Elten. Katrin Elsmann aus Emmerich ist an Multiple Sklerose (MS) erkrankt. Mit der NRZ spricht sie über die Krankheit – und sagt, was ihr Kraft gibt.
Multiple Sklerose? „Das ist die Krankheit der 1000 Gesichter“, sagt Katrin Elsmann. „Bei jedem zeigt sie sich ein wenig anders. Und rückblickend bin ich überzeugt, dass sich bei mir bereits 1997 die ersten Symptome zeigten“, so die Eltenerin. Katrin Elsmann ist offiziell seit über 20 Jahren an der chronisch-entzündlichen, neurologischen Erkrankung Multiple Sklerose (MS) erkrankt, welche das zentrale Nervensystem betrifft.
Runterziehen lässt sich die lebensfrohe Frau davon nicht. Im Gegenteil: „Ich mache anderen gerne Mut, die selbst betroffen sind“, sagt die 43-Jährige. Denn: „Ich habe Multiple Sklerose und so manchs anderes Wehwehchen, aber egal wie: Immer bin ich glücklich leben zu dürfen.“
Irgendwann konnte Elsmann den Bildschirm nur noch schemenhaft erkennen
Dabei hat Katrin Elsmann, die in Hüthum aufgewachsen und nun in Elten lebt, einige Schicksalsschläge erlebt. Schleichend angefangen hat ihre MS-Erkrankung. „Irgendwann konnte ich den Bildschirm meines Computers nicht mehr richtig sehen. Nahm diesen nur noch schemenhaft wahr“, erinnert sie sich.
Dann kam ein schwerer Schub. „Ich konnte quasi keinen Meter mehr geradeaus laufen. Ständig kamen weitere Sachen hinzu.“ Dann – kurz vor der Hochzeit mit ihrem Mann Rainer Elsmann und auch dem Schritt in die Selbstständigkeit mit dem Immobilienbüro – kam dann die Diagnose.
Nach MS kam auch noch die Diagnose Krebs
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung
Emmerich: So ist es um die Emmericher Finanzen bestelltEmmerich: Lehrermangel im Kreis KleveRees: Ein Wimmelbuch für ReesAnholt: Die DRK-Kita in Anholt wird erweitertLesen Sie hier alle Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
Niederschmetternd, klar. „Wir mussten erstmal reden. Offen“, sagt Katrin Elsmann. „Ich musste wissen, ob das alles so ok für Rainer sein würde.“ War es. Auch fast 20 Jahre später steht er fest an ihrer Seite. „Mein Fels in der Brandung“, wie Katrin Elsmann sagt. Über die Zeit, die sie mit der Krankheit lebt, musste sie vor allem eines lernen: „Auf meinen Körper zu hören.“ Und sich so auch aus dem gemeinsamen Geschäft mehr herauszunehmen.
Das hat sie auch geschafft. Eines allerdings, erledigt die Chefin weiterhin persönlich. „Die Buchhaltung“, lacht Elsmann, „die geb’ ich nicht ab“. Selbst als sie ihr zweiter Schicksalsschlag ereilte, rechnete sie munter mit den Zahlen weiter. „Das war mir wichtig.“ Neben der MS-Erkrankung musste Elsmann nämlich noch einmal alle Kräfte zusammennehmen und gegen den Krebs kämpfen. Doch auch diesen meisterte sie.
Die Musik ist ein wichtiges Heilmittel für die Emmericherin
Und mehr noch. Der Sieg gegen den Krebs ebnete den Weg zu einem wichtigen, neuen Kapitel in ihrem Leben: der Musik. Für Elsmann ein wichtiges Heilmittel, ein Lebenselixier. Das aber auch anderen Mutmachen soll, die mit MS oder anderen Krankheiten zu kämpfen haben.
„Natürlich bin ich auch in Foren unterwegs, die sich mit der Krankheit beschäftigen. Dort gibt es viel Negatives“, sagt Elsmann. Sie will das nicht, sie will positiv nach vorn blicken. Wobei sie natürlich ganz klar sagt: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht manchmal denke ,warum ich’.“
In Bocholt arbeitet die MS-Erkrankte an ihrem ersten Musikalbum
Aber sie habe gelernt, sich dann auch mal rauszuziehen, wenn es ihr nicht gut geht. Dennoch: Beim positiven Blick nach vorn, helfe die Musik. Die natürlich auch von ihrem Schicksal geprägt ist, aber dieses nicht nur zum Thema hat. „Was auch wichtig ist“, wie Caro Frölian vom Bocholter Tonstudio Wolkenschloss sagt.
„Schließlich gibt es so viel mehr im Leben von Katrin“, so die Musikerin, die unter anderem die Texte für Katrin Elsmann schreibt. Denn seit gut 1,5 Jahren arbeitet die Eltenerin an einem eigenen Album. Im Tonstudio Wolkenschloss in Bocholt wird das Ganze aufgenommen. Und befindet sich auch auf der Zielgeraden.
Erkrankte setzt sich immer wieder neue, kleine Ziele
Wahrscheinlich im Spätsommer/Herbst soll das Album fertigsein. Mit eigenen Liedern und wahrscheinlich zwei Covern. Die ein oder andere Single ist bereits veröffentlicht. Das Musik machen, das Aufnahmen, die Planung möglicher Auftritte und die Kraft, die sie durch die Songs auch anderen mitgeben kann, „das alles hilft mir. Schafft mir kleine Ziele, die ich nach und nach gehen kann“, sagt Elsmann.
„Bis dahin schaffe ich es jetzt“, ist ein Gedanke, der ihr Ansporn gibt – auch wenn sich mal wieder ein Wehwehchen melden.