Emmerich..

Heute vor 40 Jahren ereignete sich in Emmerich eine der schwersten Katastrophen in Emmerich nach dem Zweiten Weltkrieg: die Explosion bei der Oxydo.

Im Fernsehen lief gerade ein Film über Raketen, als er einen furchtbaren Knall vernahm. „Ich ging auf die Terrasse und sah in etwa zwei Kilometern Entfernung eine Stichflamme wie eine Rakete hochschnellen“, erinnert sich der heute 73-jährige Theo Koster an die Explosion heute vor 40 Jahren, exakt um 20.47 Uhr. Unglücksort: Oxydo, Werk II.

Insgesamt forderte die Tragödie fünf Menschenleben. Sachschaden: zirka zwei Millionen Mark. In der fünf Jahre alten Butanox-Anlage, die durch die Flammen zerstört wurde, ging gerade die Spätschicht ihrer Arbeit nach.

Ähnlich erlebte Martin Bettray, heute Feuerwehrchef, das Unglück. Er war erst acht Jahre alt, wohnte in Speelberg und saß ebenfalls mit der Familie vor dem Fernsehgerät, als sie den Knall in dem Chemiebetrieb hörten: „Wir gingen zum Fenster und sahen den Feuerschein, das war schon beängstigend.“

Der Knall war sogar bis ins 45 Kilometer entfernte Wesel zu hören, in der benachbarten Blücherstraße gingen Scheiben zu Bruch, selbst in ‘s-Heerenberg zerbrachen große Fensterscheiben. Von der Wucht der Explosion war ein fast vier Meter langer Träger in die kleine Tankstelle an der Reeser Straße geflogen.

Über die Ursache gab es zunächst keine genauen Angaben. Koster erinnert sich: „Der Deckel eines Behälters wurde durch eine 2000 bar starke Druckwelle bis zur Nierenberger Straße geschleudert und landete auf dem Kühlschrank eines Kollegen von mir.“

Koster arbeitete damals als Schlossermeister und TÜV-Verbindungsmann gegenüber von Oxydo, bei Noury & van der Lande. Beide Werke waren durch einen Zaun getrennt. Was zu dem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: Nur vier Monate später, am Samstag, 24. April 1971, gegen 14.30 Uhr, gab es eine weitere Explosion, diesmal bei Noury & van der Lande, die ein Todesopfer forderte.

Zurück zu Oxydo: Als Theo Koster von daheim das Feuer realisiert hatte, sprang er sofort in seinen Wagen und fuhr dem Ort der Katastrophe entgegen: „Ich war ganz frühzeitig da.“ Etwa in Höhe des Hauses von Dr. Behre am Parkring postierte sich Koster mit seinem Pkw und hielt den Verkehr auf und Schaulustige ab, damit Feuerwehr und Rettungsdienst durchkommen konnten. Über Giftstoffe, die vielleicht freigesetzt wurden, ist nichts bekannt.

Die Unglücke beunruhigten die Menschen sehr und setzten eine lebhafte Diskussion über die Standorte von Chemiewerken in Wohngebieten in Gang – ähnlich wie heute bei den Gefahrguttransporten der Bahn mitten durch Städte.

Richard Schäfer kam mit seinem kleinen BMW gerade aus Rees, als er in Höhe der heutigen Jet-Tankstelle einen Riesenknall hörte: „Hinter der Mauer stieg ein Feuerball auf. Mein Auto sprang hoch“ Der heute 68-Jährige, der 42 Jahre bei Noury gearbeitet hat, bog umgehend in die Blücherstraße ab, als sich ihm ein Bild des Grauens bot.