Kreis Kleve. Coronavirus: Um eine bessere Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten, soll in den nächsten Tagen ein App-Portal im Kreis Kleve anlaufen.

In Sachen Digitalisierung offenbart die Corona-Pandemie ganz deutlich: Deutschland ist Entwicklungsland. Nahezu alle großen Projekte zur Nutzung mobiler Endgeräte bei Corona-Bekämpfung sind – salopp formuliert – in die Hose gegangen: Die Corona-Warn-App wird von den Bürgern nicht genutzt, das System Sormas für Gesundheitsämter wird nach monatelangem Gezeter immer noch nicht richtig eingesetzt, der digitale Impfausweis liegt noch nicht vor, an Schulen herrscht monatelanges Chaos für den digitalen Unterricht und die Luca-App als Mittel der Kontaktnachverfolgung kommt im Kreis Kleve in dieser Pandemie wohl nicht mehr zum Einsatz.

Einfache Kontaktnachverfolgung per App

Beispiel Luca-App: Im Kreis Borken wird die App zur Kontaktnachverfolgung zumindest seit März eingesetzt und wie man hört auch von vielen Menschen genutzt, wenn sie ins Restaurant oder zum Sport gehen. Der große Vorteil der App: Die lästige Zettelwirtschaft zur Kontaktnachverfolgung in Restaurants, beim Vereinssport oder bei anderen Gelegenheiten kann entfallen.

Kai Zwicker, Landrat im Kreis Borken.
Kai Zwicker, Landrat im Kreis Borken. © Unbekannt | NRZ-Archiv

In einer Pressemitteilung schrieb Borkens Landrat Kai Zwicker: „Der Einsatz der Luca-App ist eine tolle Unterstützung für die Kontaktpersonennachverfolgung für unser Gesundheitsamt.“ Mit Hilfe einer Schnittstelle zwischen der App und dem Kreisgesundheitsamt könne im Falle einer Corona-Infektion die Historie der betroffenen Person mit dem Gesundheitsamt geteilt werden. Auf Nachfrage der NRZ teilte die Borkener Kreisverwaltung mit, dass die App zwar praktisch sei, aber bei der konkreten Kontaktnachverfolgung noch „keine wesentliche Rolle gespielt“ hat.

Der Kreis Kleve sieht rechtliche Probleme

Im Kreis Kleve ist die App noch gar nicht zum Zuge gekommen, auch wenn einige Restaurants dies anbieten. Im März hatte die Vereinigte Wählergemeinschaft Kreis Kleve einen entsprechenden Antrag zur Nutzung der Luca-App gestellt. Doch passiert ist bislang noch nichts.

Denn der Kreis Kleve hat rechtliche Bedenken bei der App. Und diese habe der Anbieter bislang auch nicht ausräumen können. „Hinzu kommt, dass der Einsatz der Luca-App nicht durch die Corona-Schutzverordnung gedeckt ist“, schreibt Sprecherin Ruth Keuken der NRZ auf Nachfrage. Das Gesundheitsamt befinde sich aber nach wie vor im Austausch mit dem Anbieter.

Technische Probleme bei der Luca-App im März

Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve.
Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve. © NRZ-Archiv | KB

In einer Abwägung teilt die Kreisverwaltung den Kreistagsmitgliedern im März mit, dass es offenbar technische Mängel bei der App gebe. So könne man oftmals die App nicht installieren oder die TAN-Eingabe zur Aktivierung funktioniere nicht. Auch könne nicht sichergestellt werden, dass die korrekten personellen Daten eingegeben werden. „So wird zwar die Anmeldung mit einer Bestätigung der Telefonnummer durch eine TAN-Eingabe bestätigt, allerdings schließt das nicht die falsche Eingabe von Daten aus“, so die Klever Kreisverwaltung. Ob eine Falschangabe von Daten zu einem Bußgeld führen kann, sei bisher unbekannt.

Ferner bemängelte der Kreis Kleve, dass die technische Schnittstelle zwischen Betreiber, Privatpersonen und Gesundheitsamt noch gänzlich unbekannt sei. „Auf der Webseite der Luca App wird zwar die allgemeine Vorgehensweise beschrieben, es werden jedoch keine technischen Details bekannt gegeben“, so die Kreisverwaltung in ihrer damaligen Stellungnahme.

Plattform soll im Juni starten

Die Kreisverwaltung in Kleve favorisiert daher die sogenannten Iris-Anwendung des Landes NRW – dies ist eine Schnittstellen-Portal für alle Kontaktnachverfolgungs-Apps. „Das heißt, der Einsatz von nur einer App im Kreisgebiet ist nicht mehr notwendig, um eine effiziente Kontaktnachverfolgung zu leisten. Vielmehr können die Betreiber im Kreisgebiet selber auswählen, welche Kontaktnachverfolgungs-App sie einsetzen“, so Sprecherin Keuken. Damit sei der Wettbewerb zwischen den Anbietern gewährleistet. Die Installation von Iris sei in Vorbereitung und beim Kreis auch abgeschlossen. Der Einsatz sei ab dem geplanten Starttermin am 15. Juni möglich. Wenn das Land NRW die Freigabe erteilt.