Rees. Die Corona-Krise hat die Hotelbranche besonders hart getroffen. Wie das Hotel Doppeladler in Haldern mit der Situation umgeht.
Der Herbst ist für Zeljko Jagodic die schönste Jahreszeit. Deshalb ist es für ihn auch kein Wunder, dass sein Hotel Doppeladler in Rees-Haldern im Oktober immer gut ausgebucht ist. Besonders ältere Radtouristen von weiter weg kommen gern für ein paar Tage, um bei angenehmen Temperaturen den Niederrhein zu erkunden. Doch in diesem Jahr sind die Buchungen für Oktober auf Grund der Corona-Pandemie rapide eingebrochen, mindestens 20 Prozent weniger Gäste sind es im Vergleich zu 2019.
„Alle haben Angst“, weiß Jagodic. Genauso wie jeder seiner Kollegen der Gastronomiebranche hat auch er zurzeit zu kämpfen. Über Jahre war sein Hotel mit angeschlossenem Restaurant konstant gut ausgelastet, neben Touristen am Wochenende nahmen sich unter der Woche auch regelmäßig Monteure oder Geschäftsreisende für ein paar Nächte eines der insgesamt 30 Zimmer. Im März aber kam der große Lockdown und damit auch der große Verlust.
Lieferservices während des Lockdowns
„Von 25 Übernachtungen ging es auf 0“, erzählt Jagodic. „Das war unvorstellbar.“ Die freie Zeit nutzten er und seine Mitarbeiter zunächst, um das ganze Gebäude auf den Kopf zu stellen und gründlich zu reinigen. Aber irgendwann gab es einfach nichts mehr zu putzen, nichts mehr zu tun. „Die Kurzarbeit hat für uns vieles leichter gemacht“, sagt er. Denn obwohl sie schnell ihren Lieferservice ausgeweitet hatten, konnte auch der nicht alle Kosten auffangen. „Den Verlust kriegen wir nicht mehr raus.“
Als schließlich Restaurants wieder öffnen durften, kamen die vielen Regeln. Abstände müssen eingehalten, Tische desinfiziert und Kontaktlisten geführt werden. Das neue Konzept zu erstellen, war nicht gerade leicht. „Aber die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt lief gut“, betont Jagodic. Statt 140 gibt es in seinem Restaurant nun nur noch 80 Sitzplätze, am Wochenende müssen Tische reserviert werden. Zwischendurch wird für eine halbe Stunde geschlossen, um alles gründlich zu desinfizieren.
Bis zu 400 Euro für Desinfektionsmittel
Und auch im Hotel schien seit Juni mit den ersten Touristen langsam eine neue Normalität einzukehren. 300 bis 400 Euro gibt Jagodic in der Woche allein für Desinfektionsmittel aus, dazu kommt der enorme Mehraufwand durch das Desinfizieren. „Was sonst bis 17 Uhr gedauert hat, dauert jetzt bis 19 Uhr“, sagt er. Der Großteil der Gäste aber hätte vollstes Verständnis dafür, wenn sich ein Check-In auch mal verzögern würde. Überhaupt, eines hat die Corona-Zeit auch ihm persönlich gezeigt: „Es geht auch ruhiger, man muss nicht alles übers Knie brechen.“
Doch die aktuell steigenden Corona-Fälle stimmen auch Jagodic wieder besorgt. Persönlich, weil seine Mutter über 70 Jahre ist und damit zur Risikogruppe gehört. Wirtschaftlich, weil immer mehr Stornierungen für den Oktober reinkommen. Gäste aus den Niederlanden sind in den vergangenen Tagen sowieso keine mehr angereist, Gäste aus deutschen Risikostädten müssten einen negativen Corona-Test vorweisen. Wer das nicht macht, darf nicht ins Hotel. Dreimal musste er ein solches Beherbergungsverbot aussprechen, ansonsten rufen viele Gäste selbst an und informieren sich über die Regeln.
Viele Hygieneschutzmaßnahmen im Hotel
„Eigentlich bräuchten wir eine eigene Hotline fürs Hotel Doppeladler“, sagt Jagodic. So viele Fragen hätten die Gäste, auch zu den vielen Hygieneschutzmaßnahmen im Hotel. Die wenigen, die da sind, kommen mittlerweile meistens aus der Nähe. Nicht mehr von weiter weg wie Bayern oder Hessen. „Viele wollen einfach mal etwas rauskommen.“ Eine Prognose, wie es in den kommenden Monaten weitergeht, will er nicht stellen. Zu schnell verändert sich die Situation. Nur eines sagt er mit Blick auf seinen Vornamen, der übersetzt „Wunsch“ heißt: „Ich habe den Wunsch, dass die Corona-Zeit bald vorbei ist.“
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