa die Mikrowellen- oder Infrarottechnik. Auch im Vakuum und unter Druck habe man Versuche gestartet. Letztendlich sei aber die Röstung mit Luft nach wie vor unschlagbar.